Corona... Woher kommt die zweite Welle? Mehrere Gruende


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Geschrieben von huebi am 25. Oktober 2020 18:12:04:

Als Antwort auf: Corona... Woher kommt die zweite Welle? geschrieben von Joachim S am 16. Oktober 2020 23:43:52:

Moin Jo.

Ich habe mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht und habe folgende Gruende fuer mich heraus gefunden.


1. Unbegreifbarkeit der Pandemie

Da sich das Virus exponentiell ausbreitet, koennen wir Menschen so etwas nur schwer begreifen.
Beispiel: Ein Teich waechst mit Seerosen zu. Jeden Tag verdoppelt sich die Flaeche der Seerosen und nach 48 Tagen ist der Teich komplett mit Seerosen zugewachsen. Nach wie vielen Tagen ist der Teich zur Haelfte mit Seerosen bedeckt?
Die meistgegebene Antwort ist 24 Tage.
Allerdings ist der Teich erst einen Tag bevor er ganz zugewachsen ist, zur Haelfte mit Seerosen bedeckt weil sich die Flaeche der Seerosen ja jeden Tag verdoppelt.
47 Tage ist also die korrekte Antwort.

Da wir das nur schwer begreifen koenn, fahren unsere Gefuehle mit uns Achterbahn.
Damit die Angst nicht ueberhand nimmt, kann ich mir eine einfache, begreifbare Loesung ausdenken und die Tatsachen verleugnen.
Ist ja nur eine bessere Grippe und Chlorreiniger intravenoes toetet Viren zuverlaessig.
Verbessert zwar das Wohlbefinden, aendert aber nichts an den Naturgesetzen.


2. Abstand

In unserer Kultur ist Abstand halten nicht wirklich Teil des sozialen Lebens. Naehe, Haende schuetteln und grosse Feste gehoehren fuer uns zum normalen Leben. Auch das regelmaessige Treffen mit Freunden gehoert dazu.

Vor fuenf Jahren war ich mal ein paar Wochen in Japan und habe dort viel ueber die japanische Kultur lernen duerfen.
Grundsaetzlich ist der Umgang der Menschen dort gepraegt durch Hoefflichkeit und von dem Gegenueber auf gar keinen Fall zu nahe zu treten, woertlich und auch im uebertragenen Sinne.
Das hat seine Ursache darin, dass in Japan schon vor 500 Jahren eine Bevoelkerungsdichte erreicht war wie wir sie heute erst in unseren Ballungsgebieten haben. Dauernd anderen Menschen zu begegnen, ist mit erheblichen sozialen Stress verbunden. Und damit sich die Menschen nicht ununterbrochen gegenseitig die Koeppe einschlagen, hat sich in Japan eine Kultur mit sehr viel Hoeflichkeit und Wertschaetzung des anderen entwickelt. Dazu gehoert grundsaetzlich auch das Abstand halten, was in den Zuegen der Ballungsgebiete nicht moeglich ist und deshalb durch andere Verhaltensweisen wie sich mit moeglichst beiden Haenden oben im Zug festzuhalten.

Es wird sich aus etwa drei Meter Abstand durch (mehrmaliges) Verbeugen mit gefalteten Haenden begruesst. Erst danach wird, wenn beide einverstanden sind, der Abstand verringert.
Ich hatte vom Nachbarn eines Freundes dort auf dem Land gerne etwas Bambus haben wollen. Der Nachbar stand etwa 50 m entfernt auf seinem Feld, ich musste warten und mein Freund ist dann zu ihm hingegangen, hat ihn wie oben begruesst, mit ihm geredet und hat mich dann erst heran gewunken. Ich habe den Nachbarn genauso begruesst, ich wurde vorgestellt und dann haben wir erst den Bambus mit der Motorsaege unter den amuesierten Blicken des Nachbarns passend zurecht gesaegt.


3. Masken

In der Oeffentlichkeit habe ich damals in Tokyo schon viele Menschen mit Masken gesehen und habe dann recht schnell gelernt, dass diese Masken bei Schnupfen und Erkaeltung getragen werden, um die anderen Menschen nicht anzustecken und nicht, um sich selbst zu schuetzen. Also aus genau dem Grund, aus dem jetzt in der Corona-Pandemie auch wir die Masken tragen.
Leider empfinden viele Menschen hier das Tragen der Maske als Einschraenkung ihres persoenlichen Wohlbefindens und nicht als Wertschaetzung und Ruecksicht den anderen gegenueber.
Hier sehe ich noch erheblichen Aufklaerungsbedarf und auch dringend einen Wandel in unserer Kultur.
Allerdings habe ich hier noch einige Zweifel, dass es adhoc dazu kommt, dass das Masken nicht korrekt oder gar nicht zu tragen als asozial und verabscheuungswuerdig geaechtet wird.


4. Einschraenken der sozialen Kontakte

Wenn ich mich aber zurueck an die Zeit entsinne als ich noch Jugendlicher war, dann sehe ich fuer unsere Jugendlichen ein echtes Problem.
Ich persoenlich habe nur vier engere soziale Kontakte, die ich gerade auf zwei ausgeduennt habe. Telefonieren und chatten ist zwar nicht optimal, funktioniert fuer mich, nach etwas Gewoehnung, aber auch recht gut. Was mich nervt, ist das Einkaufen, denn das laesst sich nur schwierig deutlich erheblich einschraenken.


Fazit

Japan hat durch seine soziale Kultur uns in Richtung Virus gesehen ein paar Jahrunderte Vorsprung.
Mit etwa Faktor 30 weniger neue Ansteckungen pro Tag und einem weiterhin linearen Verlauf der neuen Fallzahlen ist das schoen zu sehen.
Wenn wir es hinbekommen, erheblich fuersoglicher und achtsamer mit unseren Mitmenschen umzugehen, werden viele 100000 Menschen hier mehr ueberleben.


Viele Gruesse,
huebi


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