Hängt vom Piloten ab


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Geschrieben von Werner am 28. September 2023 10:24:24:

Als Antwort auf: Für mich neue Erkenntnis übers Fliegen... geschrieben von Joachim S am 28. September 2023 08:42:50:

wenn sowas passiert, wird manchem auch erst richtig kalt.

Gegenüber Motorausfall ist Propellerverlust gleittechnisch etwas besser. Ist aber ein schwacher Trost, denn Propeller sind sch..teuer - auch die kleinen.

Jetzt muß ich aber noch ein Dingen loswerden - ich hoffe, ich habe es nicht schon gepostet. Meine Kinder sagen immer, ich erzählte alles dreimal.

Aaaalso: wenn man einen Bumerang abwirft, der ja im Prinzip nichts weiter ist, als ein Propeller, dann fliegt der nicht ausgerichtet zu seiner Drehachse, sondern mit starker Querneigung, als ähnlich, wie ein Hubschrauber-Rotor. Nun ist es aber so, dass durch die Verwindung, die ja den Auftrieb erzeugt, das voreilende Blatt stärker angeströmt wird und somit auch mehr Auftrieb erzeugt. Der fliegende Rotor hat also das Bestreben, sich auf die Seite zu neigen, wird aber durch die Kreiselstabilität daran gehindert und das Drehmoment wird vom Coriolosmoment so umgeleitet, dass der Propeller sich zwar etwas seitlich neigt, aber auch vorne hochgeht => ideale Bedingung für einen Kurvenflug. Der rechtsdrehende Rotor kurvt also nach rechts und der links drehende nach links. Die Frisbee Wurfscheiben, sind so ausgetüftelt, dass die Aerodynamik ziemlich ausgeglichen ist. Somit kann man die ziemlich gut geradeaus werfen. Dennoch kurvt auch ein Frisbee, nur andersherum. Der Druckpunkt das Auftriebes liegt im Langsamflug nicht genau in der Mitte, sondern etwas davor. Somit besteht die Neigung, vorne hochzugehen, die durch die Kreiselwirkung umgeleitet wird in eine Linkskurve. Der rechts drehende Frisbee dreht also eine Linkskurve, der Propeller eine Rechtskurve. Das nur mal vorweg.

Wir sind in den frühen 50er Jahren, Deutschland darf keine Flugzeuge bauen, sehr zum Leidwesen der Firmen und deren Mitarbeiter, die das ja eigentlich sehr gut konnten und nun auch gerne weiter machen würden.

Bei einer gewissen Firma in Kassel, die im WW 2 auch Flugzeuge hergestellt hat, baute man einen Propeller und versuchte, den in USA zu akquirieren. Die Aliierten erlaubten, Flugzeugteile herzustellen, aber eben keine ganzen Flugzeuge. Mit dem neuen Propeller, sollten amerikanische Flugzeuge, die noch haufenweise rumstanden, eine bessere Effizienz bekommen, sodaß sie vielleicht noch eine Weile nutzbringend fliegen konnten. Für die viermotorigen Bomber gab es eigentlich keine Verwendung mehr, aber die kleinere zweimotorige C-47, oder zivil auch DC-3, die konnte man noch gebrauchen. Sie fliegt im übrigen heute noch in einigen Teilen der Welt. Wer dann Flugzeug nicht kennt, es ist eine Maschine mit Spornrad. Sie steht also am Boden mit der Nase nach oben.

Mit dem fertigen Propeller zog man also nach USA - Schiffstransport - und schraubte ihn an eine C-47. Das Flugzeug war am Boden festgemacht und die Zugkraft des Propellers sollte gemessen werden. Die begleitende Mannschaft montierte den Propeller, während die Amis in respektvoller Entfernung, aber sehr zahlreich und sehr neugierig drumrum standen. Das Militär paßte gut auf, dass nicht einer der Deutschen plötzlich explodiert oder sowas . . . .

Dann wurde der Sternmotor angelassen und die Laufruhe des Propellers, Wuchtgüte usw. getestet. Alles gut ! Schließlich kam der Performance-Test und bei Vollgas löste sich der Prop und flog davon. Als rechtsdrehender Propeller, der mit dem Neigungswinkel gestartet war, der sich durch das Spornradflugzeug ergibt, flog der Prop erst ein bißchen in die Höhe, sackte dann leicht durch und kippte, durch das erwähnte Kreiselmomten, allmählich in Rotorfluglage. Er zog einen wunderschönen Kreis und knallte dann unweit der Flugzeuges, wo der amerikanische Pilot schnellstens den hochdrehenden Motor abgestellt hat, auf den Boden. Dort drehte er sich dann noch zuende.

Erzählt hat mir die Geschichte der Prüfer meines Doppeldeckers, der mit dem besagten jungen Ingenieur gut befreundet ist. Die Amerikaner waren erst erschrocken und dann erleichtert, dass "die Deutschen" wohl noch nicht zaubern konnten. Passiert ist niemandem was.

Die Firma hat noch eine Weile LKWs hergestellt, ich habe sie als kleiner Junge noch gesehen. Im Waggonbau waren die auch mal wer, heute ist das meines Wissens von Bombardier übernommen worden.

Gruß

Werner

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