Re: Tägliche Unfallanzeige
Geschrieben von Werner am 22. April 2025 18:40:18:
Als Antwort auf: Tägliche Unfallanzeige geschrieben von Henzo am 22. April 2025 17:57:16:
Ja,
dort wird meist alles aufgeführt, was passiert. Ein wenig Hysterie ist auch dabei.
Ich habe mich mal in Wilhelmshaven am Finger verletzt im Chemiewerk. Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie mit Büromaterial, also ohne Einsatz Sanitäter.
Bin in die Meßwarte: "Habter maln Pflaster?"
"Nee, können wir dir jetzt nicht geben, da müssen wir Eintragung ins Buch machen und Meldung und Bereicht, das ist dann ein Unfall!2 "für die zwei Tropfen Blut?"
"Ja, für alles, weswegen wir an den erste Hilfe-Schrank gehen" "Ok, dann nicht, ein Taschentuch reicht"Seitdem habe ich immer Pflaster mit. Schließlich arbeite ich mit gefährlichen Stoffen wie Papier, Laptop und Taschenrechner. Beim Autofahren habe ich mir sogar mal mit dem eigenen Daumennagel beim Blinken die Hand verletzt. Jajaa, das Leben ist gefährlich.
Für die Firmen ist immer wichtig, WER gerade verunfallt ist. Ist es ein Fremdarbeiter, dann wird es nicht gezählt. Deshalb sind in vielen großen Werken die Mitarbeiter armlos - sprich, die Arme sind nicht zu sehen, weil hinterm Körper, und die Hände fassen nichts, aber auch gar nichts an.
Auf Inbetriebnahme kann sowas fürchterlich bremsen. Vor 25 Jahren bei der Shell hier in Köln-Godorf, war ein Antrieb auf einem Kugelhahn falsch montiert. Auf war zu und zu war auf. Sowas passiert schon mal und ist durch Lösen von vier Schrauben M8, Abnehmen des Antriebes, Schalten der Funktion, Wiederaufsetzen und Festschrauben schnell gemacht. Ein Pöler schafft das in 3 Minuten locker.
Aber nee, die Typen von der Schicht haben mir erklärt, da müssen Schlosser ran und die können erst arbeiten, wenn das elektrische Equpipment ab ist, sonst dürfen die das nicht. Man müsse jetzt erstmal Formulare ausfüllen und wisse nicht, wann das ganze fertig sei.
Ich hätte nach Hause fahren können, die 8 Kilometer sind kein Weg. Eine Woche später wäre es vermutlich vollbracht gewesen. Stattdessen habe ich Werkzeug geholt, das Ding abgeschraubt, habe es aus der Ex-Zone herausgetragen und auf den Asphalt geklopft, damit die Zwischenbüchse rausfällt, bin wieder zurück, habe den Antrieb 90" versetzt drauf gestülpt und kräftig gedreht, sodaß der Kugelhahn darunter in die richtige Stellung fuhr. Dann wieder festgeschraubt und alles war paletti. Keiner hat was gesagt, keiner hat mich gebremst, keiner hat geholfen, keiner hat was gesehen. Also konnte auch keinem was passieren. Hätte ich mir das Teil auf den Fuß gehauen oder mir die Finger geklemmt, hätte niemand von irgendwas gewußt.
Irgendwer hat es aber doch dem Projektleiter gesteckt, der erst einen mahnenden Blick für mich hatte, dann aber gelächtelt hat.
Tja, und so wird eben halt auch immer wieder gegen Vorschriften verstossen. Gut gemeint in der Regel, kann aber auch mal schief gehen.
Wat willste maaache . . .
Gruß
Werner