Re: Der Lader im PRG...


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Geschrieben von Werner am 21. Mai 2023 12:24:14:

Als Antwort auf: Re: Der Lader im PRG... geschrieben von Joachim S am 21. Mai 2023 11:11:02:

Moin Jo,

hier mal meine Gedanken/Kommentare zu den Punkten.

Mechanik schließt Du aus - ok, da bin ich nicht der Experte.

Die Abgasmenge des Motors ohne Verbrennung wird schlagartig so klein, dass der Ladedruck kaum noch zu halten ist. Die Ladedruckanzeige konnte ich im Video nicht richtig erkennen, sie dürfte aber auch nicht so schnell reagieren, dass man das genau verfolgen könnte.

Wenn der Motor es schaffen würde, durch das Pumpen von "heißer Luft" den Ladedruck aufrecht zu halten, dann wäre der Turbolader total falsch ausgelegt und würde keinerlei Ansprechverzögerung haben. Vielleicht an dieser Stelle mal: ist die Bremswirkung beim Gaswegnehmen erhöht ?

Das heißt aber nicht, dass die Leitschaufeln nicht sofort schließen. Das ist ganz sicher so, wenn die Ladedruckregelung versucht, den Druck aufrecht zu halten. Aber wo sollten dann die Schwingungen herkommen ? Zu ist zu und wenn nicht irgendwelche Endlagenfehler am Aktuator zum Wiederöffnen führen, würden die Dinger auch zu bleiben. Für den richtigen Ladedruck fehlt einfach die Power aus der Turbine. Man hört auch, dass die Drehzahl des Laders unmittelbar abnimmt. Zwar nicht schlagartig, wie bei einem kleineren Laufrad, aber auch nicht wieder zunehmend. => mein Fazit, an der reinen Regelung kann es nicht liegen, dann gäbe es unter Last auch enorme Schwingungen.

Wenn das Geräusch weg ist bei offenen Leitschaufeln, passiert da offensichtlich was, aber ich denke nicht, dass es die Regelung ist. Dann mußte systemisch der Ladedruck genau dieser Schwingungsfrequenz folgen.

Punkt 1:
untere Grenze der Schaufelschließung:

würde ich auf jeden Fall probieren. Das Ansprechen beim erneuten Gasgeben ist dadurch potentiell geschwächt, aber das würde ich erst mal testen, ob das überhaupt zum Tragen kommt. Alles, was man blockiert oder eine Grenze setzt, ist schon positiv gegen Schwingungen **


Punkt 2:

Geschwindigkeit der Schaufelschließung:

wäre ich ganz vorsichtig mit. Wenn sich das auch auf die Öffnungsgeschwindigkeit mit auswirkt, wird das Ansprechen schlechter und Schwingungen werden allemale verstärt. Vielleicht erinnerst Du Dich an die Sägerei am Bus, als wir (ich) davor gewarnt haben, die Gasverstellung langsamer zu machen - was aber nichts genützt hat: Du mußtest es selbst probieren. Ergebnis: langsamere Amplituden mit noch höheren Ausschlägen.

Also langsam schließen ok, aber auf jeden Fall schnell öffnen. Dennoch kann langsames Schließen später in bestimmten Lastzuständen zu höllischen Ladedruckschwankungen führen.


Punkt 3:

Sollwert der Ladedruckregelung von der Gasstellung abhängig machen:

So würde ich es auf jeden Fall in meinem Anlagenjob machen. Da reden wir aber über andere Reaktionszeiten. Wir haben zum Teil Reglerschwingungen in den Systemen mit Amplitudenlängen von Stunden.

Also müßte man dazu wissen, wie schnell das alles reagiert. Die Gefahr von Trägheiten, die dann wieder zu Schwingungen führen, ist gegeben. Wenn der Ladedruckregler plötzlich sagt "Nix mehr", dann öffnen sich die Schaufeln, die Turbine läßt nach, der Gaswiderstand im Motor geht weg und der Verdichter schaufelt viel Luft, was ihn stärker bremst. Er würde also sogleich mit der Drehzahl schnell abfallen, was evtl. gar nicht gewünscht ist. Beim Wiederangasen müßte die Regelung sehr sehr schnell arbeiten, damit die Schaufeln sofort schließen.


Zusatz zu Punkt 2:

D-Anteil vergrößern:

auch sehr gefährlich. Der D-Anteil versucht, Änderungen entgegen zu wirken. Er mag keine Sprünge, bzw. soll sie verhindern. Man kann auch sagen, der D-Anteil ist total unsportlich und eignet sich vielleicht für Güterzüge. Was die meisten Leute nicht so kapieren ist, dass der erhöhte D-Anteil auch wieder zu Schwingungen führen kann. Vermeintlich müßte doch das ganze ruhiger werden. Sobald aber ein I-Anteil mitredet, dem die Dämpfung durch den D-Anteil nicht gefällt, geht das Desaster schon los.


Damit würde ich jetzt nochmal prüfen, ob irgendwas die Schaufeln wieder öffnet, was nichts mit dem Regler zu tun hat. Sodann würde ich die Endstellung "geschlossen" Pöchen a Pöchen weiter vergrößern und schauen, ob die Gasannahme schlechter wird.

Es ist sicherlich gut, wenn die Schaufeln sofort schließen, dann könnte der Lader bei schnellem Gangwechsel sogar noch genügend Puste haben.


Langes Schriebs ehrliches Eingeständnis: wo die Schwingungen herkommen, weiß ich nicht. Dass die geschlossenen Schaufeln so viel Widerstand bieten, dass der Ladedruck höher, als im Betrieb ist, schließe ich vom Bauch her aus. Die Frequenz ist ziemlich langsam, da hat der Lader schon viel weniger Drehzahl und kann das gar nicht mehr schaffen. Das paßt irgendwie nicht so richtig. Wenn die Schaufeln noch schneller sich bewegen könnten, wäre es ruhiger in der Regelung. Ich weiß noch nicht mal richtig, wie die angesteuert werden, schreibe hier Klugschiß rum und habe selbst daran noch nie gebastelt. Ich hatte gerade mal sowas in der Hand, aber ausgebaut.

Gruß

Werner


** für den, der es mag noch was zur Regelgung: Kühlschränke sind extrem regelschwierig. Im Studium haben wir an diesen Geräten lange rumgerechnet und auch Versuche gefahren. Die Regelung über den AN/AUS Schalter ist war sehr preisgünstig, das ist aber nicht der Hauptgrund, warum es so gemacht wird. Beim Zweipunktregler ist das Abschalten und Anschalten eine starre Grenze, die alle Schwingungen im System tötet. Es gibt zwar die sog. Sägezahnkurve des Reglers selbst, aber Systemschwingungen sind weg. Unser Prof meinte dazu: "wenn sie gar nicht durchblicken und keine Regelung zustande kriegen, dann müssen Sie die Sache takten"


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