Re: Bei Branntkalk sollte man genügend Fachkunde haben.


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Geschrieben von R.Lang am 05. März 2016 08:25:55:

Als Antwort auf: Re: dazu nimmt man aber Branntkalk und löscht ihn ab. geschrieben von Manuel [ER] am 04. März 2016 16:40:20:

Hallo Manuel,
Gebrannten Kalk ablöschen sollte in einer flachen Wanne geschehen, die Weissbinder und Maurer hatten dafür flache Blechwannen ca. 50cm hoch ,1m breit und 2m lang. Diese wurden 1/2 bis 2/3 mit Wasser gefüllt, dann wurde der gebr.Kalk hinzugegeben, indem mit einem Werkzeug der sich bildende Sumpf bewegt wurde. Das Werkzeug war ein recht langer Stil an dessen Ende ein im rechten Winkel abgekanntetes Bech mit zwei grossen viereckigen Löcher angebracht war. Damit wurde die sich bildende Masse in Bewegung gehalten. Ein bis zwei Personen bewegten den Sumpf, und einer gab das Kalkmehl mit einer Schaufel hinzu. Dabei wurde darauf geachtet das die Suppe nicht zu kochen anfing. Die Leute haben immer auf genug Abstand geachtet und uns Kinder fort gescheucht wenn sie am Kalk löschen waren. In den Folgetagen wurde dann der gelöschte Kalk in der Mischmaschine zu Maurer- oder Putzmörtel gemischt und verarbeitet.

Es stimmt, das gelöschter Kalk je länger er gelagert hat um so teuerer wird. Bei uns sind die Denkmalpfleger ganz wild drauf an solche alten Vorräte zu kommen.

Früher haben die Bauern sich in einer schattigen Ecke im Garten Kalkgruben angelegt. Dort wurden so 2-3 Sack Brandkalk in einem Erdloch abgelöscht und dann
abgedeckt. Wenn der Bauer im Stall ein "Hygieneproblem" hatte, dann wurde hat er den Stall mit diesem Kalk geweisst. Wenn die Grube nach Nutzung des Kalks genügend Platz aufwies, dann wurde halt wieder mal ein Sack Bandkalk hinzugefügt. Genau nach dem Muster wie es die Maurer auch machten erst das Wasser dann den Kalk einstreuen und umrühren.

In den alten Bauernhäuser wurden auch die Wohnräume mit dem Kalk ausgeweisst, und danach mit Erdfarben eingefärbter Kalkfarbe verschönt. Dafür gab es Musterwalzen, oder auch Druckstöcke. Wer ne farbige Wand haben wollte färbte halt die Grundfarbe ein.

Um die Kalkfarbe wischfest zu machen wurden noch Zuschläge wie Magermilch oder sonstige "Additive" hinzugefügt. Diese Zuschlagsstoffe waren meist auf dem Bauernhof verfügbar.

Man muss sich der Gefahr bewusst sein wenn mit dem Werkstoff "gebrannter Kalk"
handtiert, dicht schliessende Schutzbrille entsprechende Kleidung und Handschuhe sind ne gute Investion. Vorsicht und Vorkehrung wie fliessendes Wasser zum spülen sind ebenfalls ne gute Praxis, wenn doch mal paar Spritzer Kalkbrühe auf die Haut kommen.

Allerdings sollte man nicht warten bis es weh tut, dann ist die Haut an der betroffenen Stelle kaputt. Die daraus entstehenden Wunden heilen sehr schwer, sie bedürfen dann unbedingt medizinischen Fachbetreuung. Soweit sollte es nicht kommen.

Also vorher informieren und sachkundig machen, dann ist Kalk ein wunderbarer Werkstoff.

MfG Rainer

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