Re: O.T. Die schleichende Diktaturisierung Europas


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Geschrieben von LiLa am 06. Oktober 2014 11:49:24:

Als Antwort auf: Re: O.T. Die schleichende Diktaturisierung Europas geschrieben von Hanomedes am 06. Oktober 2014 10:15:19:

Hallo Dominik,

alles, was du schreibst, ist richtig und mir bekannt, nur verwechselst du Ursache und Wirkung! Dass sich diese massiven Target II-Salden aufgebaut haben, lag wie du richtig sagst, am deutschen Exportüberschuss gegenüber den Südländern. Nur genau das hat die deutsche Politik doch gewollt. Man predigt seit Jahren Lohnverzicht (obwohl man seit Jahrzehnten kontinuierlich Exportüberschusse hat) und genau den gab es dann auch:
http://blog.zeit.de/herdentrieb/files/2010/03/Lohnstueckkosten_PIIGS_und_DE_seit_2000.gif

Das Ergebnis ist die Schuldenkrise der Südländer. Wir haben Sie kaputtkonkuriert.

Und das liegt nicht am Euro, sondern Deutschland hat ja auch gegen den Rest der Welt Exportüberschüsse, die wir selbst mit Darlehen finanzieren, wie z. B. im Falle der USA 2008 deutlich wurde. Hier gab es enormen Abschreibungsbedarf, der massiv Steuergelder kostete, um Banken in Schieflage zu stützen.

Und nichts anderes sagt doch auch der Spiegelartikel:
Weltweit (und nicht nur in der Eurozone) wächst die Kluft zwischen armen und reichen Ländern immer weiter. Das kann nicht gut gehen, weil klar ist, dass die Schuldnerländer ihren Zahlungsverpflichtungen nie nachkommen werden können, weil der Schuldenberg zu groß ist. In dieser Situation wäre es geradezu wiedersinnig, weiter auf Export zu setzen, oder warum sollen wir weiter Waren produzieren, für die wir im gegenzug nur wertlose Schuldtitel bekommen?
Nein, jetzt gibts nur einen Weg und der gilt für alle Nettoexportländer, die ja im Artikel genannt sind: Lohnerhöhungen, um statt für den Export mehr für den Binnenmarkt zu produzieren. Sonst ist der im Spiegel angekündigte Finanzcrash unausweichlich.

Geht man hingegen den umgekehrten Weg und senkt die Löhne in den Schuldnerländern wird die weltweite Wirtschaftsleistung massiv einbrechen (sieht man ja jetzt schon an den Südländern, die in tiefer Depression stecken), weil Nachfrage vernichtet wird.
Beim umgekehrten Weg (Lohnerhöhungen in den reichen Ländern und zwar allen, nicht nur in Deutschland) würde hingegen die weltweite Wirtschaftsleistung dank zusätzlicher Nachfrage enorm steigen.

Aber dazu müssten die Exportnationen erstmal einsehen, wie schädlich ihre Exportfixierung ist. Vor 50 Jahren wusste man das übrigens noch:
http://www.ludwig-erhard-stiftung.de/wp-content/uploads/wohlstand_fuer_alle1.pdf
Seite 69 unten:
Dieses Bild einer blühenden, aufstrebenden Wirtschaft fand
auch in den Außenhandelszahlen sichtbaren Niederschlag.
Während die Import/Export-Bilanz 1949 und 1950 noch
mit je rund 3 Mrd. DM „heillos“ passiv zu sein schien, 1951
der Passivsaldo auf 149 Mill. DM zusammengeschmolzen
war, gelang 1952 der Übergang zur „Aktivität“ mit einem
Überschuß von 705,9 Mill. DM in der Warenhandelsbilanz.
Damit war die Phase der langfristigen Aktivierung eingeleitet,
die sogar Anlaß für manch sorgenvolle Diskussion
mit umgekehrten Vorzeichen bot. 1953 erreichte der Überschuß
bereits 2,5 Mrd. DM.
Aus dieser Situation erwuchs ein immer ernster werdendes
Problem, das die Wirtschaftspolitiker beschäftigen mußte:
die liquidisierende Wirkung dieser Überschüsse.

Gruß
LiLa

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