Ich denke, solche Tests gehen an der Realität vorbei


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Geschrieben von Werner am 09. Dezember 2020 11:36:10:

Als Antwort auf: Re: ob 's was ausmacht? geschrieben von Uli S. am 09. Dezember 2020 10:36:29:

Moin,

das Video, wo die Phantom an der Wand zerblasen wird, ist schon steinalt.

Aus meiner Sicht könnte man das leicht mit einer Antonov 225 wiederholen. Aber dazu ist das Flugzeug viel zu schön und viel zu teuer. Die Phantoms stehen haufenweise rum und werden als ferngesteuerte Flugziele verwendet, damit die Soldaten darauf schießen können. Hätte man die Maschine mit Antrieb versehen und mit max. Geschwindigkeit an die Wand geflogen, dann hätte man halt die Kamera auf ein paar Bilder pro Sekunde mehr einstellen müssen, um das zu sehen. Das Ergebnis wäre nach meiner Überzeugung das gleiche gewesen. Vielleicht hätte man noch ein paar zusätzliche Lupeneffekte der Atmosphäre sehen können, die durch die Überschall-Schockwellen entstehen. Möglicherweise sogar Feuererscheinungen durch starke, lokale Überhitzung.

Eine Betonwand zu bauen, die sowas aushält, ist eigentlich keine Kunst. Und bei den Kosten für Beton auch nicht das Kriterium für ein Kraftwerk solcherart. Im Bunkerbau-Geschäft liegen reichhaltige Erfahrungen vor.


Anders sieht die Sache aus bei neuen verwendeten Techniken, die möglicherweise nicht voll inhaltlich jedem der Beteiligten bekannt sind. Das Problem eines AKWs ist nicht die Außenwelt, sondern das, was drinnen sich abspielt. Dabei gehören die Bediener zu den größten Schwachpunkten.

Wenn ich lese, dass in Fukushima die Niveau-Anzeiger falsch herum angezeigt haben, weil sich durch die Temperatur die physikalischen Verhältnisse geändert haben, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Den panischen Bedienern in dem Kraftwerk abzuverlangen, dass sie das in diesem Moment genau verstehen und entsprechend handeln, wäre wohl zuviel verlangt. Aber ein Meßgerät bauen, was richtig anzeigt unter den gesamten, möglichen Umgebungsbedingungen ?????

Kannjawohlnich denkt der Anlageningenieur, das ist, als fahre ich mit meiner Auto durch eine super enge Kurve und deshalb zeigt der Tacho falsch und ich baue einen Unfall. "Herr Wachtmeister, ich bin wirklich nur 70 gefahren !!!"

Aber sowas passiert und sowas ist Realität und an so etwas gehen große Dinge kaputt. Und Notstromdiesel, die nicht abgeschaltet werden und durch eintretendes Wasser des Tsunamis kaputt gehen, so dass sie später nicht mehr zu Verfügung stehen . . . . . das ist die Realität. Und diese Realität hat eigentlich mit Atomkernspaltung gar nichts zu tun. Sie hat nur das Problem, dass sie nicht ausreichend getestet werden kann, weil die Vorfälle zu selten sind.

"Haben Sie an alles gedacht ?" Über diesen Satz kann man trefflich philosophieren. Ich sage, nein, man denkt nicht an alles. Man denkt an das, was man weiß und was durch Erfahrungen bekannt ist.

Tote hat es bei jeder neuen Technik gegeben. Das sind Dampfloks explodiert, da haben sich Leute an scharfen Gegenständen tödlich verletzt, da sind Sachen passiert, die heute nicht mehr oder nur noch sehr selten passieren, weil man die Gefahren kennt und auch die ganze Kette eines potentiellen Unglücks herleiten kann.


Hätten wir einen Planeten außerhalb unserer Umlaufbahn, auf dem wir so viele AKWs testen könnten, wie z.B. Autos, dann könnten wir auch die Unfallzahlen soweit absenken, dass das Restrisiko echt klein ist. Wie groß, vermag ich nicht zu sagen. Aber wenn man sieht, wie Unfälle passieren und was für Deppen teils daran beteiligt waren, dann sollte man den Begriff "sichere Atomkraftwerke" lieber nicht verwenden. Es gibt immer eine Möglichkeit einen Unfall zu erzeugen, meist sind die ungewollten Unfälle noch wesentlich krimineller "gestaltet", als es der Saboteur sich hätte ausdenken können.

Wir wissen das alle. Lesen die Zeitung und schütteln den Kopf über Flugzeug-Unglücke in Pakistan, wo die Piloten offenbar den Verstand verloren hatte, denken "ach, das ist ja weit weg, gut dass ich nicht in Pakistan lebe"

Dann lesen wir von einem Deutschen, der mit seinem Suizid den gesamten menschlichen Inhalt eines Airbus in den Felsen gesteuert hat. Diese Maschine war übriges so perfekt gegen Terroristen gesichert, dass niemand gegen diesen Plan etwas unternehmen konnte.


Ja, und mit etwas Phantasie kann man sich für jede gefahrgeneigte Technik etwas ausdenken, was schief gehen könnte. Nur die Folgen des Unfalls, die braucht man sich nicht auszudenken, die liegen auf der Hand und sind (sogar für AKWs) ausreichend erforscht.


Frührer habe ich auch gedacht, man könne alles richten und müssen nur genau genug drüber nachdenken. Ich verstehe Dominik besser, als dieser glaubt.

Als mein Bruder mit seinem Motorrad tödlich verunfallt ist und ich innerlich habe Revue passieren lassen, was ihm alles vorher schon passiert ist, da hat sich meine Einstellung geändert. Ich hatte gerade einen 2,5 jährigen Sohn und die Tochter war kurz vor ihrer Erscheinung auf der Weltbühne.

Ich meine inzwischen, man hätte meinem Bruder das Motorrad einfach abnehmen müssen. Ohne Diskussion! Mein anderer Bruder, der ebenso verkehrsuntauglich war, hat das selbst begriffen und mir mal erzählt, er tobe seinen männlichen Leistungshunger nun auf langsam fahrenden LKW aus. Das überfordere ihn nicht, aber er könne trotzdem sagen, dass er mit mehreren hundert PS unterwegs sei.

Sehr weise, sehr richtig, volles Lob. Hoffentlich schafft die Gesellschaft so etwas auch. AKW sind nicht notwendig für unser Überleben und es gibt mehrere Millionen anderer Möglichkeiten, sich dolle Sachen auszudenken und zu bauen.

Für mich sind AKWs etwas wie der Geist in der Flasche. Und ich bin nicht der emotional Fürchtende, sondern ein Anlageningenieur, der schon mehrere wirklich gefährliche Anlagen sicher in Betrieb genommen hat und für sich beansprucht, dass dies kein Zufall war.


Grüße

Werner

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