Ooookay ! Dann muß das vielleicht so sein
Geschrieben von Werner am 02. September 2024 10:54:31:
Als Antwort auf: Re: Erinnerung geschrieben von Manuel [ER] am 02. September 2024 07:48:40:
Danke für die Erfahrungsberichte. Würde also heißen, beide Vergaser sind gleich gealtert und haben auf gleiche Art die Membranen verhärtet - oder was auch immer damit los ist.
Ich habe mal Annahmen getroffen, um die Geschwindigkeiten beim Ansaugen festzustellen. Dabei bin ich von vollem Hub ausgegangen, was nicht zulässig ist, weil der Motor Steuerzeiten hat und das Einlaßventil nicht zu geht, wenn der Kolben unten ist.
Sodann bin ich von 7200/min ausgegangen, die ich bisher niemals erreicht habe.
Also kurz: viel zu positive Annahmen, die aber absichtlich getroffen wurden, um zu schauen, ob ein Venturi-Einlaß mehr Leistung bringen könnte.
Ich komme beim Eintritt in die Vergaser, wo sich genau die Hauptdüse befindet, auf gerade mal 55 m/s, was unüblich wenig ist. An sich geht man so auf 80 bis 100 m/s, aber okay, damit ist dann der Differenzdruck bei sagenhaften 17,5 mbar. Das ist sozusagen nichts und hat mich zu der Entscheidung gebracht, dass Venturitrichter keine meßbaren Vorteile bringen. Anders gesagt, die Vergaser sind eigentlich schon zu groß. Die Zerstäbung wäre besser, wenn die Vergaser kleiner wären. Aber für die Leistung reizt man das halt aus.
Wenn ich jetzt mal die realen Verhältnisse sehe, dann habe ich allenfalls ein Viertel dieses Saugdruckes, wahrscheinlich durch Pulsationen mit Peaks, die darüber liegen. Wenn ich also von 4 oder 5 mbar ausgehen muß, dann entspräche das einer Kraft von 30 bis 35 Gramm auf die Membrane.
Ich weiß, dass Gramm keine Krafteinheit ist, aber mit Newtons kann ich mir das nicht richtig vorstellen.
Ursprünglich hatte ich mal die Idee, nur einen Schwimmervergaser zu installieren und den an die beiden Saugrohre anzuschließn. Ich versprach mir davon einen gleichmäßigeren Lauf bei Kleinlast. Schwimmervergaser werden bei Flugzeugen durchaus eingesetzt, auch wenn sie nicht lagenfest arbeiten. Der Rotax 912 hat z.B. zwei Schwimmervergaser von Bing und ist tausendemale im Einsatz ohne Probleme. Es ist nicht so, dass man mit dem Flugzeug ständig in Rückenlage oder so unterwegs ist. Wenn alles richtig läuft und das Wetter nicht gerade so ganz arg böig ist, dann fliegt man mit konstant positiv g, wie im Auto.
Also warum keinen Einzelvergaser ? Wegen der Leistung ? Nein, ein wenig weniger Leistung hätte mich nicht gestört. Mit 35 PS ist das Fluggerät gut motorisiert. Die erste Ausführung flog mit Trabbi-Motor mit 23 PS.
Aber Platz für einen Vergaser in der Mitte gibt es nicht, und dann ist da noch ein ganz anderer Grund: Saugrohrvereisung ! Beim Käfer wurde die Saugspinne mit Motoröl gewärmt, damit nicht gar so viel Sprit ins Saugrohr auskondensiert. Trotzdem weiß jeder, dass der Käfer beim Gasgeben leichten Schwarzrauch hatte. Es waren halt andere Zeiten.
Der Rotax ist ein 1200er Boxer, dessen Ähnlichkeit zum VW signifikant ist. Angeblich hat man die Gußformen von VW noch irgendwo erstanden, das ist aber unbestätigt. Das Problem mit der Saugrohrvereisung hat man beim Rotax durch die beiden Vergaser umgangen. Der VW mit Doppelvergaser hat es vorgemacht. Blöd nur, dass die Vergaser nicht gleichmäßig durchströmt werden, sondern aufgrund der Zündfolge der Zylinder erst von einem Zylinder, dann vom Nachbarn und dann wieder eine Umdrehung lang gar nicht benutzt werden. Da der Bingvergaser ein Gleichdruckvergaser ist, bedeutet das im Teillast die Höchstbelastung der Gleichdruckmambran, die bei den Motoren regelmäßig inspiziert und auch öfter mal gewechselt werden muß. Dennoch, es funktioniert.
Die kälteste Stelle beim Ansaugen ist hinter dem Vergaser, wo der Treibstoff maximal verdunstet ist. Im Vergaser selbst wird es auch schon kalt, aber im weiteren Verlauf kühlt sich das Gemisch noch weiter ab. Ideal ist also, wenn man diese Stelle so hinkriegt, dass sie mit dem Einlaßventil zusammen fällt. Das dürfte bei meinem Motor so in etwa hinhauen. Baue ich jetzt einen Vergaser mit längeren Saugleitungen, dann gibt das garantiert Probleme.
Momentan bin ich leider nicht fit, um in die Werkstatt zu fahren. Es geht hin leider und her mit dem Gesundheitszustand. Aber ich denke, ich werden mal Anschlüsse für die Membrangehäuse basteln und die dann mit Druck beaufschlagen. Schläuche mit Wasser drin sind hervorragend genaue Millibar-Meßgeräte. Ein cm ein mbar, fertig ist die Messung. Wenn die Membran erst bei 50 cm Wassersäule öffnet, ist mir klar, warum es nicht gehen kann.
Ob ich jemals noch am Steuer eines Flugzeuges in die Luft komme ? Momentan bezweifele ich es.
Gruß
Werner