FMSO.DE - Erste Schritte auf dem Weg zum Pöler

Der Pöler

"Pöler" ist die Person (nicht das Auto), die ein Auto umbaut und mit Pflanzenöl fährt.
Das erfordert zumindest Grundkenntnisse über das Fahrzeug, den Motor, den Umbau usw.
Da kein Hersteller seine Fahrzeuge für Pöl freigegeben hat und die meisten Werkstätten und
Hilfsdienste höchstens Halbwissen haben, bekommt der Pöler bei Problemen meist die Antwort,
dass das Pöl das Problem sei...
Wer dem nicht mit fundierten Kenntnissen widersprechen kann, ist schnell und sinnlos viel
Geld los.


Unterschiede zwischen Diesel und Pflanzenöl (Dino und Pöl)

Praktisch gleich sind die zwei Stoffe beim Heizwert (Energiegehalt), der Verbrauch des
Fahrzeugs wird sich also kaum ändern.
Unterschiede bestehen bei:
- Viskosität (Zähflüssigkeit), entscheidend   für Kraftstoffversorgung und Zerstäubung.
  Pöl ist wesentlich dickflüssiger als Dino (bei sehr niedrigen Temperaturen auch
  "streichfähig" bis "stapelbar":-)
- Zündtemperatur, beeinflußt den Ablauf der Verbrennung
  Pöl hat eine wesentlich höhere Zündtemperatur, problematisch vor allem beim Kaltstart
- Nachhaltigkeit (fossiler oder nachwachsender Rohstoff, CO2-Ausstoß)
- Aufwand und Gefahrenpotential bei Herstellung, Transport, Verwendung (Energieaufwand,
  Transportaufwand, Umweltgefährdung, usw.)
- Wirkungen auf Gesellschaft, Politik, Wirtschaft (Möglichkeiten dezentraler Erzeugung,
  Kriegsgefahren usw.)


Um die technisch wirksamen Unterschiede auszugleichen gibt es zwei Grundkonzepte

1. Anpassung des Kraftstoffes:
- chemische Umsetzung (RME, Biodiesel, im weiteren Sinne auch BTL)
- Zusetzen von Additiven   oder Mischen verschiedener Kraftstoffe (z.B. Schurmischung)

2. Anpassung des Motors:
- 2-Tank-Systeme: Beim Kaltstart (evtl. auch bei Teillast) wird Diesel aus einem Zusatztank
  verbraucht, Umschaltung über Magnetventile, es gibt viele Möglichkeiten: vom einfachen
  Schalter bis zur rechnergesteuerten Umschaltung und Beimischung
- 1-Tank-Systeme: Fahrzeug ist so umgebaut, dass es auch kalt mit Pöl starten kann

Natürlich gibt es auch Kombinationen. Zum Beispiel mischen viele 1-Tank-Fahrer bei starkem
Frost kleine Mengen Dino oder RME bei.

Die Wahl des Umbaukonzeptes hängt u.a. vom Aufbau des betreffenden Motors und
Einspritzsystems ab:
- Wirbel-/Vorkammer-Motoren (meist ältere Fahrzeuge): unproblematisch
- direkteinspritzende Motoren (DI): Probleme bei kaltem Motor und wenig Belastung
  (Pöleintrag ins Motoröl - Polymerisation - Motorschaden! Zweitank-Umbau wird empfohlen)



- Reihen-Einpritzpumpen (RESP): problemlos, robust, erprobt
- Verteiler-Einspritzpumpen (VESP): größtenteils problemlos, Vorsicht beim Kaltstart!
  Gefahr eines Kolbenfressers der ESP
  hier ist noch der Hersteller der ESP wichtig:
  - Bosch Axialkolben-Pumpen: robust, gut geeignet, guter Ruf
  - Bosch Radialkolben-Pumpen (z.B. VP44): sehr empfindlich gegen Luft
  - Lucas (CAV, Delphi, Rotodiesel): anderer Aufbau, weniger geeignet, aber möglich
     (Zweitanksystem!)
- Pumpe-Düse und
- Common-Rail: immer DI! (s.o.), bisher wenig Erfahrungen, sehr unterschiedliche Meinungen,
  Schäden sind teuer, mindestens intelligente Zweitanklösung! Bereich für Pioniertaten.


Umbaumaßnahmen

Bei der Kraftstoffversorgung ist die Beseitigung von Engpässen wichtig:
- Filterdurchgang verbessern (durch Erwärmen des Pöls vor oder im Filter, Eckes, A8WT)
- Leitungen mit größerem Querschnitt verwenden (deutlich weniger Widerstand)
- evtl. vorhandenes Tanksieb entfernen, Intankpumpen und Satteltanks sind oft problematisch

Für das Einspritzsystem ist (bei VESP) die Vermeidung unnötigen Unterdrucks wichtig
(Maßnahmen s. Krafststoffversorgung). Sehr nützlich für die Diagnose bei Problemen (und
damit Pflicht!) ist eine Soganzeige (bei VESP) oder Vorförderdruckanzeige (bei RESP).
Hauptpunkt ist hier die Einstellung eines früheren Förderbeginns. Diese soll die
langsamere Zündung des Pöls und die Verspätung durch einen höher eingestellten
Düsenöffnungsdruck (DÖD) ausgleichen.

