Vor allem ist das auch schlecht umkehrbar


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Geschrieben von Werner am 10. September 2020 11:15:44:

Als Antwort auf: "ich mache zu" geschrieben von Uli S. am 10. September 2020 10:16:35:

Moin Uli,

alle ausgereizten und empfindlichen Systeme haben die Eigenschaft, auf kleine Störungen extrem zu reagieren - wobei der Verlauf der Reaktion häufig langsam beginnt und dann immer stärker wird.

Nun will ich nicht behaupten, Corona sei eine kleine Störung, aber nachdem allmählich ein Umgang mit dieser Pandemie sich abzeichnet, haben sich alle möglichen Parameter der Wirtschaft schon so weit verstellt, dass man das nicht einfach alles wiederherstellen kann. Gestern bin ich mit meiner Tochter am Rhein lustgewandelt und wir haben mehrere Pulks von jungen Mädchen Platz machen müssen, die die Schule aus hatten und mit ihren (neuen) Fahrrädern mit Tempo und quietschvergnügt das Rheinufer runter gesaust sind.

Diese Mädchen saßen früher gestopft im Bus und in der Bahn, haben heute keine Lust mehr auf Maske und fahren Fahrrad. Die Fahrradhändler kommen schon seit einem knappen Jahr gar nicht mehr hinterher.

Conclusium: im Winter werden viele von denen auch wieder Bahn fahren, aber die meisten haben Lust an der Bewegung entdeckt, an der Gemeinschaft, beim Fahrrad fahren kann man schlecht auf das Smartphone schauen, also bleibt es in der Tasche. Die Schülerinnen probierten auf dem rel. breiten Fahrradweg Dinge aus, die für uns damals normal waren: Freihändig fahren, überholen, wer ist die Schnellste, Lust an der Bewegung, der Geschwindigkeit, vielleicht sogar dem Risiko . . . .

Das Gebiet, wo mein Sohn jetzt hin gezogen ist, kann sich kaum noch vor Fahrradtouristen retten. Dort eine Übernachtung zu bekommen, ist echt schwierig, gottseidank kann ich inzwischem bei meinem Sohn übernachten. Menschen machen Urlaub, weil sie ein schönes Lebensgefühl möchten. Und wenn sie dazu keinen Düsenjet brauchen, bleibt der am Boden stehen. Das ist nicht auf einmal wieder alles anders, nur weil irgendjemand die Corona-Regeln aufhebt.

Volkswirtschaften, bei denen der größere Anteil der Entscheidungen auf Luxusentscheidungen basiert, sind extrem gefährdet für Krisen. Die TUI hat trotz Sparkurs im Mai täglich soundsoviele Millionen Miese gemacht (ich habe die Zahlen wieder vergessen)

Dennoch ist genug für alle da und es wird sich in den nächsten Jahren eher erweisen müssen, wie man das verteilt und weniger, wie man das mehrt.

Ich halte des mit dem Kölner Spruch: Et kütt, wie et kütt, und et hätt noch immer jood jejange!

Gruß

Werner

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