...dann is Sonntach


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Geschrieben von ray am 11. April 2024 14:49:48:

Als Antwort auf: Oh wie schööön :)) geschrieben von Werner am 11. April 2024 12:55:11:

Moin,

Also wirklich krank und NICHT in der Werkstatt war er eigentlich nur kurz, wenn er z.B. sich das Hufmesser (sehr scharfes Werkzeug!) irgendwie in die Hand gerammt hat...je nach Blutung aber nur kurze Pause- einmal hat ihn ein Kaltblüter durch die Schuppentür getreten...Rippenknackser zwei Wochen im Krankenhaus mit 82...so Tod sah er selbst Tod nicht aus. Alle Jahre wieder mal nen Pferdekuss oder blaue Zehen weil seine Sicherheitsschuhe (Holzschuhe!...alle drei Jahre gab es neue!) unter schwerem Huf zerbrachen. Dem aufkommenden Schilddrüsenkrebs ist er einfach final davongelaufen effe bevor es gestört hätte. Ein Highlight war als er wenige Jahre noch ein Hörgerät nutzte...saß verzückt vor der Werkstatt und meinte, daß er die Drosseln seit 40Jahren nicht mehr gehört hätte. Das war rührend und ehrlich. Gehörschutz oder Handschuhe spielte in seiner Arbeitswelt nie eine Rolle.

Die Regel für NICHT arbeiten waren: Feierabend ab 18-19Uhr..oder so-da kam "Verbotene Liebe" oder Sonntag morgens halt "Presseclub". An kirchlichen Feiertagen keine (Ostern, Weihnachten) oder an allg. Feiertagen nur Arbeiten ohne Lärm.
Sonntags eigentlich auch nicht, wobei "kein Lärm" konnte auch Bohren, , Schweißen oder Flexen bei geschlossenem Tor bedeuten Carmi.

Reitturniere (Sonntags) waren natürlich was anderes...da wurde mit mobiler Werkstatt oder großer Ledertasche auch Kleinkram versorgt (einfache Verletzungen musste ein Hufbeschlagmeister durchaus versorgen können..."Vetrinäre" waren teuer/teurer). Als er später nicht mehr fahren konnte, wurde er halt abgeholt zum Turnier.

Die "mobile" Werkstatt passte auf einem großen Fahrradanhänger (selbstgebaut natürlich!) und kam hinter eine Puch x30 mit Beinschild lol (meine erste und einzige Mofa später..) mit der er 50tkm abspulte um z.B. größere Höfe vor Ort zu versorgen..wo es sich lohnte. Da wurde der Beschlag dann mit Gasofen, Sparamboss und Handwerkzeug vorgenommen.

Die Schmiede war immer schon- gen Ende natürlich nicht mehr so- ein Treffpunkt zum Verweilen für die Kunden...es gab bedingte technische Pausen und Klönschnack und ganz früher sicher auch mal nen Wacholder zum wärmen und der ein oder andere Bauer blieb sicher auch paar Minuten länger am Schmiedefeuer, als es notwendig war...die Hitze (leicht 30 oder mehr kW Leistung) und das warme Licht von eine Esse ist im Winter schon nett.
Viele Touristen - die 60-80er gab es viel Ruhrpottler im Landurlaub bei uns- schauten auch immer bei der Arbeit zu..Feuer, Pferde, der Gestank beim Hufbrennen..ne Show für sich....und alte Eisen gab es für nen Heiermann als "Glücksbringer" zum mitnehmen sonni. Bei Oppa gab es immer nen Taschengeld um mal ne Packung reval ohne Filter oder paar billige Zigarren oder so zu holen.

Gruß, ray

PS: dem Kohlengeruch von Fett- oder Pechkohle löst bei mir verdünnt unweigerlich gutes Gefühl aus...beim letzten Bauernmarkt hatte eine Showschmiede nur Gasöfen am Start..da bin ich irgendwie enttäuscht weitergelaufen- so einfach ist das

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