Re: lauter Irre... (lange Lesezeit !)
Geschrieben von Werner am 12. Dezember 2024 10:48:39:
Als Antwort auf: lauter Irre... geschrieben von Johannes D am 12. Dezember 2024 08:11:46:
Dankeschön Ihr beiden . . . . aber auch alle anderen.
Der Traum vom Fliegen läßt mich seit Kindheit nicht los. Die Psychos sagen, dass das auf etwas bestimmtes hindeutet, ich hab vergessen, was das genau war. Angeblich war Leonardo da Vinci (mit dem ich mich nicht vergleichen möchte) in seiner Kindheit einmal schwer krank und hat im Fiebertraum von einem Vogel geträumt, der ihn mit seinen Flügeln berührt.
Was auch immer da war, an Flugmaschinen hat der zumindest in Gedanken auch rumgemacht. Hätte man ihm damals ein Flugzeug gezeigt, wäre er sicherlich begeistert gewesen und hätte nur wenige Stunden gebraucht, es zu verstehen.
Ich hätte versuchen können, einfach nur ganz viel Geld zu verdienen und mir dann Flugzeuge zu leihen, oder auch sogar zu kaufen. Es gibt viele Flugzeuge, die schön und zuverlässig fliegen und wenn man die Kohle hat für Unterstellgebühren und den nicht ganz billigen Treibstoff, dann kann man sowas machen.
Aber bei mir sitzt der Bastlerwurm ganz tief drin und ich muß alles wissen! Es reicht mir nicht, DASS es funktioniert, ich will wissen, WIE es funktioniert. Wenn ich an dieser oder jener Stelle etwas ändere, was ist die Reaktion? Wie ändert sich das Verhalten der Maschine oder des Gerätes?
Meine RD250 lief eigentlich sehr gut. Ich habe sie gebraucht gekauft, es gab damals genug davon. Aber fast jede Maschine hatte einen oder mehrere Stürze hinter sich und lief nicht geradeaus beim Loslassen des Lenkers. Also suchte ich weiter und fand eine, die ein Top-Fahrwerk hatte, aber deren Motor einfach nicht richtig laufen wollte. Der Vorbesitzer hatte die Nerven dran verloren, wollte aber auch lieber eien Viertakter, den er mit dem 360er Modell vom gleichen Hersteller dann auch fand.
Und so fuhr ich dann los, Fahrwerk und Bremsen, bzw. die vordere Einscheibenbremse waren über jeden Zweifel erhaben. Tolle Sache ! Der Motor ging auch, aber auf Vollgas wurde das Gasgefühl doch unbefriedigend. Und so schnell, die anderen RDs fuhr sie auch nicht. Da ging es los, Zündung erstmal richtig stellen, ein Einstellwerkzeug dafür basteln, dann natürlich die Vergaser, öan die man damals gut ran kam und die nicht kompliziert aufgebaut waren. Gleichlauf eistellen war mit den beiden Zügen, an die auch noch ein dritter für die Ölpumpe angehängt war, schon nicht mehr ganz so einfach, gelang aber . . .
Es hat ein paar Wochen gedauert, dann habe ich den Fehler gefunden. Einer der vielen Vorbesitzer hatte das Ding mal auf 350 Kubik umgerüstet (ich später übrigens auch) und für mehr Luft gesorgt. Der Luftfilterdeckel, war an einer Stelle abgeschnitten, die man nur bemerkte, wenn man einen neuen Deckel daneben hielt. Neuer Deckel, neues Glück, der Motor lief fantastisch. Da ich den Vorbesitzer gut kannte, habe ich ihn fahren lassen. Er war erfreut und bedauerte sogar teils den Verkauf an mich.
Dann kamen aber die Feinheiten: die RD nahm in unteren Drehzahlen das Gas nicht gut an. Bei Vollgas ging sie aus, womit man sehr leicht umgehen konnte, aber auch im Teillast beim Anfahren konnte sie schon mal wegbleiben. Jeder, aber auch wirklich jeder, der mit einer RD anfuhr, gab erstmal einen Stoß Gas und fuhr dann an. Akustisch war so jede RD rauszuhören. Die Kupplung, die nicht besonders gut dosierbar war, tat noch ein übriges dazu. Beim normalen Anfahren auf 2000/min + ging der Motor erstmal wieder runter und dann wieder hoch. Aber höheren Drehzahlen war das alles weg, da kurbelte der Zeitakter so schnell hoch, dass man jedes Auto an der Ampel stehen ließ.
Hmmm, was hat der Motor ? Er läuft zu mager. Was tue ich ? Ich hänge die Düsennadeln von Stellung 3 auf Stellung 5. Nun lief der ganz anders, man konnte im Teillast absolut relaxt anfahren, Nervosität war gestern und ich fand das toll. Aber nun, sobald auf Drehzahlen, knatterte der Motor im Teillast und lief zu fett. Das habe ich eine Weile hingenommen, aber es hat mich gestört.
Also habe ich Minispulen gewickelt, habe einen Minieisenkern auf den Kopf der Düsennadel gepflanzt (geklebt) und habe kleine Käbelchen der Spule zugeführt. Nun konnte ich magnetisch die Düsennadeln angeben für fettes Gemisch und absenken für normale Einstellung. Ja, große Pläne hatte ich, wollte das ganze so mit dem Drehzahlmesser verschalten, dass es automatisch funktionierte.
Geklappt hat es nicht gut. Anfahren auf fetter Stellung ging klasse, ohne Strom war das Anfahren wieder normal auf etwas dünner Leistung. Aber bei Drehzahlen taten mir die Düsennadeln nicht den Gefallen, auch unten zu bleiben. Durch die starken Vibrationen des Motors tanzten die rauf und runter und das Ergebnis war entsprechend.
Und so kam es dann doch zum Rückbau, denn ich brauchte die Maschine, hatte kein Auto, und wollte schließlich doch normal damit fahren. Kumpels haben über meine Basteleien nur den Kopf geschüttelt. Sie wollten schnell sein, wollten schneller sein, als der andere, haben Tuningtips gierig aufgesogen und auch umgesetzt, aber WIE das ganze funktioniert, hat sie nicht interessiert. Spreche ich heute einen von ihnen darauf an, sagen sie nur: "das war eine wilde Zeit, gut, dass ich das überlebt habe. War nett, dass Du uns bei Reparaturen geholfen hast" Was sie damals im Motor verändert haben, wissen sie gar nicht mehr, ist auch uninteressant.
Ja, und so stehe ich allein da mit meinem Interesse . . . . . wo ich doch so gerrne davon erzähle
Dass Feuerwehrwagen oder auch Rallyefahrzeuge viel Treibstoff verbrauchen für Hobbyzwecke, finde ich moralisch nicht verwerflich. Diese Events sind so selten, dass sie die globale Ökobilanz kaum beeinflussen. Anders sieht es aus, wenn Protzkarren jeden Tag mit einer Person besetzt zur Arbeitsstelle fahren und abends wieder zurück. Da könnte man global sehr viel tun, aber wer will das ?
Mein SD-1 Motor soll auch weniger verbrauchen, aber nicht, damit ich den Ökogewinn abräume, sondern damit die Kerzen nicht mehr verrußen und das Motoröl nicht sofort wieder kohlrabenschwarz wird. Sicherlich ist es ganz lustig, mal zu rechnen, wieviel man auf 100 km verbraucht hat mit 361 Kubik und einer Geschwindigkeit von ca. 135 km/h. Aber sich einzubilden, man hätte was für das Klima getan, wäre dann doch etwas vermessen.
Gruß
Werner