Re: Tödlicher Unfall "Selbstfahrendes Auto"...


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Geschrieben von Werner am 23. März 2018 12:31:41:

Als Antwort auf: Tödlicher Unfall "Selbstfahrendes Auto"... geschrieben von Joachim S am 23. März 2018 10:11:27:

Moin,

ich komme gar nicht an das Video. Ist das schon wieder rausgenommen ?

Aber egal, ich muß sowas auch nicht sehen.

Fahrtechnisch betrachtet ist es möglich, eine Autofahrt zu automatisieren, aber es gibt kein Fortbewegungsmittel, das so viele menschliche Aspekte enthält.

Fliegen wir mit dem Flugzeug, dann müssen wir nur aufpassen, daß wir nicht mit anderen Fliegern zusammenstoßen oder ungewollt in falscher Position den Grund berühren. Wo wir letztlich lang fliegen, ist egal. 50 Meter weiter links oder rechts, kein Problem. Die Sensorik für automatisches Fliegen ist simpel. Sie muß funktionieren, braucht aber nichts zu interpretieren.

Die schwierigste Flugphase, die Landung, wird von der Funktion AUTOLAND eines Airbus 330 so gesteuert, daß selbst routinierte Piloten nicht merken, wann die Räder aufgesetzt haben. Dennoch ist das Programm dafür vergleichsweise simpel.

Aber was ist denn anders ?

Auf Rollbahnen queren keine Radfahrer bei Dunkelheit die Seite. Es gibt Probleme mit Wildwechsel bei bestimmten Flughäfen (z.B. Köln/Bonn). Da ist ein ganzes Aufpasserteam damit beschäftigt, die Zäune zu kontrollieren und im Zweifel die Tiere zu bejagen. Die Kontroller auf dem Turm sorgen dafür, daß nicht andere Piloten "auf dumme Gedanken" kommen und die Gepäckauto-Fahrer verlieren sofort ihren Job, wenn sie auch nur einen halben Meter jenseits der gelben Linie fahren.

Würde man das alles so auf der Straße einrichten können, wäre selbstfahrendes Auto ein Witz. Aber hier bestimmt nicht die (rel. einfache) Fahrphysik, hier geht es um das bunte Markttreiben der menschlichen Gesellschaft.


"Ich stürze mich in den wahnsinnigen Freitags-Verkehr"

"Auf dem Highway ist die Hölle los"

"Mannomann, die Leute fahren heute wieder wie die . . . . "

"Amico, wach auf, grüner wird's nicht !"

"Ommi, zieh deinen Drahtesel von der Straße, sonst . . . "


Ich bin überzeugt, daß man diese Liste noch sehr weit ausdehnen könnte. Sie hat auch keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Relevanz. Aber der emotionale Aspekt soll klar sein. Da spielen nicht Tausende, sondern Millionen Faktoren eine Rolle. Und jeder Mensch, der auf die Welt kommt, bereichert die Menge der Faktoren wieder um mindestens hundert.

In USA dürfen Menschen mit 16 Auto fahren. Bei uns mit 18. Die Anforderungen an den Führerschein sind national recht unterschiedlich, was ich hier nicht diskutieren wollte, aber eins zeigt das ganze: es müssen Menschen sein mit erfahrerner Wahrnehmung, heißt, die Interpretation muß geübt und souverän sein und es muß eine gewisse Reife und ein Verantwortungsbewußtsein bestehen.

Und nun programmieren wir mal eben eine Maschine, die diese Vorraussetzungen erfüllt. . . . . .

Das ist Sciene Fiction seit mindestens 50 Jahren.


Firmen werden behaupten, daß statistisch das Risiko kleiner ist, als beim vom Menschen gefahrenen Auto. Sie werden auch ihre Interpretationsalgorithmen optimieren, sodaß immer weniger passiert - davon bin ich überzeugt. Aber wird der Autobesitzer sowas wollen ? Wo bleiben Fahrspaß, Nervenkitzel, Lebensfreude ? Spielen wir dann während der Fahrt Videospiele, die Autorennen simulieren?

Ich mache keinen Hehl daraus, daß ich mich für manche Neuerungen einfach zu alt fühle. Ich möchte kein automatisches Getriebe, weil ich im zweiten Gang bleiben will, wenn ich die nächste Abbiegung schon in Reichweite habe. Mich macht es nervös, wenn das Getriebe erst raufschaltet und dann gleich wieder runterschaltet. Ich möchte auch meinen kleinen Suzuki mal mit unvernünftigen 6000/min auf Teillast in eine Kurve reinjagen, um dann nur mit dem Gas die Kurvenrichtung zu bestimmen. Sowas macht die Automatik nur ganz schlecht mit.

Ich stehe zu dieser Freude. Ich nehme damit niemandem etwas weg oder versuche ihn zu bedrängen. Ich verbrauche Ressourcen wie Gummi und Benzin in einem Maße, was nicht notwendig gewesen wäre, aber welche Fahrten sind denn notwendig ? Wie viele Unfälle würden dann passieren, wenn nur die notwendigen Fahrten unternommen werden ?

Und wer definiert das ?

Das sind alles menschliche und soziale Dinge, die haben mit Fahrphysik total wenig zu tun.


Gruß

Werner

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