Man kann, aber . . . .
Geschrieben von Werner am 15. Oktober 2019 21:10:56:
Als Antwort auf: Re: Stimmt, warum auch nicht geschrieben von Holger am 15. Oktober 2019 19:47:03:
mit etwas Übung.
Der Bagger hat keinen eigenen Steuerhydraulik-Kreis. Die Hebel gehen eben so, wie sie gehen. Und wenn ein Ventil verstellt ist, kann es sogar sein, daß beim zarten Andrücken, der Ausleger erst wieder zurück läuft.
Der Vorführer in dem Video hat selbst kaum Erfahrung mit dem Gerät. Er macht das ganz offensichtlich noch nicht oft. Schau mal bei U-Tube. Da gibt's Videos von Privatleuten. Die haben es besser drauf.
Der Ventilsteuerblock ist halt ein Standard-Ding. Nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Wer selbst einstellen kann, kann noch etwas tunen. Ich habe alles so gelassen, wie es war.
Dosieren kann man also nur über die Steuerkante des Hydraulikventils. Einfach mal an den Hebel packen führt tatsächlich zum Ruckeln. Meine Freundin wollte auch mal, haut die Schaufel auf den Boden, der Bagger erhebt sich ruckartig. Sie läßt im Schreck wieder los, bzw. gibt noch Gegenrichtung und hüpft ein Handbreit aus dem Sattel. Seitdem hieß das Gerät bei uns "Rodeokrabbe". Die Liebste hat es nicht mehr probiert. Meine Kinder allerdings beide, und der Junge hatte gleich von Anfang an ein Feingefühl, das war echt erstaunlich.
Da es nur einen Kreis gibt und die Hydraulikzylinder alle gleich sind, sucht sich bei gleichzeitiger Bedienung mehrerer Funktionen die Maschine immer zuerst den Zylinder, der am leichtesten geht. Man kann aber auch die ganz langsame, kleine, einzelne Bewegungen machen. Arme ruhig halten ist geboten.
Beim Ausbaggern habe ich immer die Schaufel ganz eingeklappt, damit möglichst wenig wieder rausfällt. Der Arm habe ich dann schon auf "hoch" gestellt, während die Schaufel noch zufährt. Ist die Schaufel am Anschlag, dann geht der Arm hoch, hat aber schon Vordruck und ruckelt dabei nicht. Ebenso habe ich die Aufwärtsbewegung des Armes dann schon gleich mit der Schwenkbewegung kombiniert, sodaß alle Bewegungen weich und flüssig abgelaufen sind. Immerhin hat der Bagger die EURO-Steuerung und nicht irgendwas selbst erfundenes. An einem Tag hatten wir mal zwei Mädels mit Schubkarre, zwei Motor-Dumper (mit Herrenbedienung) und alle vier waren gut am flitzen mit dem Abraum, den der Kleine weggemacht hat.
Natürlich hat der nicht alles das, was ein Minibagger hat. Gräben ziehen z.B. geht nur, wenn man darüber steht. Schmal Gräben entlang einer Hauswand oder Mauer gehen nicht. Beim Minibagger kann man den Arm so verschwenken, daß die Kabine schräg steht, aber der Arm wieder gerade. Allerdings darf man sich über die Reißkraft keine Illusionen machen. Wenn der Bagger seitlich quasi an sich selbst vorbei Aushub machen soll und der Boden sich wehrt, dann kippt der Bagger schnell weg oder verdreht sich - auch mit abgesenktem Schild.
Für den Profi ist das Gerät vermutlich zu langsam. Die Konstruktion ist aus China, aber nicht für verwöhnte Europäer gemacht, sondern für den eigenen Markt. Da schaut man nicht auf die einzelne Schraube, aber des Konzept läuft. Der Vergleich mit den alten MZ-Motorrädern paßt ganz gut. Für den einen ist es Spaß, sich mit der Schaufel über die Wiese zu ziehen, wie ein Elefant auf Rollschuhen mit dem Rüssel. Der andere akzeptiert so etwas niemals und will ein Raupenfahrwerk. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Die meisten Hobby-Baggerpiloten, die ich kenne, vergleichen alle Eigenschaften aus den Tests, wenden selbst aber gar nicht alles an. Das ist bei solch einem Einfachgerät total anders.
Ich hatte noch eine breite Glattschaufel mitbestellt =>140 EUR. Die habe ich umgedreht montiert und damit den Boden glattgeschoben. Irgendwann geht es wie mit den eigenen Armen, man kriegt eine gerade Bewegung hin, obwohl die Gelenke alle nur Kreisbögen ausführen können.
Moderne Computerbagger haben Einrichtungen dafür, da muß der Fahrer nichts mehr machen. Früher gab es Wettbewerbe im Glattziehen. Da sind zum Teil Jungs dabei, die machen Dir den Boden frei Auge mit 1% Gefälle oder auch genau in die Waage, die denken gar nicht mehr nach beim Arbeiten.