Der organisierte Krieg

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Geschrieben von Werner am 06. Juni 2020 00:56:51:

Als Antwort auf: So primitiv war der Test... geschrieben von Henzo am 05. Juni 2020 21:50:09:

Moin,

sicherlich haben die ersten sesshaften Menschen ihre Äcker verteidigt. Haben schon vor 2000 Jahren Drachen steigen lassen und Vögel damit vertrieben. Auch Ernteraub wurde schon vehement mit Gewalt unterbunden.

Aber Krieg ist etwas ganz anderes. Da wird ein System geschaffen von Leuten, die dies am Schreibtisch tun, in ähnlicher Verfassung, wie ein Schachspieler, der über den nächsten Zug nachdenkt. Es werden Strategien und Spiele erfunden, die angeborene Tötungshemmung von Soldaten zu überwinden. Der Ausführende kennt den Getöteten nicht, sieht ihn heutzutage gar nicht mehr. Das geht nicht auf Urtriebe zurück, das ist eher etwas modernes, bei dem archaische Triebe genutzt bzw. zweckentfremdet werden. Der ganze Pathos von Heldentaten gehört dazu.

Das Rekrutieren von Soldaten hat eher damit zu tun, wie eine Gesellschaft aufgebaut ist. Gibt es wenige große Firmen, die viel zu sagen haben, dann sind solche Dinge leichter. Die "normalen" Menschen auf der unteren Ebene sind es einfach gewohnt, zu gehorchen und sehen weniger Alternativen. Ihnen wird eingeredet, sie seien ein Teil eines größeren Ganzen und damit läuft das.

Mein Vater war im Krieg und hat davon mehrere Jahre erzählt. Irgendwann war das Thema durch und er schwieg. Für uns Kinder war er automatisch der Held, denn er saß ja vor uns und konnte berichten. Viel später erst wurde uns bewußt, was ihm die ganze Zeit klar war: er war KEIN Held, sondern hat Glück gehabt, wobei der Begriff "Glück" eigentlich nicht passt, sondern durch "Zufall" ersetzt werden muß. Die eigene Ohnmacht, das Geschick nicht handhaben zu können, war meinem Vater immer sehr bewußt und hat ihn auch innerlich krank gemacht.

Knapp dem Tode entronnen ist was für Actionfilme. In Realität fühlt sich sowas nicht gut an. Er hat Soldaten gesehen, die sich nach überlebten Angriffen selbst umgebracht haben, weil sie es nicht ausgehalten haben. So etwas wurde freilich und "gefallen" verbucht. Wer hätte das auch nachprüfen wollen?


Gruß

Werner

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