Fehler und Lernen


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Geschrieben von huebi am 03. Dezember 2020 11:58:31:

Als Antwort auf: Hammer ! geschrieben von Werner am 03. Dezember 2020 00:24:59:

Moin Werner.

Solche Klopfer sind gluecklicherweise selten und schaerfen die Aufmerksamkeit auf die Umstaende drumherum ungemein. Und Dein damaliger Chef war echt cool, denn er wusste, dass das gut in Dich investiertes Geld war.
Mir hat mal ein erfahrener Ingenieur erklaert, dass einen Fehler nicht schon in der Planung zu beheben spaeter das tausendfache kostet.

Normalerweise wird bei Vortraegen ueber tolle Dinge nur ueber das tolle Ding und wie toll man dabei war, berichtet und nicht ueber das, was auf dem Weg zum tollen Ding so alles schief gegangen ist.
Man will ja glaenzen und nicht doof dastehen und sich dann der Haeme der Dummen aussetzen.

Aber eigentlich sind die Fehler ja genau das was erklaert warum etwas genau so funktioniert wie es ist. Die einwandfreie Funktion ist sozusagen von Fehlern eingekreist.
Kenne ich die Fehler nicht und aendere ich auch nur einen Parameter, laufe ich in einen (mir unbekannten) Fehler und das Ding funktioniert ploetzlich nicht mehr und keiner weiss warum.
Wenn ich hingegen die Fehler, bzw. die Grenzen der variablen Parameter, kenne, kann ich das tolle Ding sicher beherrschen.

Vor diesem Hintergrund bekommt der Spruch "Never touch a running system!" einen faden Beigeschmack. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob ich weiss warum und in welchen Grenzen ein System funktioniert oder ob ich nur weiss, dass es gerade funktioniert.

Beispiel:
Einen T3 mit konstant 50 km/h im zweiten Gang zu fahren, funktioniert einwandfrei. Er erreicht und haelt die Geschwindigkeit. Der Dumme, der nun die Grenzen des Systems T3 nicht kennt, wird jetzt (Never touch a running system!) mit rasselnden Ventilen weiter fahren und die bald nachlassende Geschwindigkeit mit dem Gaspedal nachregulieren bis der Motor irgenwann vergleuht ist.
Kenne ich jedoch die Fehler und Funktionsgrenzen des Systems T3, in diesen Fall waere es die Drehzahlgrenze des Motors, schalte ich einfach in den 5. Gang und das System funktioniert problemlos und fehlerfrei weiter.

Wir entwickeln ja gerade einen Pruefstand fuer die VP37.
So etwas gibt's ja auch fertig bei BOSCH zu kaufen, ist schoen als Messmittel zertifiziert und kostet irgendwas 6-stelliges.
Nur ist die volumetrische Messung der Foerdermengen in diesem offenen System eine riesige Schweinerei, denn schon nach erstaunlich kurzer Zeit schwimmt die halbe Werkstatt in Diesel. Been there, done that, ist einfach Kacke.
Abhilfe hierfuer ist ein geschlossenes und trotzdem belueftetes System vom Austritt an den Duesen bis zur Messeinrichtung.
Damit ist schon mal die Schweinerei deutlich eingegrenzt weil, wenn alles dicht ist und bleibt, die zu messende Menge nur an einer Stelle austritt.
Dann ist es noch wichtig, dass die innere Oberflaeche der Messleitungen moeglichst klein ist. Das vollstaendige Benetzen dieser Oberflaeche bei geringen und geringsten Foerdermengen kann schon mal eine Minute dauern, bis sich dann ein konstanter Volumenstrom am Ruecklauf eingestellt hat. Sobald das geschehen ist, kann die Messung gestartet und auf den Messauslass umgeschaltet werden.

Bei der volumetrischen Messung ist das Ablesen der Messzylindern wegen der groben Skalierung mit erheblichen Fehlern behaftet.
Also haben wir von Anfang an auf die gravimetrische Messung gesetzt und ich habe eine passende und genaue Waage besorgt. Diese misst auf 10 mg genau und ist sogar geeicht.
Also laeuft nun die zu messende Foerdermenge aus den Messausgang in einen Auffangbehaelter und wird anschliessend gewogen.

Und jetzt mal ein bisschen glaenzen:
Bei einer Kontrollmessung konnte ich gestern einen Unterschied von 70,89 g zu 70,82 g feststellen. Das ist ein Unterschied von nicht einmal drei Tropfen, bzw. eine Wiederholgenauigkeit von unter einem Promille Abweichung und damit um mindestens eine Groessenordnung besser als die Pruefstaende von Bosch.

Klartext:
Gestern Abend hatte ich bei einer Messung vergessen, dass Mengenstellwerk zu verstellen, zufaelligerweise blieb die Einspritzpumpentemperatur auch gleich und der Deteq-Tester hat das Mengenstellwerk auch immer perfekt eingeregelt. Und ich habe bei beiden Messungen noch alle Tropfen am Messausgang in dem Messbehaelter fallen lassen. Realistisch ist eine Wiederholgenauigkeit von etwa 0,5% zu erreichen weil einfach sehr viele Faktoren Einfluss auf das Messergebnis haben.

Hier noch ein Video von gestern, wo der aktuelle Stand gut zu sehen ist.

Die ganzen Fehler, die wir in den letzten Monaten gemacht, erkannt und geloest haben, wuerden dan Rahmen diese Forums deutlich sprengen. Das werde ich demnaechst mal zusammentragen und an anderer Stelle dokumentieren.

Viele Gruesse,
huebi

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