Nein, völlig klar


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Geschrieben von Werner am 21. Dezember 2020 13:10:22:

Als Antwort auf: Re: Pölschmierung geschrieben von Hanomedes am 20. Dezember 2020 22:32:14:

Moin,

das ganze ist auch umgekehrt gelaufen. Der Freund aus dem erwähnten Land (viel weiter nörlich und am Übergang zur Sahelzone) hat uns besucht und beim Smalltalk "Was macht Ihr denn so?" habe ich ihm die Anfänge der Maschine gezeigt. Das eigentliche Vorhaben, einen Flugmotor zu bauen, war damals schon nicht mehr heiß.

Er ist ein hochrangiger Kirchenvertreter und versucht, in seinem Land so etwas ähnliches, wie Ordnung zu schaffen. Die Politik ist dabei nicht auf seiner Seite.

Er hat berichtet, dass der einzige Motor, der Aussicht auf ein rel. langes Leben bei ihnen hat, der luftgekühlte Zweizylinder-Entenmotor hat. Diesen kennen sogar die Leute in abgelegeneren Gebieten und können ihn reparieren (Stand 2000).

Man ist mit einer ganzen Delegation nach Frankreich gezogen, um den Hersteller zu einer Verlängerung der Produktion zu bewegen. Keine Chance! Der Motor wurde als unbrauchbar für heutige Zwecke deklariert, hat schlechtes Abgas und Lieferungen an ein afrikanisches Land mit wenig Stückzahlen bringen dem Autohersteller keine wirklichen Gewinne. Sie haben sogar versucht, den Motor selbst herzustellen, aber das ist an allen möglichen Dingen gescheitert.

Und so wurde ein bißchen die Idee gesponnen, etwas zu bauen, was auch möglichst wenig Teilen besteht und was möglichst mit Erdnußöl lauffähig wäre.

Die Maßgabe war, keine Elektronik, möglichst gar keine Elektrik, als Betriebsstoff Erdnußöl (gibt es da reichlich und dezentral) und im Leistungsbereich von 10 kW bis max. 40 kW.

Die Menschen möchten alles haben, finden die Sachen toll, fragen nach Handys und schenken einem ein Huhn (was soll ich damit ?), aber einen Arbeitstag lang eine Richtung verfolgen oder irgendwo mal dran zu bleiben, das schafft man nicht. Der Sinn dessen geht sofort wieder verloren und alles, was blinkt und toll aussieht, wird sofort geklaut. Die europäischen Entwicklungshelfer, die ich dort gesprochen habe, viele Italiener übrigens, die haben sich dort eingerichtet, lieben ihre dunkelhäutigen Frauen und leben einfach dort. Wirklich etwas zu bewegen haben sie längst aufgegeben. Da entsteht mal ein kleines Windrad mit ein bißchen elektrischer oder mechanischer Leistung, da laufen die Leute zusammen und schauen sich das an, wie die Kinder zu Weihnachten. Aber dann reicht das Geld aus Europa nicht, solche Dinge instand zu halten und der nächste Sandsturm fegt einfach alles weg.

Wären dort Bodenschätze, die man in Europa gut gebrauchen könnte, dann sähe das anders aus. Dann würde die Menschen dort aber auch nicht ausgebildet, sondern nur die simpelsten Dummijobs kriegen.

Mit Indien kann man das auch nicht vergleichen. Ich war zwar noch nicht dort, aber höre von meinem Bruder und anderen darüber. Dort ist Gemeinschaft ein hohes Gut und das Team hat einen gewissen Stellenwert. In Afrika nimmt sich jeder, was er kriegen kann und kratzt einfach ab, wenn er (oder sie) krank wird oder nichts mehr zu essen hat - oder erschossen wird.

Klingt jetzt sehr negativ und hoffentlich nicht rassistisch, ist auch nur mein subjektiver Eindruck.

Als junger Kerl wollte ich Entwicklungshelfer werden und in Brasilien den Leuten zeigen, wie man Landmaschinen repariert. Als ich dann gesehen habe, was die Entwicklungshilfe tatsächlich vorhat - nämlich große Projekte wie Staudämme und Kraftwerke und vor allem viel Geld daran verdienen - da habe ich diesen Organisationen schnell den Rücken zugekehrt. Wenn ich sehe, was z.B. heute aus Brasilien geworden ist, bin ich froh darüber.


Gruß

Werner

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