Ich, Feilen verlernt man nicht
Geschrieben von Werner am 06. März 2021 12:56:08:
Als Antwort auf: Angeber geschrieben von Henzo am 06. März 2021 01:43:28:
Moin Henzo,
in unserem Lehrbetrieb war das Feilen auch ein Thema. Spezialität: Kurbeln feilen!
Das war mit die verhassteste Tätigkeit und wurde gerne den Lehrlingen überlassen.
Die Kurbeln waren aus Grauguß und hatten einen gegossenen, eher symbolischen Innenvierkant. Daraus sollte ein passender Vierkant für die spätere Welle gefeilt werden. Die Gußhaut war extrem hart und schwer zu durchdringen, sobald aber der Grauguß frei lag, nahm man mehr weg, als man ursprünglich wollte. Und das ganze sollte ja auch halbwegs zentrisch sein und die Kurbel sollte nicht auf dem Vierkant der Welle klappen usw. Gut, dass die Kunden in die Kurbeln nicht so genau reingeschaut haben. Es gab innerbetriebliche Verbesserungsvorschläge, die Kurbeln ohne Vierkant zu gießen (mein Lehrbetrieb hatte eine eigene Gießerei, auch die der Chef sehr stolz war) und dann erst ein zentrisches Loch in die Kurbelachse zu bohren und dieses dann mit entweder Feile oder Räumwerkzeug in den Vierkant zu bringen. Aber das stieß bei der Firmenleitung auf taube Ohren. Wir sollten lieber unsere Arbeit machen . . . .
Ich denke, wenn man genug Geduld hat, geht alles. Als Lehrling kann man es sich nicht so aussuchen und lernt eigentlich nur, dass man eben 8 Stunden am Tag sich mit was beschäftigt. Das Erfolgserlebnis kommt dann irgendwann.
Schweißen kann ich z.B. gar nicht. Hab ich mich aber auch nicht mit beschäftigt. Mein Bruder dagegen hat nie eine Lehre gemacht, sondern "nur" ein ganz passables Abitur. Aber der konnte Autos schweißen, die sind anstandslos durch den TÜV gegangen. Er hat halt lange genug sich damit beschäftigt.
Dem einen liegt das und dem anderen was anderes. Das war schon immer so.
GrußWerner