Die Regelabweichung interessiert den D-Anteil nicht


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Geschrieben von Werner am 05. April 2019 00:21:44:

Als Antwort auf: Die Wahrheit liegt dazwischen... geschrieben von Joachim S am 04. April 2019 14:19:04:

Die Zeit, die man beim D-Anteil eingibt (klassischer Regler), ist die Zeit, innerhalb derer der P-Bereich einmal komplett durchlaufen würde, wenn es nur ein P-Regler wäre. Damit verstärkt sich die Wirkung des D-Anteils mit der Verstellung des P-Anteils, was in der Regel auch so erwünscht ist. Gelegentlich nimmt man aber die D-Zeit lieber wieder etwas zurück, wenn man den P-Bereich stärker stellt.

Irreführend ist mitunter, daß der P-Bereich früher in Prozenten angeben wurde und damit ein kleiner P-Bereich eine große Verstärkung bedeutete. Inzwischen machen das die Firmen unterschiedlich und jede glaubt, das beste zu haben. Siemens ist z.B. Siemens und bleibt Siemens. Da ist der positive P-Faktor gleichbedeutend mit der Umkehrung des Signals, weil das nunmal über 90 % der Regler so haben (umgekehrte Wirkungsrichtung). Je höher der Wert, desto größer die Verstärkung, das ist schulmäßig falsch, geht aber offenbar den Anwendern schneller ein.

IC-Eckartbzw. Foxboro läßt keine negativen Vorzeichen vor der P-Verstärkung zu, dafür kann man ein Häkchen in einem Kästchen machen, ob umgekehrter oder gleichsinniger Wirkungsrichtung.

Siemens läßt die Integralzeiten ganz normal als Sekundeneingabe, gibt man aber 0 ein, dann wird der I-Anteil abgeschaltet. Richtiger wäre ein Zeichen für "AUS", weil dann die Zeit eigentlich unendlich groß sein müßte. Bei der Übertragung von Datensätzen für kribbelige Regelungen ist es schon passiert, daß I-Anteil kleiner eine Sekunde darüber völlig verloren gegangen sind.


Cool sind die alten pneumatischen Regler, wo man die Parametrierung mit Schraubenzieher und Drosseldüsen vorgenommen hat. Wenn die nicht den richtigen Bereich hatten, mußte man einen anderen Baustein einsetzen, der dann im richtigen Bereich lag. Wenn man es vorher nicht abschätzen konnte, welchen Bereich man brauchte, dann hatte man in der Hosentasche lauter LEGO-Steine mit Zahlenaufdruck und Einstellschraube. Spätestens beim dritten Wechsel fiel einem dann ein kleiner O-Ring runter in den Matsch (die standen ja vor Ort und nicht in der Meßwarte) oder sonst wohin und der Regler war nicht mehr dicht. Also beim nächsten Mal . . . . Tütchen O-Ringe mitnehmen.


Ich erinnere mich noch gerne an einen Fall, wo der Kunde (Kraftwerk) auf einem superdupergenauen Sollwert bestand, obwohl das für seine Anlage gar nicht so relevant war. Unsere Pumpe lief superruhig und brachte sehr konstanten Druck auch ohne Regelung. Sobald aber die Regelung eingriff, gab es böse Reglerschwingungen. Die kleinen Bausteinchen im lokalen Druckregler ließen sich nicht so weit verstellen, das Ruhe eintrat und andere Blöckchen bekamen wir nicht auf die Schnelle. Da habe ich dann die beiden Aufkleber für Handbetrieb und Automatik abgezogen und vertauscht wieder aufgeklebt. Alle waren begeistert, wie die Regelung die bösen Pumpenschwingungen im Griff hatte und die Tatsache, daß der vertragliche Sollwert etwas überschritten wurde, war nicht mehr wichtig.

Man muß sich eben nur zu helfen wissen.


Gruß

Werner

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