Fliehkraft-Zündverstellung


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Geschrieben von Werner am 17. Mai 2022 00:20:55:

Als Antwort auf: Ja, das ist klar... geschrieben von Joachim S am 16. Mai 2022 19:23:31:

Moin,

selbst die neueren Viertakter z.B. von Kawasaki oder Honda hatten nicht in dem Sinne eine Verstellkurve, sondern eine Fliehkraftverstellung, die innerhalb einer rel. kurzen Drehzahlspanne von ganz hinten nach ganz vorne verstellt hat. Der Bereich wurde zwar angegeben, aber als linear unterstellt, und das war auch überhaupt nicht wichtig. Es ging nur darum, dass die Werkstatt prüfen konnte, ob die Verstellung innerhalb der vorgesehenen Toleranzen war.

Beim Käfer haben wir mal die Verstellung nur so aus Blödsinn mit dicken Weckgummis an der Verstellung gehindert. Ich bin dann losgefahren und habe mich echt gewundert, dass schon unterhalb mittlerer Drehzahlen quasi nichts mehr kam.

Würde man Zündmagneten mit ihrer großen Umlaufmasse verstellbar machen, dann würde beim raschen Hochdrehen, den ein Zweitakter nun mal macht, das Massenträgheitsmoment des Polrades der vorgesehenen Verstellung entgegenwirken. Sobald die Drehzahl dann nicht mehr steigt, käme die Vorzündung quasi hinterher. Das wäre sicherlich nicht schön zu fahren.

Bei den Flugmotoren mit Magnet gibt es gar nichts. Die haben einen Zündzeitpunkt und fertig. Dazu muß man aber auch sagen, dass der gesamte Drehzahlbereich viel kleiner ist. Solch ein Motor läuft im Leerlauf vielleicht 700 oder sagen wir 750/min und auf Betriebsdrehzahl 2250/min, also das dreifache und nicht das zehnfache wie bei Motorradmotoren.

Damit ein solcher Hubraumriese nicht beim Anlassen zurück schlägt, haben die Motoren Schnapper oder englisch Impulse Couplings eingebaut. Die halten den Magneten kurz vor dem festen Zündzeitpunkt fest, während sich der Motor weiter dreht. Dabei wird die Feder dieser Kupplung vorgespannt und entlädt sich beim Weiterdrehen, sobald die Feder maximal vorgespannt ist und dadurch die Halteklaue einzieht. Der Magnet schnappt dann wieder in Originalstellung (deshalb der Name Schnapper). Dadurch wird der Zündzeitpunkt verzögert erzeugt und vor allem auch dann erzeugt, wenn die Drehzahl eigentlich noch nicht ausreicht für einen Zündfunken. Eine geniale Idee, patentiert irgendwann im 2. Weltkrieg.

Sobald etwas Drehzahl ansteht, setzten Flieggewichte den Schnapper außer Funktion. Ganz böse: wer glaubt, er könne einen Flugmotor bei eingeschalteter Zündung gaaaaanz langsam durchdrehen, ohne dass der zuschlägt, der hört gerade noch den Schnapper einrasten, dann haut ihm der Propeller auch schon aus der Hand - sofern zündfähiges Gemisch im Brennraum ist.

Und wenn es doof kommt haut der nächste Propellerflügel gleich drauf noch mal AUF die Hand, wenn die nicht sofort aus dem Propellerkreis gezogen wurde. Das ist nicht mehr lustig, im besten Fall sind nur ein paar Finger gebrochen.


Gruß

Werner

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