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Frage:

Welche Temperatur sollte das Pöl denn haben, gibt es Probleme wenn es zu heiß ist (Blasenbildung oder thermische Überlastung der ESP)?

Antwort von Joachim S

Im allgemeinen wird eine Pöl-Temperatur von 50 bis 60°C vor der Einspritzpumpe angestrebt. Prinzipiell gilt: je heißer das Pöl, desto dünnflüssiger ist es, desto leichter zerstäubt es an den Düsen, desto vollständiger erfolgt auch die Verbrennung. Eine gute Verbrennung ist wiederrum wichtig für einen guten Wirkungsgrad des Motors, gutes Abgasverhalten und ist auch der Lebensdauer zuträglich. Normale Einspritzpumpen sollten Pöl-Temperaturen bis ca. 90°C vertragen. Elektronisch geregelte Pumpen messen zumeist die Kraststofftemperatur. Steigt sie über 90°C wird die Fördermenge zurückgenommen (Notprogramm, Leistungsverlust)

Auch die üblichen Werkstoffe für Kraftststoffleitungen sind dafür geeignet. Gut vorgewärmtes Pöl ist auch wichtig für die Einspritzpumpe, die von ihrer Konstruktion auf dünnflüssige Medien ausgelegt ist. Auch wenn vielfach behauptet wird "Pöl schmiert besser als Diesel" so ist das für ESPs leider falsch. Anschaulich und etwas vereinfachend gesprochen "kommt das zu dicke Pöl nicht in die engen Schmierspalte".

Auch wenn die Pumpen vom warmen Pöl profitieren, so gibt es doch auch einige "Vorsichts". Bei heißen Verteilerpumpen besteht große Gefahr wenn diese bei laufendem Motor von aussen schockartig gekühlt werden (z.B. durch Spritzwasser). Dabei zieht sich der Verteilergrundkörper zusammen und es kann zum Fressen des Rotors bzw. Pumpkolben kommen.

Auch plötzliches Umschalten auf heißes Pöl bei kalter Pumpe kann u.U. eine Gefährdung bedeuten, vermutlich ist es besser die Pumpe langsam auf Temperatur zu bringen (ggfs. mit Diesel vorheizen). Dies ist allerdings eine persönliche Einschätzung meinerseits (resultierend aus einem Schadensfall an einer Bosch-Verteilerpumpe) und nicht bewiesen. Die Pumpe gegen Spritzwasser und kalten direkten Fahrtwind zu schützen kann kein Fehler sein.

Die Bosch-Reihenpumpen sind anders konstruiert, sie gelten bislang als robust und "Pöl-tauglich".

Hinter der ESP wäre eine weitere Erwärmung des Pöls denkbar, da die Hochdruckleitungen und Düsen auch noch mehr als 90°C vertragen würden. Erfahrungen hiermit sind mir allerdings nicht bekannt.

Abschließend möchte ich erwähnen das verschiedene Autos durchaus unterschiedlich auf die Pöl-Temperatur reagieren. Bei meinem älteren VW 1,6 l TD kann das Pöl anscheinend gar nicht heiß genug sein, andere Autos geben sich offenbar auch mit weniger zufrieden.

Heißerer Kraftstoff geht oft mit einem gewissen Leistungsverlust einher (Ausnahme elektronsich geregelte Pumpen die das kompensieren können). Dieser Leistungsverlust ist soweit unbedenklich, schadet dem Motor nicht und spart auf Dauer etwas Sprit. Er ließe sich ggfs. durch Erhöhung der Fördermenge kompensieren, doch dann stimmt die Anpassung für kalten Kraftstoff nicht mehr.

Wird "im Notfall" mit Diesel gefahren, empfiehlt es sich die Heizung auszuschalten, absolut nötig ist es aber nicht. Laut unseren Erfahrungen führt heißer Diesel ggfs. zu Leistungsverlust und Minderverbrauch, kann aber auch die ESP zusätzlich belasten.

Immer wieder mal hört man auch von Blasenbildung bei heißem Sprit. Meines Erachtens ist das eher Blödsinn, bei Pöl auf jedem Fall, auch Diesel müßte dazu wohl heißer werden als 90°C. Blasen unterhalb dieser Temperatur entstehen durch andere Effekte. Entweder saugt das System irgendwo Luft an oder es herrscht bedingt durch verstopfte Filter oder zu enge Leitungen ein großer Unterdruck. Dann können evtl. "Vakuumblasen" auftreten, deren Bildung durch heißen Sprit begünstigt wird. Aber die Ursache ist eben nicht der zu heiße Sprit. Der große Unterdruck vor der ESP ist ohnehin zu vermeiden, er führt u.U. zu Leistungseinbrüchen.


Letzte Änderung: 10.5.2005 09:24:16 - Autor: blue - Letzter Autor: eckes
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