Oder die Definition der Pferdestärke nicht so anschaulich wie erhofft


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Geschrieben von Obi am 10. März 2019 16:01:51:

Als Antwort auf: Die Pferdestärken waren gefaket geschrieben von Werner am 10. März 2019 10:59:55:

Moin Werner,
ein Kommilitone aus dem Jahr 2001 sprach einmal darüber, daß ein 75kg wiegender Mehlsack, der somit ein Gewicht von 75kp verursacht, mit 1m/s senkrecht von der Erdoberfläche nach oben gezogen, die Leistung 1PS=75kpm/s benötigt.
Was das mit einem Pferd zu tun hat, ist eine Frage, die ich bis heute nicht beantwortet bekommen habe.


Für mich ein wenig glaubwürdiger war wohl die Antwort des wohl bekannten Automobilclubs mit den 4 Großbuchstaben auf einen Leserbrief, der eben genau auf unsere Beobachtung, daß ein Pferd, das leistungsmäßig ja im Bereich von einer Pferdestärke liegen muß, deutlich mehr zu Stande bringt als ein Mofa, das mit 2 bis 4 PS angegeben wurde, aber dann dem realen Pferd deutlich unterlegen war und ist.
Die Zeitschrift habe ich natürlich längst nicht mehr, doch erinnere ich mich an die Formulierung, daß ein Pferd in etwa so stark sei wie eine Ente ("nicht die im Teich, Cirtoën 2CV!" stand da wirklich), diese Leistung aber nur über einen sehr eng begrenzten Zeitraum erbringen könne.
Die Pferdestärke nach DIN sei die Dauerleistung, die ein Pferd den ganzen Tag lang ohne gesundheitliche Schäden erbringen kann.

Wie man das so feststellen konnte, daß das "englische Grubenpferd", welches mein Physiklehrer in der 10. Klasse zitierte, genau 75kpm/s leisten kann, ist mir jetzt nicht klar, zumal die Engländer wohl auch wieder ihre Maße hatten und bis heute noch haben, wo sich eher selten etwas finden wird, was mit unseren metrischen Maßen zufällig kompatibel ist. Man beachte, daß zwischen der englischen "short ton" und der englischen "long ton" wohl zufällig die metrische Tonne liegt und wohl auch so manchen Transportunternehmer aus Unwissen ins Verderben rennen ließ.

von mir an Dich gilt jedenfalls der Feststellung, daß man sich auch ein etwas stärkeres Referenzpferd hätte holen können, um eine halbwegs handhabbare Zahl zu Grunde legen zu können.

Ich erinnere mich an Kfz-Werkstätten, wo man in den späten 1980ern noch unter dem daN-Aufkleber auf den Zifferblättern der Meßuhren des Bremsenprüfstands das seit 1. Januar 1978 nicht mehr erlaubte "kp" lesen konnte. Die knapp 2% Abweichung des nun in Dekanewton umgetauften Kilopond fielen wohl in den Bereich der erlaubten Toleranz.

Um nochmals auf die kurzzeitig erbringbare Leistung von Säugetieren zurück zu kommen: Unser Sportlehrer in der 12. Klasse bemerkte, daß Menschen, insbesondere Männer, auf Grund des Aufbaus der Muskulatur eine gegenüber der Dauerleistung deutlich überhöhte Kurzzeitleistung erbringen können.

Das habe ich sogar 2 Jahre vorher bewiesen, als unser damaliger Physiklehrer uns einen vorher bestimmten Höhenunterschied von ca. 2,9m (muß ich einmal bei der 20-Jahr-Feier unseres Abiturs nachmessen, es handelte sich um die Treppe vom Forum des Gymnasiums hinauf zum im darüber liegenden Stockwerk gelegenen Sekretariat) überwinden ließ und die dafür benötigte Zeit stoppte.
Ein Klassenkamerad meines Bruders, der bis zu mir durchgesickert war, erbrachte gemäß der gemessenen Zeit eine Leistung im unteren 2-stelligen Bereich, während ich wie die viel zitierte angesengte Wildsau die Treppe hinaufrannte und dann auf eine Leistung von knappen 710W, entsprechend 0,96PS, erbrachte.


In meinem gestrigen Beitrag fehlt noch die Erwähnung eines Ingenieurs, der bei Zeiss in Oberkochen tätig war. Auf der damals mit dem Professor, der die Vorlesung "Maschinendynamik" hielt, durchgeführten Exkursion bemerkte der Ingenieur, daß er ja gleich 2 mal umlernen mußte.

Einmal während des Studiums vom bisherigen metrischen System auf´s SI, und nach Eintritt ins Berufsleben wieder zurück, da ja die alten Hasen eben das ihnen bekannte System nicht aufgeben wollten und es, weil es ihnen eben einfach vertraut war, bis zum Ende ihres Berufslebens weiter verwendeten. Vermutlich haben diese Leute eben im bekannten System gerechnet und anschließend das Ergebnis ins gesetzlich vorgeschriebene System umgerechnet.

Da ja auch in derselben Zeit die Marsmissionen namens "Pathfinder" liefen, fällt mir noch eine Sache ein, die das Dilemma unterschiedlicher Einheiten erklärt: Laut Wikipedia-Artikel

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_künstlichen_Objekte_auf_dem_Mars

(der doppelt eangegebene Link ist nur ein Versuch, um festzustellen, was dabei heraus kommt, wenn man einen https-Link zurecht bastelt, damit er vielleicht doch mit den doppelten eckigen Klammern tut)

scheiterte die Pathfinder-II-Mission, weil dort laut Tabelleneintrag 7 ein Einheitenfehler im Navigationssystem vorlag.

Wenn Du mich fragst, ist genau diese gescheiterte Mission ein unbestreitbarer Grund, daß man sich wohl wirklich einmal ein weltumspannend gemeinsames System aneignen muß, damit man nicht solch teure Projekte leichtfertig in den Sand setzt.


Wie im vorherigen Beitrag schon erwähnt, muß man ja eigentlich schon seit gut 41 Jahren das SI verwenden, und da ich ja erst im August meinen 40. Geburtstag feiern werde, was so viel bedeutet wie: ich dürfte die alten Einheiten eigentlich nur aus alter Literatur kennen - merkt man wohl sehr schnell, wie lange solch eine Umstellung dauert crazy

Mit freundlichem gRuß und dem Gedanken im Kopf, wann ich eigentlich das letzte mal auf einem Pferd gesessen bin,

Obi

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