Mal meine Erfahrungen mit diesem Zählwerk (Vorsicht: Viel Text, Bilder)


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Geschrieben von Diesel am 06. August 2005 20:55:52:

Als Antwort auf: Zählwerk für Pöl geschrieben von Mark am 06. August 2005 18:20:48:

Hallo Mark,

genau auf diese Auktionen hatte ich auch geboten. Zwei Stück hatte der Verkäufer im Angebot und eins davon habe ich für 84,- Euro erworben. Geliefert wurde ein von der Artikelbeschreibung leicht abweichendes Exemplar mit grauer statt gelber Deckscheibe. Es dürfte sich um ein baugleiches Modell zu dem beispielsweise von Güde für rund 170,- Euro(!) vertriebenem Zähler handeln. Andernorts bekommt man das Teil schon für rund 110,- Euro. Meiner wurde ursprünglich von WEC aus Italien geliefert, Typbezeichnung CL113. Im Vergleich finde ich den Preis völlig OK. Bis hierhin war die Welt auch noch in Ordnung... smile

Ich habe das Gerät dann an meine Pumpe geschraubt und gehofft, daß die Differenz zwischen geförderter und angezeigter Menge nicht gar so krass ausfällt, wie schon bereits an anderer Stelle zu lesen war (Mehranzeige von 30%). Erste Erkenntnis: Es sind je nach Kalibrierung tatsächlich zwischen 10 und 30% zuviel bei PÖL (8l durchgelaufen, gut 10l angezeigt konfus). Zweite Erkenntnis: Das PÖL PISST förmlich aus allen Ritzen! kotz Ich musste eine Blechdose drunterhängen und nach einmal Tanken war die schon voll. Also so geht das keinesfalls!


Man kommt sich vor wie auf einem U-Boot: Es pisst!

Dann hab ich das Ding aufgeschraubt und geguckt, was drinnsteckt. Kaum zu glauben: Ein Zählwerk.

Schraubt man dann weiter, kommt man zum eigentlichen Messwerk. Hier findet sich auch die Undichtigkeit.

Der Verbindungsflansch ist kissenförmig verzogen. Vermutlich ein typischer Herstellungsfehler: Spritzgussverzug! SO bekommt man das Ding natürlich nie und nimmer wieder dicht. Ich hatte dann trotzdem diverse Versuche mit Silikon und Curil durchgeführt, die aber alle kläglich gescheitert sind. Des Rätsels Lösung ist klar, wenn man kurz mal rechnet: Die Güde-Midi macht so 3,5bar Druck bei geschlossenem Zapfhahn und der Durchmesser der Flanschöffnung beträgt in etwa 12cm. Berechnet man schnell mal die Kreisfläche, kommt man auf 110cm². Das ergibt bei 3,5bar Druck immerhin beachtliche 385N Kraft, die versuchen, den Flansch auseinander zu pressen. Ist der dann schon im Ruhezustand verbogen, pisst es natürlich aus allen Ecken.

Da ich keinen Bock hatte das Ding zu reklamieren (was sich bei ebay-Erwerbungen ja auch oftmals als schwierig erweist), habe ich den Plastikflansch dann kurzerhand gerade gefeilt und die Dichtung mit Omnivisc-Silikon unterstützt. D.h. unter den O-Ring (der übrigens etwas zu groß ausfällt und sich daher gern "verläuft") kommt Silikon und darüber ebenfalls. Auch das Gegenstück erhielt eine Silikonfase. Beides ließ ich erst aushärten, bevor ich es leicht eingeölt montierte.


Die Zählereinheit mit O-Ring von hinten


Der abgefeilte Flansch mit eingesetztem O-Ring und Silikon
(das Papiertuch soll nur nachtropfendes PÖL vom Silikon fernhalten)


Beides im ausvulkanisiertem Zustand

Während das Silikon vulkanisierte, machte ich mir Gedanken, wie man wohl die Anzeigegenauigkeit erhöhen könnte. Dazu muß man wissen, wie die "Kalibrierungsschraube" überhaupt funktioniert. Das tut sie, indem ein Teil des Flüssigkeitsstroms am Messwerk vorbeileitet, quasi als Bypass.


Teil Nr. 10 ist die Kalibrierungsschraube


Hier die Kalibrierungsschraube, die von außen den Bypass-Querschnitt regelt


Zwei Bohrungen von je 3mm zur Erhöhung der Bypass-Menge brachten Erfolg

Nach dem Zusammenbau erwies sich das Gerät endlich als dicht und auch dem Druck der Pumpe gewachsen. Die Kalibrierung lies sich nun problemlos durchführen.

Dazu "literte" ich eine Giesskanne aus. Es zeigte sich, daß die an der Giesskanne angebrachte Teilung stark fehlerhaft ist.


(hallo Ulf: Benutzt Du die gleiche Kanne (Ebert, Artikel Nr. 5010)? Dann verstehe ich auch, warum Du immer so wenig verbrauchst... crazy)


DA sind 8 Liter!


Nu passt das! grins

Die Messgenauigkeit ist vermutlich recht stark an die Durchlaufgeschwindigkeit gekoppelt und die hängt natürlich u.a. von der Viskosität des Mediums ab. Z.Zt. schafft die Güde Midi etwa 23l pro Minute und darauf ist die Schose jetzt kalibriert. Im Winter wird der Durchsatz einbrechen und dann schätze ich mal, daß sich die Messgenauigkeit auch wieder verschlechtert. Aber egal: Jetzt stimmt's erstmal. Mit so einem +30%-Teil wollte ich aber echt nicht leben.


Damit wäre die private "PÖL-Tanke" im Grunde soweit fertig, wenn da nicht noch das Problem mit der nicht selbsttätig schließenden Zapfpistole wäre. Wenngleich vom automatischen Typ, schließt sie vermutlich wegen der höheren Viskosität nicht selbsttätig. Ich vermute eine mangelnde Strömungsgeschwindigkeit am Ventilsitz der Zapfpistole (Venturi-Effekt), die nur einen zu geringen Unterdruck aufbaut, der dann nicht ausreicht, die Steuermembran entsprechend zu betätigen. Hat jemand eine Idee, ob sich der Unterdruck durch eine passende Modifikation der Venturi-Bohrung verbessern lässt?

Soweit meine Erfahrungen mit dem Durchflußzähler und dem privaten "Tankstellenbau" grins. Vielleicht hilft's ja dem einen oder anderen weiter.

Hätte ich gewusst, welchen Aufwand es erfordert, diesen handelsüblichen "Amateur-Diesel-Tanken-Mumpitz" auf PÖL umzurüsten (allein alle Schraubverbindungen dicht zu bekommen war echt aufwändig), hätte ich lieber eine alte Tankstellen-Zapfsäule gekauft und die geschlachtet. Da wäre dann eine Pumpe, ein (eichbarer!) Zähler, eine Automatik-Pistole und eine "Rüsselsteckdose" dran gewesen und hätte vermutlich nicht mal die Hälfte dessen gekostet, was ich für meinen Kram abgedrückt habe. Z.B. diese hier: Tanksäule mit zwei Zapfstellen

Grüße, Tom

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