Re: Quo vadis? Wo kommen wir her, wohin geht die Reise hin?


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Geschrieben von r.lang am 10. September 2016 09:14:05:

Als Antwort auf: Ernsthaftigkeit und so geschrieben von Johannes D am 09. September 2016 14:48:32:

Hallo Johannes,
nun ich erinnere mal 65 Jahre zurück, aus dieser Zeit hatte ich Feinmechanikerkollegen, die etwa 10-15 Jahre älter waren als ich, die liefen jeden Tag etwa 30 Km zur Arbeit. Und das nicht auf dem flachen Land.

Damals war die ländliche Infrastruktur noch nicht so üppig ausgebaut wie heute.

Diese Leute lebten auf dem Lande und betrieben zu Hause eine bäuerliche Landwirtschaft. Geheizt wurde mit dem Holz aus den umliegenden Buchenwäldern.

Die Schule war im Dorf und hatte zwei Klassenräume. Die Lehrer wohnten ebenfalls im Dorf und waren Respektspersonen wie die anderen Studierten wie der Pfarrer, Förster und der Landarzt. Kinder konnten noch zu Fuss in die Schule gehen. Es gab zwei Tante Emmaläden, einer davon wurde als Konsum bezeichnet und hatte "Kolonialwaren" in der Auslage. Brot wurde im Backhaus selbst gebacken. Es gab zwei Kneipen im Dorf. Es gab auch ein Kühlhaus wo die Bauern ihre Schlachterzeugnisse lagerten. All diese wohnortnahe Infrastruktur gibt es heute nicht mehr. Die nächsten Supermärkte sind etwa 5 - 8 km weit weg, haben grosse Parkflächen und liegen "verkehrsgünstig" am Rande von "Schlaforten"oder der nächsten Stadt.

Heute werden die mit überfüllten Schulbussen transportiert, und der Lehrerparkplatz an der Schule hat Schulhofabmessungen. Die Dorfschule gibts nur noch als Wohnhaus mit "Wohnlandschaften".

Zu den weiterführenden Schulen in der nächsten Stadt fahren viele der Schüler heute mit eigenen Fahrzeugen. Rund um diese Schulen haben sich regelrechte Parkplatz-gettos gebildet. Und solche Schulen haben bis zu 3000 Schüler.

Zurück zu dem Lebenstandart meiner alten Kollegen.
Der damals erhaltene Lohn war geradezu kümmerlich für den geleisteten Aufwand.

Im Winter war es kaum zu leisten, denn die Winter brachten Wochenlang bist zu 60 cm Schnee. Gibt es heute nicht mehr.

Daher wurde bald eine Landbuslinie eingerichtet. Aber auch das war immer noch spärlich im Vergleich mit heute wo Mamataxis die Kinder zu und von den Schulen transportieren.

Die Arbeitsplatzbedingte Migration der Arbeitnehmer führt heute täglich zu mindestens zwei Rush-hours, bei denen die Durchgangsstrassen in meinem Wohnort zeitweise für Fussgänger ohne Fussgängerampel unpassierbar werden. Ergänzende Bemerkung dazu: Fusssteige sind in der dörflichen Infrastruktur den Fahrbahnverbreiterungen zum Opfer gefallen.

Umgehungsstrasse gibt es aus Kostengründen nicht. Die dörflichen Strukturen waren auf den regionalen Bedarf ausgelegt. Damals gab es noch viele kleine schwer malochende Bäuerchen die ihre Kühe vor den Pfug spannten, und wenns ein reicher Bauer war, dann hatte der ein oder zwei Kaltblüter, die im Sommer auf der Weide und im Winter im Stall standen. Im Winter waren diese Pferde mobiler als jede mechanische Mobilitätskrücke. Sie wurden geholt, wenn wieder mal ein PKW im Schnee fest saß. All das ist Vergangenheit.

Heute sind alle landwirtschaftlich nutzbare Flächen kolchosenhaft zusammengelegt und werden mit riesen Landmaschinen bewirtschaftet die sich nur ein "armer" Bauer leisten kann. Arm?, weil er diese grossen Flächen nur nebenbei bewirtschaftet und die möglichen Früchte mit den besten Subventionen anbaut.
Das sind in regelmässigem Wechsel Raps, Mais, Getreide sowohl als Futter als auch für Brauzwecke. Sonstige blühende Pflanzenvielfalt sind auf solchen Flächen nur mit der Lupe zu finden.Dafür kann man aber fast regelmässig Pflanzenschutzmittelnebel konsumieren. Denn die Feldspritzen haben heute schon Grössen erreicht, das sie als selbstfahrende Arbeitsmaschinen bezeichnet werden können.

Das Taschengeld verdient er sich mit Dienstleistung für Pferdenarren. Denn auf den übrig geblieben Weideflächen sind die Milchkühe von dem Salamierohstoff Pferd verdrängt worden. Die Milchbauern haben in den meisten Fällen aufgegeben, die Feldflächen verpachtet und "gehen" arbeiten.

Wie man leicht feststellen kann, wurde die Mobilität der Notwendigkeit folgend, durch Anpassung erheblich ausgeweitet. Inzwischen "leidet man" unter diesen Folgen. Um das Leiden erträglicher zu gestalten hat man Ideen generiert. Das ist zur Zeit die Verringerung von Schadstoffemissionen, die aber in der E.mobilität enden soll.

Es stellen sich dabei jedoch einige Fragen: Kann die Erwerbsdynamik der Gesellschaft bei dieser Umstellung dann so bleiben?

So viel ich weiß ,hast du das Privileg von zu Hause aus zu arbeiten. Wird das ein mögliche Zukunftsmodell sein in Verbindung mit Industrie 4.x ? Sind die heutigen Politikdarsteller überhaupt interllektuell in der Lage diesen Wandel sinnvoll unterstützend zu gestalten?

Insgesamt ist ein Trend zur energiefressenden Mobilität zu beobachten. Es stellt sich die Frage wie wird das in Zukunft geleistet werden?

Die Folgen des Trends zu mehr Freizeit habe ich bisher noch nicht durchleuchtet, aber auch das wird Mobilitätsbedarf generieren.

Freundliche Grüsse

rainer

PS: wer in Eile ist, sollte sich Zeit nehmen

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