Re: OT: Stern-Dreieck-Fragen...50ms Pause
Geschrieben von Werner am 08. Januar 2025 18:03:35:
Als Antwort auf: Re: OT: Stern-Dreieck-Fragen...50ms Pause geschrieben von Schorsch am 08. Januar 2025 14:27:42:
Moin,
das sind gerade mal 2 bis 3 Zyklen. Sowas wird doch erlaubt sein, oder nicht.
Mal generell was zur erwähnten Firma:
Wir hatten einen sehr großen Auftrag, der mich fast 8 Jahre gefüttert hat. Dort war die Firma beauftragt, quasi alles, was Kupfer hatte, aus der Anlage zu reißen und durch Neues zu ersetzen. Die Abwicklung war nicht das gelbe vom Ei. Es gab Streit. Man meinte, die zuständige Abteilung könne auch die Anlagentechnik mit machen, aber das klappte nicht. Zudem ging alles seinen bürokratischen Gang, was aber bei großen Konzernen normal ist. Der Kunde selbst - ebenfalls ein sehr großer Konzern - war da nicht besser.
Und so kam es, dass irgendwann vor der Fertigstellung der ganze Trupp der Baustelle verwiesen wurde und eine mittelständische Firma die Arbeiten beenden sollte. Es gibt halt auch in guten Konzernen immer mal Abteilungen, die nicht richtig funktionieren.
Lieferantenwechsel im laufenden Projekt ist immer ein Riesenproblem. Ich stand da mit meinen Vorgaben für die Steuerung, die schon nicht mehr so ganz einfach war. Ein Freiberufler, der früher im bekannten Elektrokonzern gearbeitet hatte, sollte meine Steuerungsvorgaben umsetzen. Das ging ziemlich flott - für meine Begriffe etwas zu flott. Ich habe ständig drauf gedrungen, dass wir uns darüber unterhalten müßten. Und endlich, mit wochenlanger Verzögerung gab es ein Gespräch. Leider sehr enttäuschend, der Programmierer hatte einfach das Anschauungsbeispiel umgesetzt und war nicht bereit, zu kapieren, dass in der Ablaufsteuerung verstellbare Zeiten zur Optimierung des zyklischen Prozesses sein mußten. Für ihn war die Arbeit erledigt.
Später wurde nach ihm regelrecht gefahndet. Man ging sogar zu seiner Privatwohnung, wo die Freundin erklärte, dass sie nicht wüßte, wo er ist.
Ok, Salat hoch 7, das war der Spitzname für die S7 Steuerung. Es funktionierte wirklich gar nichts. Projektleiter unter Druck, Spartenleiter kam immer öfter in die Anlage mit immer der gleichen Frage: "WANN??"
In dem ganzen Chaos habe ich mich dann hingesetzt und habe auf der Website des Steuerungsherstellers alles gefunden, was ich für einen ordentlichen Funktionsplan brauchte. Das hat freilich gedauert, aber Steuerfunktionslogik hat was mit Logik zu tun und nicht unbedingt mit elektrotechnischer Vorbildung.
Fragen wurde mir beantwortet, ich kämpfte mich durch die Symbolik der Norm und nahm die Funktionsgruppen, also die Makros mit, die der Hersteller selbst schon in seiner Steuerung hatte.
Dann irgendwann präsentierte ich den Wälzer Steuerfunktionen, geschrieben in Word, mit Vorblättern zu Erläuterung der Konnektorenbenummerung und alles Pipapo.
Mildes Lächeln auf der Expertenseite, weil ich keine Logiksoftware benutzt habe. Verzweilelte Blicke des Projektleiters, der mich ja zu dieser Tat beauftragt hatte. Und dann die Frage an den Programmierer von Siemens, ob er da mit etwas anfangen könne. Zitat: "Also ich kann damit arbeiten . . "
Und zwei Wochen später waren wir in Betrieb, ein paar Fehler noch, wo wir uns angeschaut und überlegt haben, aber auf den Fehler schon kamen, eher wieder in der Software rum"debugt" wurde.
Der Betreiber bekam auch noch eine anschauliche Beschreibung des ganzen und danach war es ausgestanden.
Wenn ich nochmal die Gelegenheit habe, eine so anspruchsvolle Steuerung vom gleichen Hersteller zu konzipieren, dann weiß ich, auf welchen link ich gehe.
Und alles for free, vollkommen unbürokratisch, man mußte es eben nur tun. Das war durchaus mit etwas Arbeit verbunden.
Gruß
Werner