Mensch ja !
Geschrieben von Werner am 23. November 2024 16:59:33:
Als Antwort auf: Re: Gewinde geschrieben von Joachim S am 23. November 2024 12:54:56:
hab ich nicht dran gedacht. Viel besser, die Methode.
Aaalso, normaler Stahl hat einen E-Modul von 210.000 N/mm². Für ein M6 Gewinde nehme ich jetzt mal eine Stange von 5mm Durchmesser an. Das Gewinde drumrum vernachlässige ich mal, das geht wie eine Schraubenfeder einfach auseinander, ohne sich groß zu wehren.
Querschnittsfläche wären also 5 x 5 x pi/4 = 19,63 mm²
Dieser Wert mit dem E-Modul multipliziert ergibt eine Kraft von 4.123.340 N, wenn man die Stange auf die doppelte Länge ziehen würde - was natürlich nicht geht.
geteilt durch 1000 sind es immer noch 4.123 N, wenn man eine 1m Stange um einen Millimeter dehnt - was diese auch verträgt.
Um also 750 N Spannkraft zu haben muß die Stange auf 750 / 4.123 = 0,1819 mm gedehnt werden. Da M6 praktischerweise die Steigung von 1 mm hat muß die Mutter, nachdem sie handfest angedreht wurde und alles Spiel aus der Verbindung raus ist, um 0,1819 Umdrehungen angezogen werden. Das wäre dann ein Winkel von 65,5°.
Mal praktisch gedacht ist das eine Schlüsselweite weiter rum.
Wenn die Spannlänge kürzer ist, als 1m, wird die 6stel Umdrehung entsprechend reduziert. Das wird aber dann irgendwann auch ein bißchen kniffelig, wenn es genau werden soll.
Wenn die Federkonstante der zu spannenden Bauteil gut bekannt ist, erstmal ausrechnen, wie stark die geschrumpft werden müssen, damit die 750N wirksam werden. Wenn das weiche Bauteile sind, geht die Längung der Gewindestange möglicherweise gar nicht mehr groß ein.
Zusätzlich zu den Ungenauigkeiten, die Jo genannt hat, kommt noch die Torsion der Gewindestange selbst hinzu. Die ist sehr schwierig zu ermitteln, weil das gemessene Anzugsmoment nicht in der gesamten Höhe auf die Stange wirkt. Dadurch, dass die Stange etwas verdreht wird, muß ein kleiner Zuschlag beim Abziehen nach Umdrehungen gemacht werden, der bei Schrauben normaler Länge nicht ins Gewicht fällt. Theoretisch kann man dann nach dem Anziehen wieder etwas zurück drehen ohne dass sich die Spannung ändert.
Im Apparatebau gibt es Dehnschrauben, die mitunter über die gesamte Länge des Apparates führen, also mal so eben 3m lang sind. Für Wärmetauscher, die im Betrieb sehr kalt werden oder sehr warm und keine zu starken Unterschiede in der Dichtpressung haben dürfen, werden solche Schrauben/bzw. Stangen mit beidseitigem Gewinde an den Enden markiert mit einem Kreuz oder einem Mittelstrich, damit man die Verdrehung sehen kann. Häufig haben die am Ende auch einen Vierkant, den man mit einem Maulschlüssel greift und festhält.
So einen Zweiflach kann man sich auch selbst ans Ende der Stange feilen.
Gruß
Werner