Re: Stimmt, die Bezeichnung ist nicht geschützt, aber


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Geschrieben von Werner am 02. April 2021 12:47:50:

Als Antwort auf: Re: Stimmt, die Bezeichnung ist nicht geschützt, aber geschrieben von Jockel am 02. April 2021 08:42:22:

Moin,

das kann sich auch geändert haben. Bin auf einem alten Stand.

Klar ist jedenfalls, dass sich jeder Ingenieur nennen darf, der das möchte.

Es darf sich auch jeder Genie nennen, wenn er meint, dass das für ihn die zutreffende Bezeichnung ist.

Es gibt nur wenige technische Berufe, die festgeschriebenen Gesetzen unterstehen. Das sind z.B. die Bauleute, die Statiker. Die bekommen extra Stempel und stempeln damit Prüfstatiken ab. Wer so etwas fälscht und sich als ein Prüfstatiker ausgibt, ist richtig dran.

Bei den Elektroleuten ist es ähnlich. Eine Bekannte von uns hat jetzt kürzlich ihren Elektromeister abgelegt bzw. die Prüfung. Ein junges Mädel, Mitte 20. Die haben sie durch den Wolf gedreht, aber frag nicht nach Sonnenschein.

Das Potential, was ein Elektriker hat, ganze Stadteile abzufackeln, ist einfach zu groß, als dass man die Leute frei irgendwas machen lassen würde.


Wenn ich als Prozeßingenieur mich verrechne und die Anlage funktioniert nachher nicht, dann ist das auch ein Riesenschaden. Aber da exploidert nichts, es funktioniert nur eben nicht. Alle Behälter halten dicht, alle Maschinen sind vom TÜV oder anderen Prüfinstitutionen abgenommen, alle Elektroleitungen sind korrekt verlegt, alle Stahlgerüste haben eine abgenommene Statik. Alles ist korrekt und sicher.

Nur die Anlage produziert nichts, oder zuwenig, oder das falsche Produkt. Das ist das blöde an der Geschichte. Die Millionen sind verbaut, aber niemandem aus dem Team konnte es auffallen, dass es nicht funktionieren wird. Lege ich Berechnungen vor, versucht mein Publikum meist, die ersten 5 Zeilen noch zu kapieren und dann schaut man sich um, ob das jemand verstanden hat. Irgendwann denken die Leute dann "wird schon gehen" und es geht weiter.

Dann werden gerne auch Ingenieurfirmen hinzugezogen, die das ganze nochmal checken sollen. Da sitzen dann Leute, die meist selbst noch gar keine Inbetriebnahme gemacht haben, zum Teil echt nette Mädels, die aber nichts verstehen sollen, sondern die vom Chef darauf angesetzt sind, möglichst viele Fehler zu finden - als Legitimation für das viele Geld, was so ein Laden dann fordert. Am liebsten sind denen Pipikommentare, deren Bedeutung für die Funktion der Anlage gering ist. Da kann man sich dann trefflich streiten und wenn man doch im Unrecht blieb, hat es kaum Auswirkungen.

Leider lernt kaum jemand was aus diesem Vorgang. Es wird gestritten, der Kunde schaut rechts und links und rechts und links wie beim Tennis und versucht herauszufinden, wer nun Recht hat. Am Schluß geht es dann irgendwie und alles stürzt wieder auseinander. Gelernt wurde dann eher, vor wem man sich in Acht zu nehmen habe, aber nicht, wie eine Anlage funktioniert.


Wären diese Dinge alle transparent, könnte man auch Gesetze dafür machen, die bestimmte Dinge verbieten oder einschränken. Aber wer sollte solche Gesetze auflegen? Deshalb wird es wohl so bleiben in dem ganzen Chaos.

Inzwischen sind Termine eigentlich nur noch was für das Mittagspausengeplänkel. Sprüche wie "der Termin muß eingehalten werden!" sind in den letzten 10 Jahren kaum noch zu hören gewesen. Glauben tut eh keiner dran. Ausreden gibt es immer und die meiste Kreativität wird auch darauf verwendet, anstatt sich mal wirklich um das Verständnis von Zusammenhängen zu bemühen.

Bei meiner letzten Anlage habe ich Personal geschult und das Gefühl gehabt, alle schauen nur auf die Uhr. Ganz stimmt das nicht, aber die meisten haben das nur als Plichtveranstaltung gesehen. Diese Leute probieren lieber selbst und kriegen das auch irgendwie hin. Am Schluß war dann Gelegenheit für Fragen und die Hauptfrage war, ob man die Anlage auch mit einer Handy-App fahren könne.

Reichlich frustriert bin ich nach Hause gefahren.

Gruß

Werner

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