Dito


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Geschrieben von Werner am 04. Februar 2023 22:44:01:

Als Antwort auf: Wundert mich nicht geschrieben von waldi am 04. Februar 2023 21:15:11:

Moin Waldi,

bin jetzt bei den Instrumenten meines Flieger angelangt und erschrecke ebenfalls, was da noch alles ist oder nicht ist, wieviele kleine Käbelchen irgendwo lang laufen, alle in schwarz, nicht unterscheidbar, jedes auf seine Art wichtig. Aber so ist das halt.

Lohnfertigung ist übrigens häufig gar nicht so teuer, es muß nicht Mädler sein, da gibt es auch andere. Nach einem gewissen Durchhang gibt es sie inzwischen wieder, die Drehereien, denen man eine Zeichnung gibt und die machen das dann.

Nochmal zur Paarung Spindel und Mutter. Die Spindel ist das A und O. Wenn die Steigungsfehler hat, dann wirds gemein. Gewindespindeln sollte man auch nicht richten, wenn sie krumm sind, wenn man Genauigkeit fordert. Dann lieber wegwerfen.

Die Mutter muß einfach nur gleichmäßig das mitmachen, was die Spindel gerade will. Ob die dann auf zwei Flanken trägt oder auf allen sechsen, das ist egal. Hauptsache gleichbleibend.

Ich habe schon auf Drehbänken gearbeitet, wo abhängig vom Durchmesser, die Zustellung am Handrad mal 5% drüber lag und mal drunter. Warum? Weil beim Planvorschub mal was hängengeblieben ist (Meißel abgebrochen) und die Spindel gewaltsam verdrillt wurde. Aber der Chef ist knauserig und der Mitarbeiter flexibel. Und so wurden es dann doch immer Maschinen, die der Chef verkaufen konnte.

Ganz ehrlich, ich bin froh, in so einem Laden gelernt zu haben. Das war alles nur so präzise, wie es mußte, aber nicht besser - manchmal auch schlechter.

Wenn wieder mal die Graugußwange nach dem Hobeln - sagen wir - ungerade war, dann kam die nicht nochmal auf die Bank, das schwere Ding. Nein, dann wurden die Verschleißschienen montiert und vermessen. An den Stellen, wo zuviel Luft war bei der Kontrolle, wurden dann Stempelkarten (Du hast richtig gelesen) untergelegt und das Feintuning ging über das Anzugsmoment der vielen Schrauben über die ganze Länge. Das Grobtuning ging nach Farben, die rosa Stempelkarten waren die dicksten, die blauen waren die dünnsten und die ockerfarbenen lagen im mittleren Bereich.

Und wenn dann alles fertig war, dann kaum Paul-Heinrich, unsere Spritzlackierer mit seiner Spachtelmasse und ganz viel Farbe in Hammerschlag grün. Da haste nix mehr gesehen !

Den Kunden wurde eingeschärft, die Schienen niemals selbst abzuschrauben, damit die Justierung nicht verloren geht. Sie haben sich brav dran gehalten. Das hätt aber auch sonst ein Hallo gegeben.

Wir haben auch 28er Bohrer aus der Mitte geschliffen, damit sie 30 bohren. Der Chef hatte die günstig gekriegt. So war das damals.


Die Spielfreiheit, die Du Dir wünschst, um einfacher zu arbeiten, die ist selbst bei neuen Maschinen nicht gegeben. Man lernt in der Lehre, dass man immer beim Span ansetzen den toten Gang überwindet und dann zustellt. Will man also den Meißel rausdrehen, dann dreht man erst zurück und dann wieder vor auf das neue Maß. Das ist absolut Usus und so normal, dass man nicht mehr drüber nachdenkt.

Im Neuzustand sind es dann vielleicht ein oder zwei Zehntel, später wird es dann mehr.

Gruß

Werner

(der sich jetzt erstmal einen Kabelplan zeichnet)

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