Re: Autogene Kreativität


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Geschrieben von Werner am 08. Oktober 2023 07:45:49:

Als Antwort auf: Autogene Kreativität geschrieben von waldi am 07. Oktober 2023 22:14:35:

Moin Waldi,

hübsche Geschichte, aber ähnlich ging es in unserem Schweißlehrgang aus zu. Wir hatten da auch ein paar Wilde, die es mal knallen lassen wollten. An einen erinnere ich mich noch ganz besonders, der machte eine Lehre als Bühnenschlosser am Bonner Theater. Die Bühnenaufbauten sind zum Teil recht komplex und müssen halten, wenn der Sänger oder Schauspieler da rauf steigt. Und vor allem, es muß schnell gehen und hinterher gut aussehen. Die Sachen müssen rollbar sein mit Einziehrädern, damit sie hinter dem Vorhang auch schnell in Position gebracht werden können beim Szenenwechsel. Genauigkeit spielt überhaupt keine Rolle.

Auf jeden Fall war der Typ ein verrückter Vogel, immer locker drauf. Die Holzbretter, auf denen man eine verstopfte Düse abreinigen konnte, hatte er für sich entdeckt. Da er gleichzeitig auch Begabung hatte für das Theater (er konnte uns den Figaro vorsingen, weil er die Leute immer proben hörte) hat er dann gewartet, bis es etwas ruhiger war und dann gerufen "ergebt Euch, ihr seid umstellt !!" Mit dem Brenner hat er dann so geschickt auf dem Holzbrett hin und her geschoben, dass es wie ein Maschinengewehr klang.

Sehen kann ich ohne Brille nicht mehr scharf. Auf Entfernung geht es, im Forum schreiben klappt auch noch, aber mehr aus der Gewohnheit der Finger. Meinem Sohn hatten sie im Studium versprochen, dass er in der freien Werkstatt der Hochschule schweißen lernen könne, aber dann kam Corona und das Ding wurde "temporär" geschlossen. Danach fand sich irgendwie niemand mehr, der darin Dienst schieben wollte und das war es. Inzwischen ist Sohnemann an seiner Batchelor-Arbeit und hat wichtigeres im Kopf. Ich traue ihm viel zu, sein Opa mütterlicherseits war von Beruf Schweißer und hatte alle Lizenzen für das Schweißen von erdverlegten Gashochdruckleitungen.

Ich werd mal bei Gelegenheit in Alzey vorbeischauen und ein paar Bleche mitbringen. Vielleicht wird es ja doch mal was. In meiner Ausbildung zum Maschinenbauer wurde uns das nicht gezeigt. Ein paar Kollegen konnten es gut, andere wieder nicht und bei den paar Nähten, die es an den Maschinen gab, wurde halt dann ein Kollege gerufen.

Kurz vor meiner Gesellenprüfung sollte ich das dann auf die Schnelle noch lernen, weil der Maschinenbauer auch Grundkenntnisse im Schweißen vorweisen sollte. Am Samstag vor der Prüfung erschien dann einer unserer Meister und sagte "Jung, datt lernste hück nimmie, äwwe isch kann dir zeeje, wie et so us siet, wie wennde es attens jemaht häss!"

Also lernte ich Schweißschild davor halten, Schweißschild wieder unter den linken Arm klemmen, Elekstrode einlegen, Griff weglegen usw.

Bei der Prüfung zog ich dann eine Naht in eine Platte, die einen V-Ausschnitt hatte. Die Prüfer schauten und einer meinte "dat iss doch kein Schlosser, dat ist doch ein Maschinenbauer" und damit wurde ich dann durch gelassen. Die Schlosser, mit denen wir zusammen die Prüfung hatten, die haben fantastisch geschweißt, haben in der Zeit der Prüfung einen richtig tollen Rollenbock, verstellbar, gebaut. Die waren öfter in den Schweißkabinen, als an der Werkbank.

So, jetzt weiter Wandaufbau. es wird allmählich hell.

Gruß

Werner

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