Kleine Story dazu
Geschrieben von Werner am 20. Juni 2023 12:59:10:
Als Antwort auf: Re: Moderne Verschraubungen, Stand der Dinge geschrieben von Manuel [ER] am 20. Juni 2023 11:32:15:
Moin,
ich habe ja einige Zeit in Norddeutschland anner Küste verbracht, um dort eine Anlage zu renovieren. Die Mitarbeiter solcher Werke haben größtenteils irgendwelche handwerklichen Ausbildungsberufe, die zu der Arbeit im Werk passen. So war z.B. der Maschinenmensch für die Kompressorwartung ein KFZ-Meister. Der hat dann erzählt, wie auf ostfriesich Autos repariert wurden und werden. Da meine Wurzeln elterlicherseits dort sind, verstehe ich mich mit den Leuten prima und muß auch nicht nachfragen, wenn es allzu norddeutschelt.
Da war also eine alte Oma, sorry, eine ältere Dame, mit einem fast genau so alten Opel Kadett. Dieser hatte fürchterliche Pleuelschmerzen, die sich bei jeder Motorumdrehung lautstark äußerten. Der Chef der Autowerkstatt hat den Schaden diagnostiziert und gemeint, das ginge mit dem Motor nicht mehr weiter. Die Frau hat dann gesagt "machs nicht so teuer" und sie haben alte Pleuellagerschalen aus dem Eimer gefischt und solange dran gehalten, bis das Kniegelenk des dritten Zylindern nicht mehr ganz so arg gewackelt hat. Dann kam auch das Problem mit den Schrauben (ich weiß aber nicht, was genau das Problem war) und nach dem Zusammenbau war das Geräusch fast weg. Der Chef hat dann eine Probefahrt gemacht mit max. 3000/min "nach Gehör" und der Frau gesagt, sie solle das Auto behandeln, wie einen alten Gaul.
Hat sich gemacht und das Auto ist brav weiter gefahren. Irgendwann hat sie das Auto mal verliehen und der Entleiher hat es prompt zu Schrott gefahren. Da ging nix mehr, Pleuelfuß unten durchgesteckt. Auto wirtschaftlicher Totalschaden in minderer Höhe (Versicherungsdeutsch)
Kurzum, bau wieder zusammen und fahre langsam damit. Die Kräfte steigen im Quadrat zur Drehzahl, wenn Du also 3000/min statt 4000/min drehst, sind nur noch die halben Kräfte drauf. Die Motorlast spielt eigentlich nicht so die Rolle, denn das Pleuellager wird nur beim Gaswechsel, also in der Ventilüberschneidung nennenswart unten belastet. Unter Arbeitslast ist der Verbrennungsdruck eh höher, als die Kolbenbeschleunigung. Da könnte die untere Pleuellagerschale auch fehlen.
Gruß
Werner