Ein Essay


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von waldi am 26. Juni 2015 08:44:46:

Als Antwort auf: Re: Ein paar Gedanken, Fragen zur Asche geschrieben von Trafic83 am 25. Juni 2015 17:38:24:

Moin Thomas,

Wir müssen aufpassen, dass wir hier nichts verwechseln.
>Ein gesunder Motor darf ca. bis zu 1l /1tskm verbrauchen.
Diese Aussage sind historische Altlasten. Wenn ein moderner Motor soviel Öl braucht ist er entweder hin, oder er wird extrem falsch betrieben.
VW lässt das zu. Aber das geschieht aus Rücksicht auf extrem schlechte Betriebsbedingungen. Ein betriebswarmer Motor darf merklich kein Öl verbrauchen.
Bei VW und auch bei anderen Herstellern liegt's and der Kolbengeometrie. Die sind in kaltem Zustand nämlich nicht rund, sondern oval. Erst, wenn sie Betriebstemperatur haben, werden sie rund und dichten korrekt ab. Bei VW ist dieser Effekt aber etwas ausgeprägter. Warum auch immer.

>wie viel der entstehenden Aschen
>fliegen aus dem Brennraum und wie viel bleibt drin und schmiergelt.
grinsi schmiergelt ist gut grinsi Wenn's schmiert wär's ja kein Problem gelt? grinsi
Der allergrößte Teil, ich schätze 95% dürften im Normalfall den Brennraum wieder verlassen.
Thomas, Du bist Doch ein sehr versierter Handwerker.
Stelle es Dir so vor. Du hast eine Tischplatte und bearbeitest die mit dem Schmirgelklotz. Das entstehende Holzmehl schiebst Du jeweils in eine Richtung. Sowohl hin, als auch zurück. Der Vergleich hinkt dennoch ein bißchen. Wenn wir das Holzmehl aber mit den Aschen gleichsetzen passt es. Der wenigste Teil wandert wirklich unter dem Schleifklotz durch. Das mehl von der einen Seite bleibt hauptsächlich auf dieser, und das Mehl der anderen Seite bleibt auch auf der anderen.
Wenn jetzt Aschen im Brennraum entstehen, werden sie sich vor dem Kolbenring absetzen und sich nach oben schieben lassen bis sie irgendwann wieder rausgeblasen werden.

>Und ab welchem Ascheaufkommen wird es schlecht für den Motor.

Ab JEDEM Aufkommen. Jedes Krümel Kalium/Calcium/Aluminium-Oxid schädigt den Motor. Es ist schlichtweg eine Frage der Wahrscheinlichkeit.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der einzige entsandene Krümel Aluminiumoxid die Zylinderwand erreicht und sich zwischen ihr und Kolbenring setzt. Je mehr Asche entsteht, desto größer ist die Gefahr, bzw. der tatsächliche Verschleiß.

2Takter sind ein ganz anderes Thema. Die sind eh einem extremen Verschleiß unterlegen. Die Gemischschmierung ist prinzipiell eine Krücke. Zwar eine gute, aber Schmierung geht halt besser. Erinnere Dich an die guten alten Mofa und Moped-Zeiten. Wie oft haben wir Kolbenringe erneuert, und manchmal ganze Zylinder? Die Abbrassive Aschenwirkung hat es da nicht mehr ausgemacht.
Außerdem war das Zweitaktöl unlegiert. Das Motoröl damals war nicht so hoch legiert. Wir haben ja eh nur das billigste reingekippt.

Apropos ...
Das ist eh ein ganz anderer Effekt.
Wie Stefan es schon skizziert hat.
Das Möl, welches auf irregulärem Weg in den Brennraum gelangt verbrennt nicht so sauber, wie tatsächlich eingespritztes. Das ist eher ein Verdampfen, was sich in Blaurauch zeigt. Bei Flugschows spritzen sie auch Öl in den Abgaskrümmer. Riesen Umweltsauerei, aber das Publikum freut sich 40.
Weil dieses Möl sich meistens an der Zylinderwand befindet, langt die Temperatur nicht, um es wirklich zu verbrennen. Die Verbrennung sollte im Optimalfall in der Brennraummitte stattfinden, ohne die abkühlende Brennraumwand zu erreichen. Deshalb verdampft das Möl dort nur.

>Wie ist das denn bei Getriebeölen? oder Hydraulikölen.
Sind da auch Asche bildende Additive drinn?

Bei Hydraulikölen ist es nicht ganz so schlimm. Teilweise ist es sogar wirklich gut. Das kommt drauf an, wo die Öle her sind. Bei Hydraulikölen aus stationären Anwendungen wie z.B. den Pressen in Automobilfabriken kann es durchaus sein, dass da Zusätze drin sind.
Hydrauliköle für die Land und Forstwirtschaft soll man verfahren können. Die sind weniger, bis gar nicht belastet. Die Anforderungen an Hydrauliköle ist bei weitem nicht so hoch, wie an ein Motoröl. Die Temperaturbelastung ist wesentlich geringer. Die Scherbelastung fällt nahezu komplett weg, wenn man mal von der Pumpe absieht, und ein so hohes Maß an Schmutz muss das Öl nicht in dedr Schwebe halten. Auch wenn es Hydrauliksysteme mit bis zu 1000 bar Druck gibt, ist die eigentliche Druckbelastung der Ölmoleküle wesentlich geringer, als in einem Pleuel-oder Kolbenbolzenlager.
Getriebeöle? Gaanz schlecht.
Ich nehme mal an, dass "normales" 80er Getrieböl noch ginge. Das weiß ich jetzt nicht wirklich genau. Aber alles andere, wie Hypoid oder ATF-Öle kriegt man nur mit Metalldotierungen stabil.
Ein Öllieferant hatte mir mal einen Wisch gezeigt, den ich auch nur kurz überflogen habe. Da wird's einem schwindelig. Ein Chemiker hätte damit wesentlich mehr anfangen können, als ich, aber Metalle habe ich da einige entdecken können. So ziemlich das ganze Bunt-und Alkalimetallspektrum.

Viele Grüße

Waldi

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