Die Weihnachtsmaus


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Geschrieben von Funman am 21. August 2017 12:20:40:

Als Antwort auf: kurzer Zwischenstand (Maus) geschrieben von Hanomedes am 17. August 2017 22:09:06:

Die Weihnachtsmaus

Hallo,

wir hatten auch mal eine Büromaus. Die ist zur Weihnachtszeit durch eine Lücke am Rolltor des Wareneingangs reingekommen.
Der Hausmeister hat sie entdeckt. Der Chef gab Anweisung, Gift und Fallen zu kaufen und auszulegen. Das war
orange eingefärbtes Getreide mit dem üblichen Gerinnungshemmer und die üblichen Holzbrettchen-Schlagfallen. Der
Hausmeister, gelernter Koch, hat die Fallen mit Räucherspeck versehen. Die Maus war aber schlauer. Das Getreide hat sie nicht
angerührt, den Speck weggetragen. Der Hausmeister hat den Speck dann mit Sekundenkleber an den Fallen festgeklebt.
Die Maus hat den Speck rausgefressen ohne die Fallen auszulösen. Diese Brettchenfallen sind imho sowieso unbrauchbar.
Als die Kinder des Produktionsleiters anfingen, mit Getreide und Fallen zu spielen und der Hund des Ingenieurs das
Getreide fraß, gab der Chef die Anweisung, alles wieder einzusammeln und zu entsorgen.

Tage später hab ich die Maus in der Küche gesichtet. Sie wohnte dann unter dem Einbaukühlschrank. Sicher ein gemütlicher
Ort, warm, es gab zu trinken (das Kondenswasser) und roch lecker. Wellnessmassage bei Bedarf ebenfalls. Allerdings haben
wir generell nie Lebensmittel rumliegen lassen. Das konnte sich die Maus wohl nicht vorstellen, daß es an so einem
Ort nix zu fressen gab.

Tage später fehlten bei einer Kollegin auf dem Schreibtisch ein kleiner Schokoweihnachtsmann. Nur die Alufolie war noch
übrig. Da gabs die Anweisung, alle Weihnachtssüßigkeiten wegzuräumen. Ich habe den Befehl ignoriert. Normal sind Mäuse
nachtaktiv. Da diese offenbar schon ziemlich ausgehungert war, hat sie es riskiert, auch tagsüber auf Nahrungssuche zu
gehen. Ich hatte eine Rankpflanze auf dem Schreibtisch stehen, deren Ranken bis auf den Boden hingen, außerdem einen
Kaktusableger in einem Glas. Ich wußte, die Maus würde kommen. Ich hatte die Kamera griffbereit auf dem Tisch.

Dann hörte ich es rascheln in den Ranken. Sekunden später raschelte es die Ranken hoch und die Maus lief über meinen
Schreibtisch. Zuerst untersuchte sie das Telefon. Sogar der Blitz der Kamera hat sie nicht gestört. Offenbar existiert
ein Fotoblitz in ihrem Erfahrungsbereich einfach nicht. Sie kletterte in das Glas mit dem Kaktus und untersuchte diesen.
Der sagte ihr auch nicht zu, aber sie trank von dem Wasser. Schließlich entdeckte sie den Schokoweihnachtsmann. Mit den
Krallen der Vorderpfoten fetzte sie die Alufolie weg und stieß ein begeistertes Fiepen aus. Ein Weilchen lief sie immer
vom Weihnachtsmann zum Kaktusglas und zurück, fraß hier und trank dort. Dann verschwand sie wieder über die Ranken.

Einseitige Ernährung mit Schokolade ist sowohl für Menschen, als auch für Mäuse nicht gesund. Die Maus wurde krank.
Zuletzt saß sie mitten am Tag mitten auf dem Flur und rührte sich nicht mehr. Die Kollegin rief "tret sie tot", aber
das habe ich natürlich nicht gemacht. Ich habe meinen Papierkorb geleert, die Maus hineingeschoben, und bei meiner
Freundin in Bad einquartiert. Mit Brot und Haferflocken haben wir sie wieder aufgepäppelt. Von wegen der Hygiene hab ich
reichlich Klopapier in den Eimer getan. Schließlich war sie wieder so fit, daß sie in unserer Abwesenheit aus dem
Eimer rausgesprungen ist, das Badezimmer untersucht hat und dann wieder in den Eimer zurückgesprungen ist. Anders ist
es nicht zu erklären, daß im Bad Mäuseköttel verteilt waren.

