Die Airliner haben es auch noch doppelt schwer
Geschrieben von Werner am 07. März 2023 18:17:43:
Als Antwort auf: Re: Wegen seiner Stall-Warnung... geschrieben von huebi am 07. März 2023 17:35:10:
Moin,
Airliner fliegen hat Ähnlichkeit mit LKW fahren. Das Gewicht der Einheit kann sehr sehr unterschiedlich sein. Ein vollgetankter Jumbo hat mehr Sprit an Bord als er selber wiegt. Die Fluggäste und die Ladung sind gar nicht mehr so entscheidend.
Wenn der dann über die Bahn beschleunigt zum Abheben, dann fliegt der, wie ein nasser Sack, hebt sich mühsam in die Höhe und hat bis auf Reiseflughöhe bereits etliches an Treibstoff verbraucht und auch an Gewicht abgenommen. Wenn nach langem Interkontinentalflug dann die Landung ansteht, ist das im Grunde nur noch eine Alublechröhre, dessen schwerste Punkte die vier Triebwerke sind. Man kann einen leergeflogenen Jumbo richtig richtig langsam machen und er fliegt immer noch.
Deshalb müssen die Piloten nach Tabelle und nach Computer fliegen. Die Stallwarnung berücksichtigt das alles. Mit Gefühl ist da nicht mehr viel zu machen - und in Streßsituationen schon gar nicht.
Im zweiten Weltkrieg ist mal nachts ein deutsches Flugzeug über dem Mittelmeer in großer Höhe beschossen worden und hatte anschließend keinen Strom mehr. Die Motoren liefen, aber durch die geschlossene Wolkendecke fliegen war ein riesengroßes Wagnis. Der Kommandant hat dann beide Motoren so exakt wie möglich auf gleiche Leistung und Drehzahl gestellt und ist in Kreisen abgestiegen. Nur durch das veränderte Geräusch der beiden Motoren, von denen ja einer etwas schneller angeblasen wurde, als der andere, hat er sich im Kreissinkflug stabilisiert. Es hat geklappt, sie sind östlich von Italien über dem Meer aus den Wolken gekommen und konnten in Italien einen Flugplatz anfliegen.
Heldentaten ? Eigentlich schon, ich war freilich nicht dabei und bin auch ganz froh darum. Aber die Leute hatten im Krieg auch eine ganz andere Einstellung und waren oft in der Situation, nichts mehr verlieren zu können.
Gruß
Werner