Am Motor selbst können Einspritzdüsen (ESD) und Glühkerzen (GK) angepasst werden.
Um die Zerstäubung des Pöls im Motor zu verbessern, können geeignetere ESD verwendet und
der Öffnungsdruck der Düsen (DÖD) erhöht werden.
Der Einsatz von längeren und/oder nachglühfähigen Glühkerzen, Änderung/Austausch des
Vorglührelais oder "mündige Glühanlage" verbessert den Kaltstart des Motors.

Um den kritischen Kaltstart zu umgehen, kann der Motor elektrisch (Netzanschluss notwendig!)
oder durch eine Standheizung (Achtung, verträgt keinerlei Pöl! 2.Tank!) vorgeheizt werden.


Welche Maßnahmen für ein konkretes Fahrzeug geeignet sind hängt von vielen Faktoren ab:
- Fahrzeug: Motor, Einspritzung, ...   s.o.
- Fahrprofil: Langstrecke, Stadtverkehr, viel Teillast oder Standgas
- Fahrer: Pöler (einfacher Umbau möglich) oder auch Uninteressierte (sollte sich ohne
  Spezialwissen bedienen lassen)
- Motivation: finanzielle, ökonomische oder technische Interessen
- finanzielle Möglichkeiten: beim Selbermachen ist die finanzielle Investition geringer,
  dafür muss mehr Zeit aufgewendet werden
- technische Möglichkeiten: Zugang zu Räumlichkeiten und Werkzeug, eigene Fähigkeiten
  (man kann alles lernen;-)
- Randbedingungen: Garage vorhanden? Standheizung? Übliche Tiefsttemperaturen?
  Nur Sommerbetrieb?


Kommerzielle Umrüster und Internet-Angebote

Heute gibt es eine unüberschaubare Anzahl verschiedener Umrüster, darunter leider auch
schwarze Schafe. Deshalb vor dem Umbau genau informieren! Hat der Umbau ein plausibles
Konzept oder eher diffuse Versprechungen? Vorsicht, wenn z.B. Umbausätze für alle
Fahrzeuge passen sollen (Jedes Fahrzeug ist anders, s.o.).

Zum Beispiel ist eine Behandlung des Pöls mit Magneten oder Ultraschall von zweifelhafter
Wirkung. Es gibt nur diffuse Angaben zur Wirkungsweise, die Gegenargumente sind dagegen
sehr plausibel. Auch eine Einrichtung zum Vorheizen des Pöls (elektrisch/über Kühlwasser)
ist alleine kein Umbau bzw. ein weniger wichtiger Teil eine solchen.


Wie weiter?

Es geht zunächst weiter mit Lesen:-)
Dies hier ist nur ein sehr grober Überblick, der meist nur Stichworte zur weiteren
Recherche nennt. Hierfür geeignet sind z.B.:
- poelwiki.de
- "Das Beste" aus fmso.de
- dabei findet man eine Menge interessanter Links auf andere Foren, private Seiten,
  Teilehändler, Umrüster usw.
- die Fahrzeug-Datenbank

Zumindest die Grundlagen und die auf das eigene Fahrzeug zutreffenden Punkte sollten
verstanden werden. Daraus ergibt sich ein Umbaukonzept und die einzelnen Maßnahmen.
Bei einigen Fahrzeugen kann durchaus als Einstieg mit verschiedenen Mischungen gefahren
werden, aber man sollte wissen, was man tut!

Für eine weitere Recherche über Probleme und Lösungen bietet sich die Archivsuche des
Forums (und auch anderer Foren) an. In z.Z. über 370.000 Beiträgen findet man
(mit passenden Suchbegriffen) eine gewaltige Menge an Erfahrungen und Tips. Die meisten
Ideen sind nicht neu und wurden schon oft behandelt.
Es besteht die Möglichkeit, sich das gesamte Archiv von FMSO lokal auf den Rechner zu
laden, und dann offline in aller Ruhe zu durchsuchen. Zugang und Anleitung unter:
http://www.fmso.de/dl/dl.htm(gibts zur Zeit noch nicht wieder, bitte Mail an Admin!)

Wenn es dann beim Umbau oder Betrieb Probleme gibt, die durch Recherche nicht zu lösen
sind, gibt es im Forum meist schnelle, selbstlose und kompetente Hilfe.

Falls Sie aber keinen Diesel sondern einen Benziner fahren so gibt es auch eine Alternative.

Noch einige Worte zum Forum:
Hier kann jeder schreiben. Die Kompetenz des Verfassers eines Beitrages (rettet dem
Genitiv:-) ist selten auf den ersten Blick zu erkennen. Auch hier hilft nur viel lesen,
dann kann man Könner und Schwätzer gut unterscheiden.
Für viele Teilbereiche gibt es noch nicht "Die Lösung". Entsprechend weit gehen oft die
Meinungen auseinander, manches ist eher Glaubenssache als Wissen. Umso wichtiger,
sich eine eigene Meinung zu schaffen.
Mit wachsender Erfahrung ändern sich oft auch Auffassungen im Forum. Zum Beispiel hielt
man vor einiger Zeit möglichst hohe Temperaturen an der ESP für sehr wichtig und
12Grad-Düsen für die besten Düsen. Beides wird heute nicht mehr so gesehen.

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