Dynamische Messung: Kleine Moppeds sind näher an der Prospektangabe


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Geschrieben von Obi am 27. Januar 2018 14:29:08:

Als Antwort auf: Korrekt, aber . . . . geschrieben von Werner am 26. Januar 2018 12:12:26:

Moin Werner und alle Teilnehmer der Diskussion,
ich erinnere mich dunkel an das Jahr 1998, als ich auf dem Tag der offenen Tür im Prüfzentrum des ADAC in Fürth zu Besuch war.
Dort wurde eine Leistungsmessung für menschenfreundliche 15 DM angeboten.
Die Firma Micron (bin mir nicht mehr 100%ig sicher, aber es klingt vertraut) verwendete damals natürlich für jede Leistungsklasse denselben Stahlzylinder, der mit dem darauf stehenden Hinterreifen des zu messenden Motorrads beschleunigt wurde.
Gemessen wurde im zweitgrößten Gang bis die Leistungskurve eben wieder abfiel.

Vor mir waren eine ganze Reihe Superbikes mit Nennleistungen jenseits der damals offiziell nicht übertreffbaren 74kW dabei - man erinnert sich, daß auf dem Deutschen Markt einige Zeit keine Motorräder mit mehr als 74kW (für Freunde unhandlich zu rechnender, veralteter Einheiten: 100PS) angeboten wurden - deren tatsächlich gemessene Leistung spürbar unterhalb der Prospektangabe lag.

Als einer der letzten kam ich dann mit meinem Soft-Chopper, einer Yamaha XV 250 Virago, mit extrem langhubig ausgelegtem V2 und moderaten 13kW - oder laut Prospekt 17PS.

Irgendwo könnte das Diagramm noch herumgeistern.
Ich erinnere mich daran, daß die 17PS recht genau 12,5kW ergeben, und bei der Messung kamen laut Diagramm 12,1kW heraus. Das Leitsungsmaximum lag damals auch nicht exakt auf 7000/min, sondern eher bei 6700 oder 6800/min.

Verglichen mit allen anderen Motorrädern, deren Leistung viel höher angegeben war als die meiner Maschine, war ich der, dessen Leistung unter Berücksichtigung einer gewissen Streuung recht genau mit der Prospektangabe übereinstimmte.

Es liegt wohl daran, daß beim Hochbeschleunigen von in erster Näherung gleichen trägen Massen bei starker Beschleunigung ein größerer Anteil in den trägen Massen der Getriebeteile wie Zahnräder und Wellen "hängenbleibt", da ja meines Wissens nur erfaßt wird, mit welcher Leistung die (bekannte weil leicht bestimmbare) Masse des Stahlzylinders beschleunigt wird und eben nicht bekannt ist, welcher Anteil zum Mitbeschleunigen der in der ganzen Anhäufung von rotierenden Teilen im gesamten Antriebsstrang nötig ist.

Man könnte auch für leistungsstärkere Motorräder einen rotationsträgeren Zylinder nehmen, doch da die Masse eines Motorrads nicht proportional zur Leistung zunimmt, wäre solch eine Veränderung der Bedingungen ja eher unrealistisch...

Der Weisheit Schluß: Beim Vorwärtsbeschleunigen merkt man erst einmal, was man auf dem Weg bis zum Hinterrad schon einmal unbemerkt an Rotationsenergie in Bauteile hineinsteckt und scheinbar nie auf dem Straßenbelag ankommt.

Ich denke, daß die Sache schon deutlich freundlicher ausgesehen hätte, wenn man einfach im größten Gang gemessen hätte.

Allerdings ist ja auch die obere Drehzahlgrenze des Systems rotierender Stahlzylinder ein begrenzender Faktor, den es zu beachten gilt.

Und letzten Endes gibt es inzwischen schlichtweg Computer mit ordentlich Rechenleistung deutlich billiger als einen aufwendiger gebauten Prüfstand.

Wer die Leistung seines Motorrads aufgrund des explodierenden Preises für die Messung auf aufwendigeren Prüfständen gar nicht durchführen läßt, bringt dem Betreiber des Prüfstands bekanntlich gar keine Einkünfte, während sich bei einem einfach gehaltenen Prüfstand sozusagen die "Einstiegsdroge" niedriger Preis leichter einstellen läßt und anschließend kommen die Kunden bei entsprechender "Massenabfertigung", die damals am Tag der offenen Tür gemacht wurde, mit der Zeit von selbst. Die Sache entwickelt sich also mit deutlich kleinerer Anschubfinanzierung zum Selbstläufer.

20 Kunden, die für 15DM messen lassen sind eben mehr wert als 5, die sich die Messung für 25DM hätten leisten wollen.

gRuß,
Obi

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