Re: Bei den Landtechnikern waren es immer die 10%...


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Geschrieben von AudiJörg am 12. Juni 2023 21:40:49:

Als Antwort auf: Re: Bei den Landtechnikern waren es immer die 10%... geschrieben von Werner am 12. Juni 2023 12:29:37:

Hallo Werner und Obi,

das war schon aus der Ausbildung, nicht aus dem Studium, da wurde die Leistung an der Zapfwelle gemessen, wenn der Bauer der Meinung war, die Leistung passte nicht.
In den Werkstatt-Dokumenten der Hersteller (In meinem Fall Fendt, Mercedes, MF und Fiat) war die Zapfwellenleistung angegeben, die da sein sollte. In der Regel 10 % unter der Motorleistung.

In der Landtechnik liegt die volle Motorleistung in der Regel gerne Dauerhaft an, im Gegensatz zum PRG oder anderen PKW, aber auch im Gegensatz zu den LKW.

Die Momente in den Achsen sind wirklich fies, wenn 200 PS oder mehr in Kombination mit einer Radlast von 5 Tonnen und einer Fahrgeschwindigkeit von 3-4 km/h bei einem Rad-Durchmesser von knapp 2 m übertragen werden. Es gab bei Fendt z.B. Aufkleber in der Kabine, die ersten 2 Ackergänge dürfen nicht für schwere Zugarbeiten genutzt werden.

Mittlwerweile ist das ganze so Spitz auf Knopf ausgelegt, dass die elektronisch geregelten Motoren variable Leistungen Bereitstellen.

Anfangs war es eine Leistung, die entweder über die Achsen oder die Zapfwelle voll übertragen werden konnte. Dazu kam ein fester "Boost" von 20 bis 40 PS wenn die Fahrgeschwindigkeit über 20 km/h stieg (Momente sinken, Drehzahlen steigen) oder die Zapfwelle Leistung abgibt. Der Findige Bauer pflügt mit einer leer drehenden Zapfwelle und wunderte sich über defekte in der Hinterachse.

Später wurde es intelligenter, der Boost wurde variabel zugegeben, je nach abgegebener Leistung an den Fahrantrieb (Das Getriebe weiß, wie viel Leistung es überträgt), die Zapfwelle (man misst den Schlupf an der Lamellenkupplung, der minimal vorhanden ist) und zusätzlich der Hydraulik (Volumenstrom berechnet man aus Drehzahl und Schwenkwinkel der Pumpe, den Druck misst man).
Wenn also der Fahrantrieb für 250 PS ausgelegt ist, hat der Trecker auch die Leistung. Werden jetzt noch 30 Ps an der Zapfwelle und 25 PS hydraulisch abgegeben, wir der Motor beispielsweise bis 300 PS hoch geregelt. Natürlich werden dabei Temperaturen penibel überwacht und nehmen bei verstopftem Kühler den Boost auch rigoros zurück, bevor es ggf. in eine Warnung geht.

Messungen sind für die Werkstätten kaum möglich, die Zapfwellenbremse steht fest und kann nur schlecht beim fahren genutzt werden. Allerdings sagt der Motor ja, ähnlich wie bei einer OBD-ASU ob's ihm gut geht und was er tut.

Die DLG hat dadurch schon vor vielen Jahren einen 3-Achsigen LKW gebaut, der vom Trecker über eine Betonpiste gezogen wurde. Es konnten c.a. 350 PS gebremst werden, dann fing der LKW aber auf trockenem Beton je nach Geschwindigkeit an zu rutschen. Zusätzlich war am Heck des Treckers ein Modul angehängt, welches hydraulische Leistung gemessen und die Zapfwelle über eine dicke Hydraulikpumpe gebremst hat. Hydraulisch waren 60 PS, an der Zapfwelle c.a. 300 möglich.

Der Trecker zog Kraftstoff und Ad Blue aus dem LKW, das wurde auch gemessen. Das Ergebnis waren Verbrauchswerte für verschiedenste Betriebszustände mit der Kombination verschiedener Verbraucher.

Umgesetzt wurde alles im LKW in Wärme, im Herbst konnte die Betonpiste beim einfahren locker getrocknet werden.

Mittlerweile wurde ein stationärer Rollenprüfstand mit ähnlichen Funktionen gebaut, der LKW war immer vom Wetter abhängig. So ein Kühlpaket nimmt sich gerne auch mal ein paar Liter Diesel, wenn die volle Leistung in der Sonne bei 30 Grad abgegeben werden soll, der Wettbewerber das ganze bei 5 Grad und Wolken macht.

Die Rolle steht in einer Halle, kann in der Länge dem Radstand angepasst werden. Hydraulik und Zapfwelle werden ebenso geprüft, Kraftstoff auch, aber eben in einer temperierten Halle.

Wen's interessiert, einfach nach DLG PowerMix googeln, es gibt ettliche Berichte.

Werners Köllner Stiefelfetischisten haben sich mit übertragbarer Rad-Leistung beschäftigt. Ein Trecker war mit Drehmoment-Messungen an allen 4 Rädern ausgerüstet und ein Pistenbully hat mit seiner Winde festgehalten. Analysiert wurden Zugkräfte und Zugleistungen der Räder auf dem Acker, in der Furche, unterschiedlich ballastiert und mit verschiedenen Luftdrücken.

Ich war so einer, habe mich aber an einem damals neuen Projekt beteiligt, bei dem die Reifendynamik bei Fahrmanövern mit angebautem Pflug und verschiedenen Luftdrücken analysiert wurde. Absolut spannend, wenn du mit angebautem Pflug und 30 km/h den Ecltest fährst und sich der schlauchlose Reifen von der Felge trennt...da durfte beim Fahrer und Beifahrer auch mal ein Reserve-Schlübbi dabei sein, der Höhenunterschied des Reifens sind ja schnell mal 25-35 cm, die es dann einseitig runter geht.

Gruß

Jörg

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