Stimmt


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Geschrieben von Werner am 18. Juni 2025 19:06:57:

Als Antwort auf: Baumarköl geschrieben von Espace17 am 18. Juni 2025 09:10:50:

Schmieröle, die aus Altöl aufbereitet wurden, genießen meist keinen guten Ruf. Dabei spielt das im Prinzip keine Rolle, denn dort, wo sie "neu" herkommen, geht es auch nicht gerade sauber zu.

Für die Schmieröl-Herstellung eignet sich Erdöl mit hohem Anteil von Alkenen am besten. Aber vorher wird dem Erdöl schon der Benzin und Diesel-Anteil entnommen und als Ergebnis fällt eine schwarze stinkende Brühe an, die aus meiner Sicht weitaus unangenehmer ist, als Altöl aus dem Automotor.

Danach folgen eine Menge Schritte bis hin zum Grundschmierstoff, der je nach Destillationsstufe von braun über honiggelb bis wasserklar sein kann. Turbinenöl z.B. könnte man fast für Wasser halten. Es ist auch entsprechend teuer.

Da aber die Reste der wirklich unerwünschten Bestandteile, wie Schwefelverbindungen, Schwermetalle und sonstige finstere Gesellen zwingend raus müssen, ergibt sich für "frisches" Schmieröl in der Regel eine durchsichtige Färbung.

Das Altöl ist dagegen weit weniger belastet, enthält eine Menge Ruß und durch den Betrieb des Motors auch chemische Verbindungen - die sich aber leichter entfernen lassen, als die Stoffe, die aus dem tatsächlichem Altöl (50.000.000 Jahre) entfernt werden müssen.

Und weil der Mensch in der Regel nicht mehr tut, als nötig, sieht Altöl halt gerne schwärzer aus, was aber nicht schlimm ist.

Die Additive, die das Schmieröl zu dem machen, wie wir es brauchen, sind die einzigen Bestandteile, denen man eine gewisse Art von "Verschleiß" attestieren kann. Mancher meint, durch die starke Reibung und Belastung würde Molekülketten zerreissen, was aber nicht der Fall ist. Die mechanische Belastung spielt für das Öl keine Rolle, es sind die chemischen und auch die thermischen Einflüsse, die den Additiven zu schaffen machen. Das PIB (Polyisobutylen) wird zu wirklich langen Ketten (150 C Atome und mehr) polymerisiert, um das Schmieröl viskoser zu machen. Und diese langen Polymere sind rel. empfindlich.

Altölaufbereitung ist ein sehr gutes Geschäft, denn der eigentlich Grundstoff bleibt erhalten und läßt sich kaum mit vertretbarem Aufwand synthetisch herstellen.

Die Additive lassen sich die Hersteller aber sehr gut bezahlen. Bei der Infineum habe ich mal gearbeitet, da ging der Stoff nicht in Pipelines weg, sondern in Fässern, aber für richtig Kohle. Die Firma steht auf dem ehemaligen Gelände der Kölner Esso-Raffinierie und hat noch Labors usw. um Öle testen zu können. Ich habe immer die Faxe da liegen sehen, wo Anfragen kamen, wieviel welches PIB in welches Öl rein mußte.

Die Anlagen an sich liefen damals nicht sehr stabil. Gelegentlich verstopfte alles, weil die Polymerisation sich verselbstständigt hatte. Dann wurde abgestellt und alle durften "Siebe machen", d.h. Pumpensiebe reinigen. Eine wunderschöne Arbeit, nämlich überhaupt nicht.

Gruß

Werner

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