Wir haben dann ein Terrarium ausgeborgt, mit Kleintierstreu zu einem Drittel gefüllt und Nagerfutter hineingelegt. Ich
habe aus dünnen HT-Rohren ein Gangsystem zusammengesteckt und vergraben. Die Maus hat das auch angenommen, aber sie
war nicht glücklich. Die Eingänge des Gangsystems hat sie alle bis auf einen zugestopft. Jede Nacht ist sie an den
Deckel aus Maschendraht gesprungen und hat versucht, ihn hochzuheben. Das hat einen Höllenlärm gemacht. Auch hat sie
sich bis in die Ecken durchgegraben und dort nach einem Ausweg gesucht. Ich habe sie dann im Garten freigelassen.
Obwohl noch reichlich Futter im Terrarium war, ist sie nicht zurückgekehrt.

Nicht daß ihr jetzt denkt, ich könnte keiner Maus etwas zuleide tun. Ich habe regelmäßig die Mäuse mit Schlagfallen
gefangen, die bei mir ins Haus und in die Scheune gekommen sind. Einmal hat meine Freundin eine Schublade mit
Geschenkpapier im Wohnzimmerschrank aufgezogen. Da drin saß eine Maus und guckt meine Freundin an. Und die guckt die
Maus an. Auf beiden Seiten war der Schreck groß. Die Maus hat das Geschenkpapier zernagt und angefangen, daraus ein
Nest zu bauen. Ich habe die Maus nicht verfolgt. Ich wußte, in der kommenden Nacht würde ich sie kriegen. Ich hab
dann eine Schlagfalle aufgestellt und am nächsten Morgen war sie drin.

Da ich das aber auch nicht gern mache, habe ich die Einstiegsstelle gesucht. Wie bei alten Häusern üblich, gab es bei
mir Lüftungsgitter in den Grundmauern. Die hatte ich schon verschlossen, aber bei einem war noch eine winzige Ritze.
Von dort kamen die Mäuse unter den Fußboden und durch ein Loch am Heizungsrohr ins Wohnzimmer. Seitdem der Einstieg
vermörtelt ist, ist mein Haus mausfrei.

Häufiges Opfer der Mäuse sind Textilien, die sie zernagen um Nester zu bauen. Z.B. Spanngurte oder die Gurte von
Gartengeräten. Das ist ärgerlich. Die Grassaat fressen sie auch, das ist aber weniger ein Problem. Bisher habe ich
alle Mäuse gefangen bekommen, die sich in Behausungen gewagt hatten. Offenbar können sie eine Falle nicht von dem
übrigen menschlichen Gerümpel unterscheiden. Sie wissen also nicht, daß Menschen ihre Schokolade normal nicht in kleinen
Stücken auf Nähgarn auffädeln, das bis kurz vor dem Zerreißen gespannt ist. Sie nagen die Schokolade an und stellen
fest, schmeckt gut und ist offenbar nahrhaft. Sie wollen das Stück wegtragen, aber es ist an einem Faden fest. Sie
beißen den Faden durch, und das wars dann. Ich verwende immer Schokolade als Köder, am besten frische, die noch gut
riecht. Ich habe mir ein paar Rohrfallen aus dünnen HT-Rohren gebastelt. Als Vorbild und für die Maße habe ich die
Bauanleitung auf Hausmaus.AT verwendet. Meine Rohre sind aber eine Nummer dicker, weil ich so dünne nicht bekommen
habe. Das schadet aber nicht. Im Freiland habe ich bisher keinen einzigen Fang geschafft. Offenbar meiden die Mäuse
die Falle dort als Fremdkörper. In Gebäuden war der Erfolg aber immer 100%.

In meinem Garten leben immer ein paar Mäuse, die sich unter den Regentonnen Gänge graben. Die werden natürlicherweise vom
Steinmarder dezimiert, so daß sie normal kein Problem sind. Gelegentlich wird der Steinmarder aber von den Nachbarn
mit einer Falle erwischt. Dann explodiert bei mir die Mäusepopulation und der Garten sieht aus wie Schweizer Käse.
Bis ein neuer Marder das Revier bezogen hat. Zur Zeit ist gerade das der Fall. Noch vor ein paar Wochen hat der alte
Marder auf dem Dach Radau gemacht, ich konnte nicht schlafen. Hose an, Taschenlampe und raus. Da saß er dann auf
dem Dach, ich leuchte und seine Augen leuchten auch. Etliche Minuten stehen wir Aug in Aug und gucken uns an.

Der alte Marder ist seit ein paar Wochen weg, und den neuen hab ich schon begrüßt. Ich kniee auf dem Boden in der
Scheune und mache was am Auto, da sehe ich eine Bewegung im Augenwinkel. Ein junger Steinmarder sitzt neben mir und
guckt mir zu. Nach einigen Sekunden versteckt er sich zwischen Brettern und guckt weiter. Später sitze ich mit meiner
Freundin beim Kaffee im Wintergarten, da ruft sie, da, eine Ratte am Fenster. Ich gucke, aber es ist der junge Marder,
der draußen auf dem Fensterbrett sitzt und reinguckt. Ich hoffe, er wächst schneller als die Mäusepopulation.

Grüße, Hajo


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