Das war ein bißchen anders


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Geschrieben von Werner am 01. April 2021 21:45:00:

Als Antwort auf: Re: Noch was zu den Knickpleuels geschrieben von Joachim S am 01. April 2021 16:07:27:

Moin Jo,

das fing ganz anders an. Ich bekam einen Anruf von einem Herrn (ich erinnere mich ums Verrecken nicht mehr an den Namen, die E-Mail habe ich auch nicht mehr), der mir erklärte, er sei Journalist und man habe ihm gesagt, dass man alte Heizkessel mit einem oder mehreren Steinen im Kessel zu geringerem Verbrauch verhelfen könne.

Der Mann war aus Essen und der Tipp kam von einem Mann, der an der FH Gelsenkirchen für Versuche zuständig ist, der hat sich an mich erinnert und diesem Journalisten gesagt, er solle sich an mich wenden, um eine vernünftige Erklärung dafür zu bekommen.

Man hatte in der Nachbarschaft solche Dinge gemacht, aber es gab keine Protokolle darüber.

Jedenfalls kamen wir so in den Kontakt und ich habe ihm erklärt, dass bei alten Heizkesseln zum Teil die Wärme einfach durch den Schornstein rauscht und dies auch für so gewollt war wegen Schwefel und austropfenden Kaminen usw. Und dass man früher Kessel gebaut hat und irgendwelche Brenner davor gehängt, scheißegal, Hauptsache Flamme.

Wenn man aber zusätzliche Heizflächen schafft (in Form von Steinen), die dann beim Abschalten der Feuerung noch ein wenig Energie weiter abgeben, dann könne das durchaus sein, dass das in der Summe etwas Öl spart.

Nun denn, der Typ wollte dann von mir wissen, wie er das technisch richtig feststellen könne und ich habe ihm empfohlen, den Verlauf der Abgastemperatur nach dem Start des Brenners zu messen einmal mit und einmal ohne Steine. Das haben die dann wohl auch so gemacht und mir die Ergebnisse geschickt. Daraus lies sich ein gewisser, aber nicht wesentlicher Effekt ableiten.

Die Jungs (das waren schon ältere Jungs damals) hatten mit der Logik operiert: "Ja, die Wärme wird gespeichert, deshalb " usw. usw. das klang alles so, wie, wenn mein Vater früher die Thermodynamik erklärt hat. Jedenfalls wollten die sogar ein Patent darauf - man glaubt es nicht.

Ich hab in Erinnerung, dass der eine Ölkessel aus der Nachbarschaft fast 300 °C Abgastemperatur hatte, also noch richtig aus Omas Zeiten gewesen sein mußte. Ich konnte damals nicht selbst hin fahren.

Na jedenfalls, das Kesseltuning war in dem Moment tot, als ich erklärt habe, dass die neuen Kessel so gut ausgereizt sind, dass man die nicht mehr tunen kann und das Steine im Brennraum nur die Abgaswerte verschlechern.


Und so kamen wir auf die Knickpleuel und dieser Journalist wollte eigentlich immer nur genau wissen, worauf er denn wirklich achten müsse, weil er schon gemerkt hat, dass ihm einige Leute ein X für ein U machen wollten. Die Knickpleuel waren aber zu dem Zeitpunkt schon Geschichte und es ließ sich im Nachherein da nichts mehr dran ändern.

Ich fand den Kontakt nett, das ist etwa 20 Jahre her und der Mann war damals so alt, wie ich jetzt. Ich fand gut, dass er die Plausibilität so ernst genommen hat und nicht gleich in Euphorie losgeschrieben hat.

Das blöde an diesen ganzen Geschichten ist ja, dass man den TÜV zu jedweden Versuchen hinzuziehen kann, wenn man das möchte. Man erklärt dann, was man vorhat und was der TÜV anschauen soll und dann macht er für Money genau das. Auch wenn der ausführende TÜV-Mensch sieht, dass das Nepp ist und wenn er evtl. meint, man müsse Leistung und Verbrauch messen, wird er das nicht sagen, weil er - ohne gegen Gesetze zu verstoßen - sich genau an die Kundenvorgabe zu halten hat.

Man liest solche Dinge wie ". . . . vom TÜV bestätigt" usw. aber das ist keine Aussage, die den Vorteil einer Entwicklung zeigt.

Der TÜV schreitet erst dann richtig ein, wenn jemand etwas vorhat, was technisch unsicher ist. Dann wird es aber auch vehement und der Prüfer hindert sogar die Leute an der Auführung oder weist zumindest sehr dringlich darauf hin. Wenn diese Leute sehen, dass was nicht ok ist, gehen die in den Knast, wenn sie nichts sagen und etwas passiert. Und es ist sehr schwer für einen TÜV-Prüfer zu erklären, er habe das nicht gewußt oder nicht gesehen.

Und so umgibt sich der TÜV mit dem Flair "hat schon alles seine Ordnung und seine Richtigkeit", aber Leute, die betrügen wollen, geben dann auch schon mal Geld aus, um jemanden dabei stehen zu haben. Macht sich gut in der Werbung, ist aber immer zu hinterfragen.


++++++


Wir hatten mal richtig Streß mit einer Maschine in einer Anlage, wo es Gutachten darüber gab, wie und wo und was. Dann haben wir einen Vereidigten genommen und vesucht, ihm eine Wertung zu entlocken. Der war dicht wie ein U-Boot und hat nichts dazu gesagt. Erst, als ich ihn vor versammelter Mannschaft fragte, "wenn Sie das bauen müßten, würde Sie das so ausführen?", hat er mit einem spontanen, sehr deutlichen "Nein" geantwortet.

Das war uns Wertung genug und wir haben den Mann entlassen, damit er seinen Bericht schreiben konnte.


Gruß

Werner

der die Versuche von Volksverdummung total haßt

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