Re: Zahlenspielerei


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Geschrieben von sir mix a lot am 28. April 2020 20:53:48:

Als Antwort auf: Re: Zahlenspielerei geschrieben von sir mix a lot am 26. April 2020 23:34:25:

Hier die aktuellen Zahlen von Montagabend, die nicht wie üblich kommentiert, sondern lediglich bekanntgegeben wurden:

- 128.339 identifizierte Infizierte aktuell seit dem 01.03. bislang.

- 28.055 Covid-19 - Patienten werden aktuell in den Kliniken behandelt; im Saldo neuaufgenommene / entlassene Patienten in den letzten 24 Stunden sind dies 162 weniger. Erneut ein leichter Rückgang.

- 4.608 schwere Fälle davon befinden sich aktuell auf den Intensivstationen; im Saldo hinzugekommene / auf die Stationen zurückverlegte Patienten in den letzten 24 Stunden sind dies 74 weniger. Auch hier eine Fortsetzung des Trends.

- 23.293 Tote sind aktuell seit dem 01.03. in den Kliniken sowie Alten-/Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen zu verzeichnen. Ein Zuwachs um 437 in den letzten 24 Stunden; diese Zahl ist somit nach einem Rückgang in den letzten Tagen wieder angestiegen.

- 14.497 dieser Toten entfielen auf die Kliniken (+ 295 in den letzten 24 Stunden), 8.796 auf die Heime (+ 142 in den letzten 24 Stunden).

- Seit Beginn der Epidemie wurden 88.712 Patienten in den Kliniken behandelt; 45.513 wurden in dieser Zeit wieder nachhause entlassen.


Zahlendiskussion:

- In den täglich bekanntgegebenen Totenzahlen der Generaldirektion des Gesundheitswesens sind die entsprechenden Zahlen aus den Kliniken und den Heimen enthalten. Nicht (oder nur in bestimmten Fällen) erfasst in diesen Zahlen sind die Covid-19 - Toten, die zuhause oder andernorts versterben / verstorben sind und die vom Hausarzt oder den Notfallmedizinern festgestellt werden. Diese Toten werden als die ‚unsichtbaren’ oder ‚verborgenen’ Toten genannt. Nach ersten Berechnungen des Verbands der Allgemeinmediziner liegt die Zahl dieser Toten seit Beginn der Epidemie bei 9.000. Diese Zahl bedürfe allerdings noch der Überprüfung und Bestätigung, wie der Präsident des Verbandes Jacques Battistoni erklärte. Die Organisation der Notfallmediziner wies auf einen Anstieg Zahl der vorgefundenen Toten bei ihren Einsätzen im Zeitraum 22.03. - 05.04. um 54% hin.
Battistoni verwies auf die gestiegene Gesamtmortalität in Frankreich im Zeitraum 01.03. - 13.04. im Vergleich zu den entsprechenden letzten beiden Vorjahreszeiträumen hin (2020: 93.839 Tote; 2019: 75.100; 2018: 83.108).

- ‚Le Monde‘ veröffentlichte am Montag Zahlen hinsichtlich der Sterblichkeit auf den Intensivstationen, die deutlich von denen der vor kurzem von der Generaldirektion des Gesundheitswesens genannt wurden abweichen. Deren Generaldirektor Jérôme Salomon hatte Berichte zurückgewiesen, wonach diese Sterblichkeit von Covid-19 - Patienten auf den Intensivstationen bei 50% lägen. Nach der ihm vorliegenden Auswertung (eines Teils) der Intensivstationen des Landes läge die Zahl im Schnitt bei 10% (in einer Schwankungsbreite von 5% - 20%, je nach Patientenklientel).
‚Le Monde‘ berichtet nun über die Auswertung von ‚Réseau européen de ventilation artificielle‘ (Reva), die zu einer entsprechenden Sterblichkeitsrate von 30% - 40% kommt. Reva ist ein Netzwerk von Intensivmedizinern, das schwere Fälle auf den den Intensivstationen in Frankreich erfasst und nachvollzieht. Es hat sich 2009 im Zuge der H1N1 - Infektionen gebildet.
Mathieu Schmidt, renommierter Intensivmediziner am Krankenhaus Pitié-Salpétrière in Paris und Koordinator von Reva, verwies darauf, dass Mitarbeitern auf Intensivstationen, Epidemiologen und anderen die genannten 10% als zu niedrig erschien. Auch diejenigen, die 2009 bei H1N1 eine Sterblichkeit auf den Intensivstationen von 25% festgestellt hatten, kam sie zu niedrig vor. Mittlerweile hat Reva 70 von 200 Intensivzentren ausgewertet. Die Unterschiede zur der Generaldirektion vorliegenden Auswertung lägen in den unterschiedlichen Zeiträumen der Auswertungen (16.03. - 12.04. zu 28.03. - 25.04.) und dem Anteil der jeweiligen Beatmungspatienten (55% zu 80%). Hinzu käme das Problem der Erfassung bei permanenten Änderungen auf den Intensivstationen durch Neuankünfte, Rückverlegungen auf die Stationen, Verlegungen und Sterbefällen.


Sonstiges:

- In den Übesee-Départements werden zur Zeit deutlich mehr am Dengue-Fieber (wird von der Tigermücke übertragen) Erkrankte als Covid-19 - Patienten gezählt. Entsprechend sind auch die Unterschiede in den Belegungszahlen in den Krankenhäusern inklusive der Intensivstationen und auch die Anzahl der Toten.

- Der Betreiber von Alten-/Pflegeheimen ‚Korian‘ (ist mWn auch in Deutschland aktiv) ist in die Kritik geraten, weil in dessen Heimen bislang mehr als 600 Covid-19 - Tote zu verzeichnen sind. Die Leitung des Unternehmens wies sie Kritik zurück.

- Die Region Île-de-France wird den ‚Stipendiaten‘ unter den Schüler der Region (die quasi von Zuzahlungen zum Schulessen befreit sind), einen Scheck über 60 € zur Verfügung stellen. Während der Schulschließungen im Rahmen des confinement waren auch die Schulkantinen geschlossen und werden dies auch nach der Wiedereröffnung der Schulen bleiben. Für die Eltern dieser Schüler (109.000 Familien vor allem in den ‚sensiblen Vierteln) bedeutet dies eine starke finanzielle Belastung, da die Verpflegung dieser Kinder nun vom ohnehin knapp bemessenen Einkommen der Eltern bestritten werden muss.

- Die französischen Regionen pochen auf eine Öffnung aller Sektoren der Wirtschaft im déconfinement ab 11. Mai. Dies würde dann auch die Gastronomie / Hotellerie umfassen. Dies scheint nach Regierungsauffassung allerdings frühestens ab Juni (und dann unter Auflagen) angedacht.

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