Der Begriff der Drehzahldrückung steht sogar im Dubbel!


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Geschrieben von Werner am 10. März 2014 20:09:46:

Als Antwort auf: verkaufst Du Zeitungsabos? geschrieben von Hanomedes am 06. März 2014 11:53:32:

Moin,

sollte ein Maschinenbau-Ingenieur eigentlich kennen (ich bin ja keiner, ich bin ja Verfahrensmann und hab keinen Dubbel).

fasching fasching fasching


Nee, aber mal im Ernst: bei Schiffen nennt man das Drehzahldrückung, wenn die Maschinen Volldampf laufen und die Drehzahl durch die Widerstände sich einstellt.

Damit hat es folgende Bewandtnis:

Dieselmotoren werden häufig mit Drehzahlreglern ausgerüstet und so ausgelegt, daß sie bei Drehzahlwechseln noch genug "Extra-Power" haben.

Das ist z.B. bei Baumaschinen, Baggern und so der Fall. Aber auch Schiffsmaschinen werden so gemacht, z.B. bei Binnenschiffen mittlerer und niedriger Leistung ist das was ganz normales.

Wenn dann die Kühlung und die gesamte thermische Auslegung für den normalen Betriebsfall gemacht wird, dann kann das durchaus sein, daß sie für wirklich richtig Vollast, also Reglerstange ständig am Anschlag nicht mehr geeignet sind.

Ist die Reglerstange am Anschlag und die Regeldrehzahl wird dennoch nicht mehr erreicht, nennt der Motorenmann das Drehzahldrückung. Ein vielleicht etwas unbeholfenes Wort, aber eben aktenkundig seit Jahrzehnten.

Wenn ich also mit meinem Rheinfrachter losfahre und sofort Vollgas gebe, dann dreht die Maschine die Schraube gleich schon fast bis zur Nenndrehzahl hoch und läuft mit Reglerstange am Anschlag. Aber das Schiff kommt schnell auf Fahrt und die Belastung an der Schraube nimmt ab, sodaß die volle Drehzahl bald erreicht wird und dann die Belastung abnimmt. Die Reglerstange fährt also langsam zuück und läßt den Motor im Teillastbereicht laufen. Das ist bei Schiffen durchaus üblich. Legte ich jetzt mein Schiff an die Kette und würde das versuchen, dann bekäme der Motor ein thermisches Problem. Nicht selten qualmt dann auch der Schornstein, weil für die Hochdrehphase der Lauf jenseits der Trübungsgrenze akzeptiert wird.

Bei Baggern etc. ist es ähnlich: die laufen im Normalbetrieb nicht mit voller Füllung und haben immer noch Reserve für Drehzahlwechsel und fette Steine im Erdreich oder . . . oder

Wenn der Fahrer aber ständig weiter mit Vollast versucht, irgendwas zu heben, was die Hydraulik nicht schafft, dann überhitzen die Motoren tatsächlich. Es macht keinen Sinn, die Kühleinrichtungen für solch einen Überlastungsfall auszulegen.

Bei großen Schiffen mit Großdieseln ist das anders, die laufen im Betriebspunkt mit Drehzahldrückung. Nur für den Notfall (falls die Schraube verloren geht) gibt es eine Abregelung, damit das teuere Material nicht hops geht.

Nur mal so zur Anschauung: ein Sulzer RTA hat eine Nenndrehzahl von 102 Umdrehungen pro Minute. Wenn der mit 40.000 kW seine Welle dreht und die Schraube reißt ab (was hin und wieder mal vorkommt), dann haut es den derart blitzschnell auf 200/min, daß niemand imstande ist, so schnell zu reagieren. Meines Wissens gibt es bei 140/min bereits Kleinholz bzw. Kleineisen - das weiß Rainer Lang vermutlich genauer.


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So, langer Vortrag - bei Fahrzeugmotoren braucht man sich da nicht drum zu kümmern, die sind dafür ausgelegt. Wenn man freilich einen langen Berg sich hochquält mit viel Steigung und schwerer Last, dann kann der fehlende Fahrtwind zum Problem werden und es empfiehlt sich schon gelegentlich der Blick auf das oder die Thermometer - aber das hatten wir ja schon gesagt.


Also immer noch Daumen hoch für die Übersetzungsänderung.


Gruß

Werner

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