Re: Osteuropa


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Geschrieben von Werner am 06. Juni 2024 18:11:46:

Als Antwort auf: Osteuropa geschrieben von Henzo am 06. Juni 2024 15:20:20:

Jaaaa,

wer soviel davon versteht, sollte vielleicht doch lieber an einer Tanke mit Bedienung fahren. Trotzdem irgendwie lustig.

Aber mal was anderes, weniger lustiges. In der Schweiz ist vor einigen Jahren ein Flugzeug abgestürzt, wobei der Pilot ums Leben kam.

Das war so: Ein älterer Herr, erfahrener Pilot und erfolgreicher Geschäftsmann wollte mit seiner zweimotorigen Propellermaschine nach einer Geschäftsreise wieder heimfliegen. Das Flugzeug war schon eine größere Maschine, aber eben mit Kolbenmotoren, die das teure Flugbenzin brauchen und nicht mit Propellerturbinen.

Da in solchen Kreisen nicht selbst getankt wird, sondern man einen Tankwagen über Funk anfordert, hat der Pilot und Inhaber des Flugzeuges eben das getan. Das kostet alles extra aber die Flughäfen hofieren geradezu dieses Klientel, weil sie in der Regel sehr wenig Aufwand mit diesen Leuten haben und trotzdem gut verdienen.

Der Tankwagen kam und hat das Flugzeug aufgetankt - mit . . . . . . Kerosin, also Turbinentreibstoff. Er hat dem Piloten die Rechnung vorgelegt, dieser hat unterschrieben sitzenderweise im Cockpit, müde von einem langen Tag und nur noch mit dem Wunsch, bald nach Hause zu kommen.

Der Tankmann hat sich mit seinem Auto wieder getrollt und der Pilot hat die Maschinen angelassen und ist zur Runway gefahren, kurzer Motorcheck unter Belastung => alles ok. Die Startfreigabe kam zügig und er hat die Gashebel vorwärts geschoben. Das Flugzeug erreichte bald Abhebegeschwindigkeit, ging in den Steigflug, das Fahrwerk wurde eingefahren und plötzlich verloren beide Motoren gleichzeitig Leistung und blieben wenige Sekunden später stehen.

Diese Situation ist die Schlimmste, die passieren kann: Motorausfall nach dem Start. Unsere Uls kann man meist schnell wieder runterdrücken und in der Regel sogar noch auf dem Flugplatz wieder landen. Bei den mehrmotorigen Flugzeugen wird nicht davon ausgegangen, dass beide Motoren gleichzeitig wegbleiben und die Motorisierung ist so ausgelegt, dass man auch in der kritischen Situation mit einem Motor weiter fliegen kann und wieder zu einer Landung ansetzen kann. Das erfordert aber Übung und ist Bestandteil der Prüfung für die dicken Brummer. Vielleicht hätte der Alte das sogar hingekriegt. Jedenfalls ist er runter und hatte keine Chance mehr, doof dabei noch, das Fahrwerk fährt auch nicht so schnell wieder aus, sodaß man im günstigsten Fall eh auf dem Bauch liegt. Ein zartes Ul kann man, wenn man das Flugplatzgelände schon verlassen hat, im Zweifel auch mal in die Büsche setzen, ohne dass man dabei um sein Leben fürchten muß. Aber die großen Brummer fliegen schon verdammt schnell, dafür sind sie ja gebaut. Da sind die Chancen gering.

Nach Klärung der Absturzursache ging es los: der Tankwagenfahrer stand unter Beschuß, meinte aber, er habe nicht wissen können, welche Sorte Treibstoff das Flugzeug gebraucht hätte und der Pilot hätte die Rechnung unterschrieben und hätte lesen können, für was er bezahlt. Auch der niedrigere Preis hätte ihm auffallen müssen (das ist weniger, als die Hälfte).

Die Ausführungen des Tankwarts waren zwar unglaubhaft, weil er lange im Dienst war und selbstverstänlich die Flugzeuge kannte. Den Unterschied zwischen Propellerturbine und Kolbenmotor sieht man sofort an den Lufteinlaufschächten und den sehr großen Abgasleitungen, aber das Gericht konnte den Mann nicht dingfest machen.

Jaaa, und so gab es wieder mal einen Bericht in der Fliegerzeitschrift. Soll nie einer sagen, das könne ihm nicht passieren.

Gruß

Werner

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