Gut gebrüllt , Löwe


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 28. November 2019 09:39:31:

Als Antwort auf: Re:Schon mal über Requpation der Bremsenergie nachgedacht? geschrieben von r.l. am 20. November 2019 19:48:58:

Die Bahn kann die Energierückspeisung längst nicht in dem Maße nutzen, wie es wünschenswert wäre. Zu viele Hindernisse! EAW hat das so dargestellt, als müsse man nur morgens ein bißchen Strom ins Netz geben, und dann liefe es alles wie von selbst. Das ist leider nicht so.

Bei der Rückspeisung muß der Zug, der den Strom bekommen soll, auch in den Nähe sein. Wenn in Köln der ICE bremst und Strom ins Netz gibt, hat der ICE in München, der genau passen zu dem Zeitpunkt aus dem Bahnhof fahren will, wenig davon. Wandler, die genau die 15 kV mit 16 2/3 Hertz wieder ins Netz speisen, haben ziemliche Verluste. Ein Bekannter von mir, der bei Siemens diese System mit gebaut hat, sagt mir, dass man froh ist, wenn 30% überhaupt ins Netz gehen. Man hat sich lange mit Interferenzen und daraus entstehenden Hochspannungsspitzen rumgeschlagen, die im Anfang sogar Bauteile des Antriebs zerstört haben. Überall, wo man Spitzen dämpfen muss, geht was verloren.

Würde man eine konstante Drehzahl fahren können im Generatorbetrieb, dann wäre es einfacher. Bei Verkehrssystemen mit Bergauf- und Bergab-Fahrten wird das ja auch gemacht. Dort ist es aber Gleichstrom, der sich für solchen Rückspeisungen doppelt besser eignet. In Bonn läuft die Straßenbahn auf 600 Volt Gleichstrom, da wird auch kräftig rückgespeist. Die Bahnen sind alle sehr nah beieinander und dort lohnt sich das. Fast alle Achsen werden angetrieben und die Bremsleistung läßt sich elektrisch sauber dosieren.

Apropos Bremsleistung: der klassische ICE kann das nicht wirklich benutzen, weil nicht die Lok den Zug abbremst, sondern die Bremsen der einzelnen Waggons + die Bremse der Lok. Sonst würde der Bremsvorgang zu lange dauern und die Operabilität des Zuges einschränken. Beim ICE-Triebwagenzug sieht es besser aus, aber dort werden auch nicht alle Wagen angetrieben. Für leichte Verzögerungen kann elektrisch gebremst werden. Beim Einfahren in den Bahnhof werden aber alle Räder gebremst - schon aus Gründen des Komforts und der Sicherheit.

Die Güterzüge, die den eiligen Personenzügen häufig Platz machen müssen, können bei dem Verhältnis Masse zu Leistung noch viel weniger eine Rückspeisung nutzen. Sie müssen rasch auf das Nebengleis, dort innerhalb bestimmter Strecke zum Stehen kommen, und hinterher, wenn die Strecke wieder frei ist, erneut anfahren. Der Güterwaggon wiegt beladen 80 Tonnen, der Personenwagen etwa 24 Tonnen. So braucht der Güterzug wesentlich länger, um wieder Fahrt aufzunehmen. Die Energie ist futsch, weil die Waggons nicht einzeln mit Elektrik ausgerüstet sind. Sie haben gute Bremsen und brauchen die auch, aber Energierückgewinnung läßt sich damit nicht durchführen - zumindest nicht mit dem heutigen Stand der Technik. Dennoch ist die Bahn sehr sparsam, weil sie für jedes Kilojoule verbrauchte Energie einfach mehr transportieren kann, als andere Systeme.

Leider habe ich die Rente noch nicht vor Augen, sonst könnte ich ja bald jede Menge Blödsinn in Foren schreiben :). Aber bis dahin muß ich noch meine spärlichen Kenntnisse einsetzen, um ein bißchen Geld zu verdienen.

Gruß

Werner

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]