Re: Was nimmt man zum Schmieden?


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Geschrieben von Werner am 01. April 2024 10:41:52:

Als Antwort auf: Was nimmt man zum Schmieden? geschrieben von Joachim S am 31. März 2024 21:38:13:

Moin Jo,

alle Arten Kohle kenne ich auch nicht, aber Koks enthält so gut wie keinen Schwefel mehr. Und - wie schon gesagt - der brennt auch nicht einfach so los. Schwefel will man an sich auch nicht im Eisen haben. Für Gartenzäune und Hufeisen etc. mag es reichen, aber bei der Stahlverarbeitung ist das unerwünscht.

Die Geschichte dahinter ist die: Kohlenstoff ist ein ganz passabler Wärmeleiter. Wenn man die Oberfläche zur Glut bringt und die Wärmequelle wieder entfernt, kühlt die glühende Oberfläche so schnell nach innen wieder ab, dass die Verbrennung wieder zum Erliegen kommt.

Bei Holzkohle ist das anders, weil die sehr porös und leicht ist. Die Wärme geht nicht so schnell nach innen weg und die Glut bleibt - allerdings auch nicht aboslut sicher. Ein einzelnes Stück Holzkohle ist auch schnell wieder aus, wenn es im kalten Grill liegt o.ä.

Wenn Wärme den Oberflächen von hybriden Stoffen, also Kohle und Kohlenwasserstoffe, genähert wird, verdampft der Kohlenwasserstoff bzw. die Verbindungen werden gecrackt. Die entstehende Flamme hat mit dem Wasserstoffgehalt einen viel höheren Brennwert, als reiner Kohlenstoff ihn hätte. Im Innern bleibt der Festbrennstoff zunächst noch kalt oder unterhalb der Entzündungstemperatur und so brennt der Stoff Schicht für Schicht nach innen ab.

Wenn Koks durch und durch auf Temperatur ist, dann läßt er sich auch mit normalen Mitteln anzünden. Da im Koksstück keine verdampfenden Medien mehr drin sind, die den Brennstoff lokal kühlen, kann der heiße Koks vüllig ungehindert abglühen. Die dabei entstehenden kleinen Kavernen vergrößern schon bald nach dem Anbrennen die Oberfläche und dann wird es - obwohl der nominelle Heizwert geringer ist - richtig heiß. Man merkt bei Koks richtig, dass es so um die 10 bis 15 Minuten dauert, und dann ist der nicht mehr zu bremsen - außer durch Luftabschnüren. Dann bildet sich CO und man sollte tunlichst nicht die Abgase einatmen. In alter Zeit gab es auch immer wieder Unfälle damit.

Apropos Wasser: auch nasser Koks vergammelt nicht. Bei der Herstellung wird der frische Koks glühend aus dem Ofen ausgschüttet und dann mit Wasser abgelöscht. So war es jedenfalls traditionell.

Wenn man Koks oder Kohle beim Händler kauft, darf der Brennstoff Wasser enthalten. Warum wohl lagert das Zeugs in aller Regel draußen und wird im Sommer - aus Sicherheitsgründen joker - bewässert?

Der Grund ist ganz banal: der Brennstoff wird nach Gewicht verkauft.

Nasser Koks läßt sich kaum noch anbrennen. Aber wenn das Wasser einmal verdampft ist, und sich der Kohlenstoff erwärmen kann, ist alles wieder normal. Nassen Koks kann man ohne Zögern in eine glühende Koksfeuerung werfen. Man sieht dann für kurze Zeit die schwarzen Brocken in der Glut und dann geht es wieder weiter. Wenn dabei die Luftzufuhr gedrosselt ist, kann sogar elementarer Wasserstoff enstehen. Im Nachbrenner, wo die Sekundärluft zugeführt wird, soll man dann blaue Flämmchen sehen. Mir war das aber noch nicht vergönnt.


Ökologisch und auch ökomomisch ist Koks eine totale Verschwendung. Für der Herstellung wird sehr viel Kohle gebraucht und es enstehen jede Menge umweltschädliche Stoffe. Aber früher hat man über sowas vielleicht mal kurz nachgedacht und mangels Alternativen es bei einem Schulterzucken bewenden lassen.

In der Erdkohlezone ganz tief unten, wo der höchste Druck bei der Entstehung war, also kurz vor der Konvertierung zum Diamanten, da findet man die beste Kohle, den feinen Anthrazit. In Südafrika gibt es solche Minen noch. Aber die Förderung ist logischerweise sehr teuer und zum Brennen wird sowas - glaube ich - heute auch nicht mehr benutzt.

Gruß

Werner

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