Re: Realität


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Johannes D am 26. Januar 2024 13:26:32:

Als Antwort auf: Re: Realität geschrieben von Manuel [ER] am 26. Januar 2024 11:44:48:

Servus,

>die geplante Agrar Stilllegung ist pauschal von 4% der Fläche. Das betrifft
>jeden. Alle sonstigen Auflagen und Grundsteuer darf man aber weiter zahlen.

Was für "Auflagen" meinst Du?

>https://www.aelf-an.bayern.de/landwirtschaft/foerderung/332900/index.php
>Soweit ich das verstanden habe ist es unrealistisch sich diesen Förderrungen zu
>entziehen. Wurde bisher ausgesetzt, ist aber beschlossene Sache.

Du verlinkst hier eine Seite in der es um Auflagen für Förderung geht. Gerade
bei der aktuellen Demo-Geschichte haben sich auch einige Landwirte zu Wort
gemeldet, die angaben keinerlei Förderung in Anspruch zu nehmen und trotzdem
wirtschaftlich arbeiten zu können.
Es betrifft also nicht "jeden"

>Die Lebensmittelpreise werde eben nicht einfach steigen und die Mehrkosten
>umgelegt. Wenn man sich die Kurven der Produktionkosten anschaut dann fällt
>sofort auf das diese nicht direkt mit der Inflation korreliert.

Richtig, ich hab hier glaub ich schon mal das Beispiel am Holzpreis gebracht.
Das hat jetzt aber nicht direkt was mit den Förderungen zu tun.

>Das bedeutet das in der ganzen Wirtschaft Änderungen der Produktionskosten nie
>direkt umgelegt werden können.

Nein. Das ist falsch. In der Gastronomie sind die Preis doch signifikant gestiegen
in den letzten 10 Jahren.

>Das bestätigen auch viele Landwirte das sie wenig Einfluss auf ihre
>Verkaufspreise haben. Mit dem globalen Handel sind die noch mehr betroffen als
>spezialisierte Industrie. Sieht man ja an den Herkunft Etiketten. Knoblauch aus
> dem Knoblauchland (Nürnberg) sieht man extrem selten, fast immer kommt der aus
> China.

Also genau genommen, haben sie auf Ihren Verkaufspreis sehr wohl einen Einfluss,
die Frage ist nur ob zu Ihrem Preis jemand kauft. In meinen Augen ist dieses Problem
zumindest teilweise hausgemacht.

>Bauernhöfe machen zu, und das Essen wird importiert, und in ärmeren Ländern
> steigen die Preise.

Das ist so nicht richtig. Ja, Landwirte stellen ihren Betrieb ein, es gibt immer
weniger Höfe die aktiv Landwirtschaft betreiben. ABER die Flächen liegen dann
nicht still, sondern werden von den restlichen immer größer werdenden Betreiben
bewirtschaftet, evlt. sogar effektiver (was das wirtschaftliche angeht).

>Deswegen ist es ein Fehler die hiesigen Landwirte auf der Kostenseite zu
>benachteiligen. Subventionen zu streichen ginge nur im Gleichschritt global.

Ja, das sehe ich auch so, wenn auch teilweise aus anderen Gründen.

>Oder man kündigt zollfreien Handel. Beides doof.

Ja, auch das ist schwierig. Wobei ich jetzt kein Problem damit hätte zu sagen
"schlecht produzierte" Produkte (also was Umweltschutz oder Haltungsbedingungen
bei Tieren angeht) werden mit Zöllen beaufschlagt. Aber wie das regeln und
kontrollieren. Ist nicht praxistauglich.

>Bezüglich Umweltschutz Auflagen ist die hiesige Landwirtschaft ja schon jetzt
>im Nachteil bezüglich Kosten und Ertragsoptimierung. Es ist es doch gut wenn
>man die hiesige Landwirtschaft erhält wenn die Standards im Vergleich gut sind.

Jap, das sehe ich auch so! Und ich bin in der privilegierten Lage zu sagen, wenn
ich im Jahr 100 oder 200 EUR mehr ausgebe damit die Bauern besser wirtschaften
können, dann tut mir das nicht weh.

>Zu den Nitratmessungen, in Anbetracht das es ein schwieriger Kompromiss ist
>sollte man nicht mal nach mindestens 10 Jahren Dauerkritik mal prüfen ob das
>alles sinnvoll ist? Ich habe auch schon einige Berichte von Fallbeispielen

Puh, nur weil (eine Minderheit, also Zahlenmäßig) dauerhaft Kritik übt, muss die
Kritik ja noch lange nicht berechtigt oder richtig sein.

>gesehen wo einfach verständlich argumentiert wurde, das die Messstellen sehr
> wahrscheinlich das Dorf Abwasser erfasst, aber nicht den Acker. So Situation
> wie stillgelegte Wiese, Kanal in unmittelbarer Nähe, Werte steigen ohne das
> irgendwo her Gülle kommen könnte. Oder Klärwerke die bei jedem Regen alles
>direkt durchleiten. Wenn schon genau dann bitte vollständig. Oder man hört auf
> die Werte auf die Goldwaage zu legen.

Jain, ein Problem ist zB, dass wie ich in einem Interview gehört habe, die Forschung
sich nicht sicher ist, wie lange es dauert bis sich das geänderte Nutzungsverhalten
im Grundwasser bemerkbar macht.
Also die vor 5 Jahren stillgelegte Wiese würde sich erst übernächstes Jahr positiv
bemerkbar machen.

>Gar kein Nitrat ist übrigens auch nicht so gesund, kann man auch dran sterben.
>Ich habe einiges mit Abwasserrohr Prüfung zu tun gehabt, man kann davon
>ausgehen dass die meisten Rohrnetze undicht sind. Allein auf meinem Grund waren
> es 4 Schadstellen, und der Gemeinde hat der Prüfer auch noch 3 Stellen in
>deren Verantwortungsbereich gemeldet. Will keiner hören, die Gemeinde hat bis
>heute nix gemacht; mir eigentlich auch egal. (...)

Das ist sicher ein Punkt der zu oft vernachlässigt wird. In unserer Gemeinde ist
eine ganze Zeitlang sehr intensiv das Kanalnetz mit Kameras befahren worden. Was
daraus geworden ist, weis ich aber nicht.

>Zum Strom, gemittelte Werte von Strommix sind nichts sagend weil es muss ja
>jede zehntel Millisekunde ausgeglichen sein. Das ist eine sehr harte
>Vorraussetzung die einfach mal so ignoriert wird.


Ich hatte aber die Wasserkraftwerke der Bahn ins Spiel gebracht, die sind vermut-
lich recht gut regelbar und die Bahn wird sicher auch einen hohen Basisverbrauch
haben. So dass diese Energie zu sehr großen Teilen verbraucht werden kann.

Das Problem haben auch die Kraftwerke, inzwischen sind die sicher deutlich schneller
aber vor einigen Jahrzehnten hat es bis zu 12 oder 24 Stunden gedauert bis so
ein großes Kohle oder Gas-Kraftwerk seine Produktion nennenswert Hoch- oder Herunter-
gefahren hat.

Was ist denn dann Dein Vorschlag? Einfach nur dagegen? Klar kann der Energiebedarf
nicht alleine durch PV oder Windenergie gedeckt werden.

cu

Johannes D.

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]