Der Mann hat Recht . . . zumindest zum Teil


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Ralf Hofmann am 15. September 2004 14:25:14:

Als Antwort auf: Ist Fahren mit Pflanzenöl ökologisch gesehen Unfug? geschrieben von Werner Nees am 13. September 2004 23:32:53:

Hallo,

>in dem nachstehend wiedergegebenen Artikel aus DIE ZEIT Nr.38, vom 09.09.2004, wendet sich der Verfasser, Hans Schuh, entschieden gegen die Auffassung, daß das Fahren mit Pflanzenöl ökologische Vorteile mit sich bringt.

dieses endgültige Fazit, das der Verfasser zieht ist sicher falsch, weil die Art seiner Betrachtung des Themas oberflächlich und kurzsichtig ist.

In einem Punkt (auf den ich nachher noch eingehen will) hat er jedoch Recht, dieser Punkte ist es auch, der die Pflanzenölfahrerei in einigen Jahren aussterben lassen wird, weil es dann was besseres gibt.


>Doch die gelben Blütenmeere sind ökologische Einöden, mit Pestiziden und Dünger auf hohen Ertrag getrimmt.

Das, und die nachfolgenden Sätze zum Thema "Anbau" sind wohl in Einzelfällen richtig, in der Masse jedoch unzutreffend und in der Perspektive gesehen reiner Bullshit.

Jeder Bauer sorgt aus eigenen (finanziellen) Interessen dafür, dass er so wenig Dünger und Pestizide braucht wie möglich. Insider wissen, dass es viele Ackerpflanzen gibt, die wesentlich mehr Aufwand (und damit Umweltbelastungen) mit sich bringen wie Raps oder andere Ölpflanzen, ebenso gibt es genügsamere Pflanzen. Relativ gesehen zum Aufwand und der Umweltbelastung der Erdölförderung (mit dieser Alternative muss man fairerweise IMMER vergleichen) ist auch intensiver Chemieeinsatz beim Rapsanbau (der mittlerweile die Ausnahme ist) relativ harmlos. Wo wir beim Beispiel Vögel sind - die Millionen toten Vögel, die allein bei Tankerunglücken über die Klinge springen wird der Rapsanbau NIE erreichen.

> Aus ihm entsteht auch ein Treibhausgas (das Stickoxid N2O, vulgo »Lachgas«), das 310fach stärker wirkt als Kohlendioxid (CO2). Das verhagelt die Klimabilanz des Biodiesels, der zudem mehr ozonfördernde Abgase produziert als üblicher Diesel.

Das ist nicht nur falsch, sondern offenbar ganz bewusst irreführend geschrieben. Jedenfalls von journalistischer Sorgfaltspflicht der Recherche (das sage ich ganz bewusst als Journalist) ist hier keine Spur zu sehen.
Die NOx-Emissionen von Brachflächen liegt über der von mit Raps bewirtschafteten Ölflächen.
Die klimarelevanten Abgasemissionen eines mit Pflanzenöl oder RME angetriebenen Fahrzeuges liegen deutlich unter denen eines mit Diesel angetriebenen Wagens, das ist recht leicht auszurechen. Das komplette klimarelevante CO2 fällt im Pölbetrieb ja weg, das wird auch nicht durch einen leicht angestiegenen NOx-Wert kompensiert.

Die Fakten sprechen hier also eine ander Sprache als der Artikel - wem wird man wohl glauben?

>Da das Öl nur ein Drittel der Energie in der ganzen Rapspflanze nutzt, ist auch die Energiebilanz schwach. Andere nachwachsende Rohstoffe wie Holz liefern fünfmal so viel Energie pro Hektar.

Das ist der Punkt, wo der Mann Recht hat, und genau das wird dem Pflanzenöl eines Tages den Hals brechen. Synthetische Kraftstoffe aus Biomasse werden, wenn sie denn mal zu bezahlbaren Preisen verfügbar sind (nach Planung von VW, Mercedes usw. etwa zwischen 2010 und 2015) alle anderen verfügbaren Treibstoffe verdrängen. Hoffentlich . . .

>Daher sind Bioalkohole (Ethanol oder Methanol, »Holzgeist«) viel billiger als Biodiesel. »Rapsölscheichs« benötigen hohe Steuervorteile für ihren Treibstoff, den überwiegend Spediteure kaufen.

Das ist wieder Unfug. Bioalkohol braucht wegen eines erheblich aufwändigeren Herstellungsverfahrens genauso indirekte Subventionen über das Mineralölsteuergesetz wie RME und andere Biobrennstoffe. In § 2a Mineralölsteuergesetz ist darum Bioalkohol genauso genannt wie RME.

Naturlich benötigt man Steuervorteile für Brennstoffe aus Biomasse. Der Verbraucher würde sie, ohne das steuerlich eingegriffen wird NIE kaufen, weil sie noch viel teurer sind als Erdölprodukte.
Darum haben wir ja "Steuern", darum heissen sie auch "Steuern", weil die Regierung damit gewisse Dinge "steuert". Hier z.B. die (absolut sinnvolle) Hinwendung zu regenerativen Energieträgern, die anders nicht vollzogen würde, weil die Menschheit schlicht zu blöd und zu geizig ist, von allein das Richtige zu tun.

> So fördert Biodiesel Schwerlastverkehr und landwirtschaftlich Masse statt Klasse.

Auch wieder journalistische Dampfblasen und dummes Zeug. RME fördert in geringem Umfang den LKW-Verkeht, aber nur wegen der zentralen Herstellung dieses Treibstoffes. Für Pöl trifft das schon weniger zu. Was verschwiegen wird, sind die eingesparten vielen tausend Schiffskilometer, die das gesparte Erdöl NICHT aus irgendwo in der Welt nach Deutschland gekarrt werden muss.
Was auch verschwiegen wird, ist die Tatsache, das der LKW gar nicht nennenswert mit Schiene oder Wasserwegen konkurriert, weil weder die Bahn noch das Schiff die Masse der LKW-Frachten auch nur annähernd ersetzen kann (weiss ich aus eigener Erfahrung) und jemals wird. Das ist eine Illusion von ein paar realitätsfernen grünen Politikern.
Es kann nur darum gehen, den unvermeidlichen Schwerlastverkehr so umweltverträglich wie möglich zu gestalten, dafür ist Pöl und RME eine gute Sache!

Ebenso ist es völlig richtig, die landwirtschaftliche Masse zu fördern, wovon sollen denn die vielen Bauern in den neuen EU-Beitrittsländern sonst leben? Von Stillegungsprämien, die letztlich WIR zahlen?
Hätte sich der Autor mit der Thematik auch nur annähernd befasst, wäre er schnell auf die umfangreichen Forschungen gestossen, die gerade für Energiepflanzen getrieben werden, um Ertrag, Umweltverträglichkeit und Qualität zu verbessern. Die Stichworte sind u.a. Fruchtfolge, Mehrfruchtanbau, Züchtungen auf die Optimierung als Energiepflanzen usw.

> Nicht nur Hippies hatten sich unter Flower-Power anderes vorgestellt.
Ja, die hatten noch Recht damals . . . am Morgen ein Joint und die Welt ist Dein Freund. joker Hach, was waren das noch für Zeiten damals . . . grade die Hippis fahren heute mit regenerativen Treibstoffen, weil sie sich nämlich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, nicht so wie dieser Schmierfink (Hans Schuh) aus der Zeitung.

MfG
Ralf Hofmann

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