Re: Feldschmiede... und die"gude alde" Zeit


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Geschrieben von krummnagel der 2.te am 21. April 2016 09:38:20:

Als Antwort auf: Feldschmiede... geschrieben von Joachim S am 21. April 2016 08:14:24:

Hallo JO,
da hast Du recht. Ich habe als junge so etwa 12 Jahre alt, etwa ein halbes Jahr lang in einer Schmiede "arbeiten" dürfen. Nun der Bauschlosser war noch einer von der alten Sorte, der nahm sich die Zeit mir vieles zu erklären. Nun damals durfte ich auch man am Ambos mit dem Vorschlaghammer Pickelspitzen vorformen. Naja als 12 jähriger mit nemm 10 Kg Hammer. aber damals habe ich in einer Std. mehr Wissen und eigene Erfahrung vermittelt bekommen wie in manchem Monat in der Schule.

Vor allen Dingen war es eine wichtige Erkenntnis das am Ambos nur ordentlich gearbeitet werden konnte wenn die Partner harmonisch zusammen arbeiteten. Der Schmied holte die Eisen bei der richtigen temperatur mit den entsprechenden Schmiedzangen aus dem Feuer und plazierte sie auf dem Ambos. Dann flog der Vorschlaghammer auf das Werkstück und gleich danach richtete der Schmied mit nemm 2 Kg Hammer das Schmiedegut nach. Das wiederholte sich bis das Eisen fast nicht mehr glühte, dann wurde es nochmals in das Schmiederfeuer gesteckt heiss gemacht um anschliessend mit dem kleine Trimmhammer die letzten korrekturen zu erfahren.

Danach je nach Bedarf nochmals im Schmiedefeuer erhitzt und dann im kalten Wasser
gehärtet um anschliessen im Schmiedefeuer nochmals angelassen zu werden.

In dieser Zeit hatten die Pickel noch keinen Dieselmotor drangetüdelt, Dementsprechend war da erheblicher Bedarf an nachgearbeiteten Pickelhacken.

Doch auch Meissel und Spaten für die Presslufthämmer haben wir dort bearbeitet.

Das war ne wichtige Zeit des wirklichen Lernens für mich. Später durfte ich jedoch keinen solchen Beruf ergreifen ,aus mir sollte was "besseres" werden.

Daher lernte ich das destillieren von Elektronen im Vakuum ,wie ein Transistor funktioniert, Antennen bauen, Waschmaschinen installieren und weiteres für meinen Chef nützliches Zeug.

Nur meine Erfahrungen in der Bauschlosserei die waren später noch sehr wertvoll,
ohne sie hätte ich nie instandsetzenden und -haltenen Stahlbau angefasst. Ich war jedoch gezwungen einige Jahre damit meinen Lebensunterhalt zu erwerben.

So könnte ich heute auch mit krummen Nägeln meinen Lebensunterhalt sichern, ich sammel die, und klopp die gerade, das sind dann beliebte Tauschgegenstände in der Not.

Meine Grosseltern haben nachdem WK2 nach der Flucht so die Familie durchgebracht. Der Grossvater hob jeden krummen Nagel am ihm zugewiesenen Arbeitsplatz auf und steckte ihn in die Tasche. Am Wochenende kloppte er die dann gerade, und die Grossmutter ging die Woche über, von dem amerikanischen Sektor in den sie eingewiesen waren, über die grüne Grenze in den französischen Sektor "hamstern", indem Sie bei den dortigen Bauern die Nägel gegen Lebensmittel tauschte.

Der Grossvater der schwerhörig war, hatte bei den ihn verlachenden Kollegen den Spitznamen "Krummnagel". Rate mal wer als letzter lachte.

mfg krummnagel der 2.te

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