Die Ärmsten
Geschrieben von Werner am 01. September 2023 16:07:43:
Als Antwort auf: Schwefelablagerungen geschrieben von huebi am 01. September 2023 12:20:39:
Auch, wenn es inzwischen andere Arbeitsschutzgesetze gibt: Das Reinigen von Kesselrohren ist nicht gerade als angenehme Beschäftigung anzusehen.
Als Student habe ich in der Raffinerie Wärmetauscherrohre gereinigt. Im Manterraum floß Kühlwasser, in den Rohren war die zähe Pampe. Eine lange Lanze mit Umkehrdüse wurde von einem Spezialwagen aus mit einem Irrsinnsdruck beaufschlagt und schob den Schmodder rückwärts aus dem Rohr. Schutzanzug, und trotzdem sah man abends aus wie ein Schwein, was in er Ölquelle gesuhlt hat. Der Geruch einzigartig lecker, nämlich überhaupt nicht.
Nach Arbeits-Unfällen mit dem System durften das keine Jobber mehr machen, sondern nur noch ausgebildetet Fachkräfte.
Wenn du die Lanze nicht richtig festgehalten hast, zog die dich vorneüber. Wenn man die ins Rohr führte, mußte man erst so lange schieben, bis es nicht richtig weiter ging und dann erst den Wasserhebel drücken. Je nachdem, wie weit man drin war, kam dann ein Superschwall schwarzbraun einem entgegen. Die Kraft konnte man dann nutzen, um die Lanze weiter ins Rohr gehen zu lassen. Dann kam der Strahl auch nicht mehr ganz so konzetriert zurück. Nur wenn man durch war, mußte man schnell sein. Mit der Zeit kriegte man aber ein Gefühl dafür. Wenn man solchen eineen fetten Kühler mit 1000+ Rohren durch hatte, dann wußte man, was man getan hat. Die Inspektoren hatten es dagegen leicht, sie schauten nur einmal durch, ließen ihre Augen über den gesamten Rohrspiegel schweifen und gaben das ok. Wir haben das dann selbst natürlich auch gemacht. Es ist verrückt, ab dem 230sten Rohr vertut man sich irgendwie und macht einen doppelt oder überspringt ein Rohr.
Damals lief die ganze Brühe einfach über den Boden - heute schon längst nicht mehr zulässig.
Gruß
Werner