Alkylat wird aber auch butanisiert


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 21. Juni 2019 22:00:14:

Als Antwort auf: Re: Durchgebrannte Ventile geschrieben von Sauger am 21. Juni 2019 10:48:00:

Moin,

100 % Isooktan funktioniert tatsächlich nicht. Als Werksstudent habe ich in der Raffinierie 5 Liter vom Isooctan, was für die Prüfmotoren zur Kalibrierung verwendet wurde, abgezweigt und in meinen vorher extra leer gefahrenen Opel getankt. Der wollte auch erst nicht. Dann gabs noch was extra in den Vergaser und er lief. Im warmen Zustand ging es dann und es war schon ein seltsames Gefühl mein einem Reinstoff zu fahren. Gasreaktion total anders, bei niedrigen Drehzahlen schlecht bis sehr schlecht, bei hohen Drehzahl racemäßig. Die 5 Liter waren schnell verbraucht und mein Experiment beendet.

Die Motoröle haben aber schon seit Jahrzehnten keine metallischen Zusätze. Castrol hat dieses Molybdän Öl auf den Markt gebracht. Da stand dann extra drauf, daß Molybdänsulfid drin ist. Das muß auch drauf stehen, denn die Entsorgung oder Aufbereitung von Altöl ist darauf angewiesen, daß sich nur Kohlenwasserstoffe im Öl befinden. Bei Fetten mag das anders sein, da steck ich nicht so drin.

Motoröle werden mit Polyisobutylen auf Viskosität eingestellt. Diese sog. PIBs gibt es in einer Riesenspannweite von ca. 20 Butyleneinheiten bis 145. Das ist dann das zäheste. Durch die Doppelbindung im Butylen sind diese Verbindungen angreifbar durch Reste aus der Verbrennung und verlieren allmählich ihre Wirkung. Daher ist Altöl auch häufig nur noch kalt halbwegs viskos und im warmen Zustand dann wie Wasser. Mitunter liest man, daß die langen Molekühle durch die Scherkräfte zerrieben werden. Das ist aber nicht so. Die Scherkräfte im Motor reichen bei weitem nicht, um Molekülbindungen zu zerstören.

Da PIBs hochpreisige Zusatzstoffe sind, lohnt es sich, aus Butanchargen das nur in wenigen Prozent vorkommende Butylen heraus zu destillieren. Das Butan wird z.B. in Wesseling geladen und per Schiff nach Köln zur Anlage gebracht und dann abgereinigt wieder abgeholt. Kapitäne, die solche Charter noch nicht gefahren haben, sind immer wieder verwundert, was das soll. Sie merken den Unterschied nicht. Aber wie gesagt, bei den erzielbaren Preisen kann man sich solche Verfahren erlauben.

Die Herstellung ist gar nicht so einfach. Für die Polymerisation sind exakt eingehaltene Prozeß-Bedingungen erforderlich und es kommt immer wieder auch zur Überpolymerisation - dann geht nichts mehr!

Alle Pumpenfilter auf und händisch reinigen. Macht Spaß, nämlich überhaupt nicht ! Der Gestank ist einfach nur widerlich, wenn dann noch als Lösemittel Dodecanol dazu gekommen ist, habe ich das Weite gesucht, sonst wäre mir der Wochenspeiseplan wieder hochgekommen.

-----

Beim Zweitakter wird das Öl meist so schnell mit durchgespült, daß es nicht groß irgendwo anbacken kann. Die älteren Motoren sind spültechnisch noch nicht so ausgefuchst gewesen, da hat der Auslaß sich gerne auch mal zugesetzt.

Beim Benziner-Viertakter ist Öl im Brennraum nicht vorgesehen und deshalb auch nicht dafür Vorsorge getroffen worden. Öle brennen nun mal nicht so schnell ab, wie Benzin und die Zeit, in der alles ablaufen soll, ist verdammt kurz.

Beim Diesel ist das Öl dem Diesel so ähnlich, daß man sogar mit Öl fahren kann. Das ist ein Grund, warum der Dieselmotor damit besser umgehen kann. Der zweite Grund ist, daß die Verdichtungstemperatur bei starkem Ölkohleansatz schon reicht, um die oberste Schicht zum Glühen zu bringen. Da der Dieselmotor im Mittel mit sehr viel Luftüberschuß läuft, wird die Schicht irgendwann auch wieder abgeglüht. Nur ganz schlecht eingestellte Maschinen, die ständig Vollgas laufen, z.B. Arbeitsmaschinen auf Baustellen, die können richtig versiffen und verrußen.

Gruß

Werner

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]