Re: Trudeln, das Querruder
Geschrieben von Werner am 07. Dezember 2023 19:59:56:
Als Antwort auf: Trudeln geschrieben von Manuel [ER] am 07. Dezember 2023 18:57:44:
Moin Manuel,
wenn ein Flugzeug einmal stabil im Flachtrudeln ist, geht es von selbst nicht mehr raus. Höhenruder und Seitenruder sind unwirksam und mit dem Querruder wird häufig versucht, gehen die Drehung zu steuern, was genau falsch ist. Wenn ich links herum drehe und dann rechts Querruder gebe, senkt sich das linke Querruder ab und bremst. Auftrieb in dem Sinn kann es gar nicht mehr erzeugen, weil die ganze Tragfläche von unten angeblasen wird. Querruder rechts stabilisiert also die Linksdrehung. Gehe ich aber mit dem Querruder IN Drehrichtung, dann wird die Drehung abgebremst und das Flugzeug kann ins Steiltrudeln kommen, aus dem man dann mit Seitenruder und Höhenruder wieder rauskommt.
Mit Modellen habe ich das auch ausprobiert. Die meisten Flugzeuge lassen sich gar nicht trudeln, die wollen einfach nicht. Aber meine vorbildähnliche Piper 28 macht es, das kann man richtig schön verfolgen und üben.
Man liest immer wieder die Regeln zum Ausleiten, wenn sowas mal passiert ist. Aber die wenigsten schaffen das dann. Fast immer passiert es in niedriger Höhe, wenn jemand beim Landen zu plötzlichen Manövern gezwungen wird. Dann ist es eh zu spät, das bekommt man mit 100 Metern Höhe nicht mehr ausgeleitet. Tückisch ist vor allem der visuelle Eindruck beim Trudeln, obwohl die Strömung am Flügel gar nicht mehr anliegt, hat man subjektiv den Eindruck, man würde senkrecht zu Boden stürzen. Das Auge fixiert automaisch den Drehmittelpunkt, weil der Rest auch bei schneller Drehzahl gar nicht richtig zu erkennen ist. Und so passiert es immer wieder, dass die Leute das Höhenruder voll ziehen und das Querruder gegen die Drehrichtung ausschlagen. Das funktioniert nicht, aber dann wird im Streß den Knüppel in dieser Stellung voll festgehalten, bis das Flugzeug untern aufschlägt. So etwas passiert selten, aber es passiert. Nach solchen Unfällen kann der Betroffene eh nichts mehr lernen, der kommt dann in die Kiste, und für die Umstehenden ist der Schock so groß, dass man nur versucht, es zu vergessen. Das ist menschlich.
Gruß
Werner