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Geschrieben von steffen am 06. Februar 2003 16:04:23:

Informationsabend der Stadt Creußen hatte „volles Haus“ und kein greifbares Ergebnis
Mit Rapsöl die Lastwagen billig lenken
Spezial-Umrüster nennt Kosten — Bauern wollen Ölmühle, steigen aber selbst noch nicht ein

CREUSSEN — Die Stadt will etwas für die Umwelt tun und viele Spediteure dazu bringen, ihre Lastwagen mit Pflanzenöl zu betanken. Eine Spezialfirma für Pflanzenöl-Herstellung und Motor-Umrüstung ist bereit, beim Einrichten einer Tankstelle und einer Werkstatt zu helfen. Die Creußener Bauern lechzen auch danach, ihren Raps dieser Firma zu verkaufen. Sie drängen darauf, in der Nähe für 1,5 Millionen Euro eine Ölmühle zu bauen. Trotzdem hakt es.

Alle drei Partner kamen auf Einladung der Stadt zusammen. Der Saal im „Gärtlein“ platzte aus allen Nähten. 50 Interessierte nickten gefällig, als Kreisobmann Hans Escherich dem Bürgermeister „außerordentlichen Dank“ abstattete, von einem „Meilenstein“ sprach und von der „ersten kommunalen Initiative, die sich da ranwagt“.

Aber es waltete am Schluss, trotz Freibiers und freier Vesper, die Vorsicht. Bürgermeister Harald Mild verstand es nicht: „Sie wollen links und rechts Polster, ganz bequeme Kissen, und unter sich drei bis vier Netze, und dann noch jemanden, der Sie führt — warum? Das ist doch eine Technik, die funktioniert!“ Er ermahnte die Bauern und Spediteure: „Mancher ist schon beim Warten überholt worden!“

Mild und sein Energieberater Franz Mayerhofer hatten die Firma Prokon aus Itzehoe eingeladen, zu der seit April 2002 auch die thüringische „Anlagen- und Antriebstechnik Nordhausen“ (AAN) gehört. Prokon verdient, so ihr Ingenieur Bernd Töllner, mit Wind-Energie so viele Millionen, dass man in weitere Bio-Energien investieren muss. Prokon fand AAN mit Dr. Hans-Jürgen Kampmann. Er ist ein Wissenschaftler, der zu DDR-Zeiten die Forschungsabteilung der IFA-Motorenwerke leitete und 1997 auf eigene Rechnung zu tüfteln begann.

Dr. Kampmann verwendet überwiegend Rumpfmotoren von MAN, die er pflanzenöltauglich macht. Seine Aggregate treiben Holzschredder im Schwarzwald, Blockheizkraftwerke, Traktoren, Busse und Lastwagen. Er hat auch Voll-Pflanzenölmotoren. Aber für Lastwagen nimmt er ein Zwei-Tank-System: Einen kleinen Dieseltank fürs Anfahren und Anwärmen und einen großen Rapsöltank für die Reise.

An alles gedacht

Er hat inzwischen die Tricks raus: Alle 20 000 Kilometer spült er mit Propanol durch („Das ist wie ein Sektfrühstück für den Dieselmotor“); und bei minus 30 Grad gibt er einen Schwung Diesel dazu. Für Busse hat Kampmann ab drei Sekunden Halt (beim Zusteigen) ein Umschalten auf Diesel eingebaut, um „Frittengeruch“ zu vermeiden. Alle 600 000 Kilometer tauscht er die Einspritzpumpe aus.

Kampmann hatte 60 Naturöle getestet, um nicht den künstlich hergestellten Biodiesel verwenden zu müssen. Er war begeistert von Palmöl: „Das Beste. Da werden acht Tonnen pro Hektar geerntet — bei Raps ist es nur eine.“ Ähnlich gut ist Kokosöl. Aber weil die deutschen Bauern klimatisch nur den gerade noch geeigneten Raps anbauen können, nagelt die deutsche Norm die Motorenbauer darauf fest.

Das Umrüsten kostet auf eigene Faust für Lkw 2190 Euro (bei AAN: 3090) und für Autos 1890 (2590). Eine Einbauschulung wird angeboten.

Bei einem Literpreis von 0,62 bis 0,65 Euro für Rapsöl (Diesel: 0,89) amortisiert sich das Umrüsten bei einem Auto nach 52 Monaten. Anschließend spart man jährlich 450 Euro. Bei einem Kleinlaster hat sich der Einbau nach elf Monaten rentiert, und man spart danach jährlich 2240 Euro. Bei einem Lkw ist das Umrüsten nach sechs Monaten bezahlt, bei einer Ersparnis von 5434 Euro pro Jahr. Im Internet kann sich inzwischen jeder unter prokon-energiesysteme.de für sein Wagenmodell die Berechnung holen.

In der Diskussion berichtete Karl Motschmann, der frühere Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten, von Biodiesel- und Rapsölversuchen seit 1983 in Bayreuth. Er vermisste pflanzenöltaugliche Schlepper auf dem Markt. Sein Nachfolger Rainer Prischenk wünschte sich wie der Bauer Reinhard Sendelbeck aus Gottsfeld eine Ölmühle von Prokon für die Region.

„Es ist wichtig, wo die Mark verdient wird, nämlich hier und nicht in Russland“, warf beifallsträchtig ein Landwirt ein. „Wir müssen verhindern, dass Raps aus dem Osten hereinkommt.“ Sendelbeck ermunterte Bernd Töllner von Prokon: „Wir können liefern!“ Er berichtete von einem Oberpfälzer Ölmühl-Projekt, das genossenschaftlich begonnen wurde: „Die ziehen das durch!“ Aber an diesem Abend bewegte sich noch wenig am gemeinsamen Strang. tk

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