Nene, so einfach ist das gar nicht...


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Horst E am 03. Juni 2014 17:19:47:

Als Antwort auf: Re: Ganz einfach geschrieben von Uwe FDS am 03. Juni 2014 14:41:01:

Hallo Uwe,

Der Hersteller muß sich nach wie vor an Gesetze und Bestimmungen halten. Wenn der Gesetzgeber bestimmten Lobbyverbänden folgt, dann muß eben jeder Neuwagen ESP haben, ob sinnvoll oder nicht. Wenn der Gesetzgeber vorschreibt daß 5 Reservereifen mitgeführt werden müssen, dann machen das die Hersteller eben. Der Verbraucher kann die dann wegschmeißen oder sich daheim in die Garage legen aber er kann keinen Neuwagen kaufen der keine 5 Reserveradhalter eingebaut hat.

Außerdem können die Hersteller selber Lobbyarbeit betreiben und auch durch Marketing ganz entschieden dazu beitragen was gekauft wird. So wird aus einer praktisch unfahrbaren, schlecht designten Kiste durch serienmäßiges ESP dann ein Technologieträger mit dem Plus an Sicherheit.

Dann sind die Preise, die für bestimmte Modelle oder Ausstattungen verlangt werden, ja nicht unbedingt ein Abbild der Einkaufspreise. Da wird schon mal quer subventioniert und bei anderen Sachen dann ganz unverschämt zugelangt. Beispiel: Beim W638 mit den CDI-Motoren gab es ein Tempomathebelchen für €19,80, das konnte man selber einbauen, dann mußte man nur noch eine Werkstatt finden die das freischaltete. Auf der Aufpreisliste stand das Teil mit €249,- Beim Vorgänger kostete das auch so viel, der hatte aber noch eine mechanische Einspritzpumpe und das System war viel teurer. Das ist aber kein Grund das dann billiger zu machen.

Dazu kommen noch Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Besteuerung verschiedener Kraftstoffe, die sind unter Umständen auch durch Lobbyarbeit zu beeinflussen.

Und man muß natürlich auch sagen, daß nicht nur der deutsche Autokunde bestimmt wie ein Auto auszusehen hat. Früher haben sich deutsche Hersteller geweigert Becherhalter einzubauen, das war in Deutschland nicht üblich.
Amis stehen auf so was und verbrennen sich anscheinend gern den Schwanz, äh Schritt mit heißem Kaffee. Also hat man dann Becherhalter eingebaut und der deutsche Kunde benutzt die dann oder eben nicht. Und wenn so ein Teil abbricht läßt er es reparieren, weil's doof aussieht auch wenn er es nicht benutzt.
Aber versuch mal das gleiche Auto ohne Becherhalter zu kaufen. Oder ohne lackierte Stoßstangen.

Klar, manchmal erleben auch Hersteller Überraschungen wenn ein bestimmtes Modell sich gar nicht so verkauft wie geplant (VW-Beetle...) aber da kommen dann Ausstattungspakete und Marketingtricks mit ins Spiel.

Mein Vater zum Beispiel war nie Automatikfahrer. War nicht sein Ding und früher waren die auch wirklich nicht so gut wie heute. Dann Arthrose (schreibt man das so?) in beiden Schultern, Doktor sagt: "Ab jetzt Automatik". Die Opelaner haben ihm dann so ein automatisiertes Schaltgetriebe angedreht das schaltete wie es gerade wollte. Nach 3 Jahren dann Totalausfall. Hätte er gewußt daß das kein klassisches Wandlergetriebe ist, dann hätte er das Teil gar nicht gekauft. Aber da er sich noch nie mit so was beschäftigt hat, kam er gar nicht auf den Gedanken daß es was anderes gibt und die klassischen Automaten waren ja was Haltbarkeit angeht zumindest nie problematisch...
Er ist dann zu VW gewechselt, da haben die ihm dann ein DSG angedreht. Hat er gar nicht geglaubt daß das wieder nicht der klassische Automat ist. Der Verkäufer hat ihm natürlich erzählt daß das ein ganz ausgereiftes Getriebe ist und blablabla. Bis jetzt hat's gehalten, er fährt auch nicht mehr so viel. Und er ist ja technisch durchaus bewandert, was kann man dann einem Bilanzbuchhalter alles erzählen?
Das hat aber auch damit zu tun, daß im Ausland Händler nicht an die Marke gebunden sind. Autos die nur Ärger machen verkaufen die dann gar nicht mehr, das fällt ja auch auf die zurück. Wobei Rost ja erst später auftritt genauso wie hohe Ersatzteilpreise, das ist dem Händler dann wieder völlig schnuppe.

Im Augenblick habe ich den Eindruck daß die Automobilindustrie in eine Richtung hin entwickelt, die sie selber auf Dauer nicht will. Das selbstfahrende Auto mag ja technisch interessant sein, aber wer will so etwas kaufen? Da ruf ich mir gleich ein Taxi oder fahr mit der Bahn. Autos die selber einparken sind ja was tolles. Aber was wenn es nirgends einen Parkplatz gibt?
Was wenn selbst die Werkstätten nicht mehr durchblicken und Autos einfach abschreiben obwohl nur Kleinigkeiten kaputt sind.

Ich geb dir allerdings in einem Punkt Recht: Die Kunden sind häufig nicht entschieden genug darin nachzuhaken und auch zu sagen das will ich gar nicht.
Das Design ist blöd, kann man da nicht was ändern?
Ich hab mir mal eine Opel Corsa angeschaut, der war gar nicht schlecht, hatte aber so einen doofen Spoiler (in der Motorisierung). Der Verkäufer ist echt aus den Wolken gefallen als ich gesagt habe: "Den würd ich nehmen aber ohne den Spoiler". Der Händler war nicht in der Lage das doofe Ding fachgerecht abzuschrauben bevor er das Auto ausliefert. Und aus mir wurde kein Opelfahrer.

Gruß Horst

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]